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Der General

Mohammed Ould Abdel Aziz / Der 53-Jährige gewann die Präsidentschaftswahl in Mauretanien

Von Nissrine Messaoudi *

Im Sieg zeigte er sich versöhnlerisch: »Ich bin der Präsident aller Mauretanier«, sagte der ehemalige Putsch-Anführer Mohammed Ould Abdel Aziz. Abdel Aziz erhielt bei der Präsidentschaftswahl in Mauretanien mit 52,6 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit. Die Opposition hält dieses Ergebnis indes für Betrug. Doch Abdel Aziz weist alle Vorwürfe zurück und den internationalen Beobachtern liegen keine Indizien für gravierende Unregelmäßigkeiten vor.

Der Weg an die Staatsspitze war dem 1956 im westmauretanischen Akjoujt Geborenen nicht vorgezeichnet. Doch bereits 2005 wurde deutlich, dass eine Soldaten-Karriere dem Absolventen der Königlichen Militärakademie Marokkos nicht mehr genügte. Abdel Aziz, damals Oberst und Kommandant der Präsidentengarde, putschte gegen Staatschef Maaouya Ould Sid Ahmed Taya und wurde Mitglied der Militärjunta. Sidi Mohamed Ould Sheikh Abdallahi, der erste demokratisch gewählte Präsident Mauretaniens, löste die Junta 2007 ab und beförderte Abdel Aziz zum General. Der zeigte sich allerdings wenig dankbar und entmachtete seinen Gönner im August 2008 in einem unblutigen Putsch. Danach regierte er als Vorsitzender des Hohen Staatsrats. Erst in diesem Frühjahr gab er seinen Posten auf, um in den Wahlkampf zu ziehen.

»Ich bin glücklich, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung für mein Programm ausgesprochen hat«, sagte der General nach dem Urnengang. Er hatte den drei Millionen Einwohnern in der ölreichen, aber sehr armen islamischen Republik Wohlstand und eine eiserne Hand im Kampf gegen Korruption versprochen. Gratulationen zu seinem Sieg erhielt der Mauretanier bis jetzt nur vom König Marokkos.

Viele Mauretanier scheinen die Debatte um die demokratische Legitimität nicht wichtig zu nehmen. Tausende Menschen tanzten auf den Straßen der Hauptstadt Nouakchott, um den Sieg des »Präsidenten der Armen« zu feiern. Vor den Wahlen hatte der General einen Slum in der Hauptstadt sanieren lassen, Straßen wurden gebaut und die Bewohner bekamen Land zugesprochen. Außerdem ordnete er an, die Preise für Lebensmittel und Treibstoff zu senken. Damit konnte er die Herzen der armen Bevölkerung wohl für sich gewinnen.

* Aus: Neues Deutschland, 22. Juli 2009

Weitere Meldungen

Präsidentschaftswahl in Mauretanien angefochten

In Mauretanien ist die Präsidentschaftswahl vom Samstag angefochten worden. Drei der unterlegenen Kandidaten legten beim Verfassungsgericht in Nouakchott Einspruch gegen den Wahlausgang ein, verlautete aus Gerichtskreisen. In den Klagen sei von "massivem Betrug" die Rede. Bei den Beschwerdeführern handele es sich um den Chef der führenden Oppositionspartei, Ahmed Ould Daddah, um Parlamentspräsident Messaoud Ould Boulkheir sowie um Oberst Ely Ould Mohammed Vall. Ein vierter Kandidat, der Ex-Diplomat Hamadi Ould Meimou, verzichtete entgegen erster Ankündigungen auf eine Beschwerde.

In den Klagen ist den Angaben zufolge unter anderem von Manipulationen von Stimmzetteln, dem betrügerischer Einsatz von Chemikalien und Stimmen aus dem Ausland - insbesondere aus dem Nachbarland Senegal - die Rede.

Nach offiziellen Angaben ging der Anführer des Staatsstreichs vor knapp einem Jahr, Ould Abdel Aziz, mit 52,6 Prozent der Stimmen als Sieger aus der Wahl hervor. General Ould Abdel Aziz hatte den ersten demokratisch gewählten Präsidenten, Sidi Ould Scheich Abdallahi, im August 2008 aus dem Amt geputscht.

AFP, 22. Julöi 2009


Paris: Keine Hinweise auf Wahlfälschung in Mauretanien

Die von der Opposition angefochtene Präsidentenwahl in Mauretanien ist nach französischen Regierungsangaben weitgehend fair verlaufen. «Nach ersten Informationen unabhängiger Beobachter gab es keine größeren Unregelmäßigkeiten», erklärte ein Außenamtssprecher am Montag (20. Juli) in Paris. Mauretanien war bis 1960 französische Kolonie, ein Großteil der Wahlbeobachter gehört der internationalen Organisation der Frankophonie an. Diesen Artikel weiter lesen

Mit 52 Prozent klarer Sieger der Präsidentschaftswahl ist nach vorläufigen offiziellen Angaben Mohamed Ould Abdel Aziz, der die Macht vor einem Jahr in einem Militärputsch an sich gerissen hatte. Im April trat er als Junta-Chef zurück, um rechtmäßig als «Präsident der Armen» kandidieren zu können.

Die Opposition warf ihm am Sonntagabend (19. Juli) einen «Staatsstreich per Wahl» vor, weil das Ergebnis gefälscht worden sei. Der wichtigste Gegenkandidat von Aziz, Parlamentspräsident Messaoud Ould Boulkheir, kam nach den vorläufigen Angaben des Innenministeriums nur auf 16 Prozent. Das amtliche Endergebnis wird erst in einigen Tagen erwartet.

AP, 20. Juli 2009




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