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Samuel Ruiz: "Die indigene Bevölkerung hat mich verändert"

Der in Mexiko-Stadt verstorbene Altbischof genoss international hohes Ansehen

Von Gerold Schmidt, Mexiko-Stadt *

Ein großes Herz hörte am Montag (24. Jan.) auf zu schlagen. Mit 86 Jahren starb in Mexiko-Stadt der katholische Altbischof Samuel Ruiz García. Als Menschenrechtsverteidiger, Vermittler in Konflikten und Unterstützer der indigenen Bevölkerung genoss Ruiz über die mexikanischen Grenzen hinaus hohes Ansehen. Mit seinen Anklagen gegen unsoziale Wirtschaftspolitik und seiner eindeutigen Position für die Armen schaffte er sich aber auch manchen Feind im Vatikan und in Regierungskreisen seines Landes.

Der internationalen Öffentlichkeit wurde der Bischof bekannt, als er 1994 in der Kathedrale von San Cristóbal de las Casas im Bundesstaat Chiapas die Verhandlungsgespräche zwischen der aufständischen Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung und der mexikanischen Regierung führte. In San Cristóbal wirkte Samuel Ruiz García 40 Jahre lang bis zu seiner Emeritierung Anfang 2000.

Als er 1960 als damals jüngster mexikanischer Bischof Einzug in San Cristóbal hielt, machte Samuel Ruiz García auf den Ethnologen Fernando Benítez den Eindruck eines Fanatikers und strammen Antikommunisten, der auf der Seite der Großgrundbesitzer und Mächtigen stand. Doch bald begann eine tiefe Wandlung. »Die indigene Bevölkerung hat mich verändert«, sagte der Bischof rückblickend 1995. Und: »Wenn einer gleich bleibt, gibt es keine Bewegung, sondern Tod.« Im Gegensatz zu den meisten anderen Bischöfen besuchte er auch die entferntesten Gemeinden seiner Diözese und lernte die bittere Armut der bäuerlichen und indigenen Bevölkerung aus eigener Anschauung kennen.

Ruiz verwies die Menschen nicht auf das Jenseits, sondern ermunterte sie, für ihre Rechte auf Erden zu kämpfen. Das ihm bald angehängte Etikett Befreiungstheologe lehnte er jedoch ab. »Meine Sorge ist nicht die Theologie, sondern die pastorale Aktion«, so der Bischof. Und er ergänzte: »Eine Pastoralarbeit, die niemals darin bestehen wird, die Menschen in die Sklaverei zu führen, nicht wahr?«

Zweimal wurde Samuel García für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Trotz Unterstützung aus vielen Ländern sollen es die Einwände von Vatikan und mexikanischer Regierung gewesen sein, die die Auszeichnung verhinderten.

Am heutigen Mittwoch (26. Jan.) wird Ruiz García in der Kathedrale von San Cristóbal de las Casas bestattet. So hatte er es sich gewünscht.

* Aus: Neues Deutschland, 26. Januar 2011

pax christi trauert um Bischof Samuel Ruiz

Dieser für Menschenrechte engagierte Bischof hinterlässt die Hoffnung auf eine Welt in der Frieden und Gerechtigkeit herrschen Dieser für Menschenrechte engagierte Bischof hinterlässt die Hoffnung auf eine Welt in der Frieden und Gerechtigkeit herrschen

Die pax christi-Kommission „Solidaritätsfonds Eine Welt“ trauert um den gestern verstorbenen emeritierten Bischof von San Cristóbal/Mexico Don SAMUEL RUIZ im Alter von 86 Jahren, versehen mit den hl. Sterbesakramenten, verschieden ist.

Er war Gründer 1989 unseres Partners FRAYBA in Mexico (Namenspatron Fray Bartolomé de las Casas, Bischof im 16. Jhd.) sowie anderer Menschrechtsorganisationen und kämpfte unermüdlich für die Rechte der indigenen Bevölkerung, Nachkommen der Mayas gegen ihre Unterdrückung und Diskriminierung. 1994 vermittelte er zwischen den aufständischen Zapatistas in Chiapas und der mexikanischen Regierung (Abkommen von San Andrés) und war deshalb nicht nur verbalen Angriffen der mestizischen weißen Oberschicht ausgesetzt, doch von der indigenen Bevölkerung umso mehr als Vater "jTatic Samuel" geliebt.

Als Befreiungstheologe und Impulsgeber der indigenen Theologie war er weltweit gefragt, war Kandidat für den Friedensnobelpreis und erhielt 2001 den Menschenrechtspreis der Stadt Nürnberg. Die Laudatio hielt das pax christi-Mitglied Perez Esquivel.

Als letztes verfügte Don Samuel Ruiz, dass in seinem Namen sechs indigene Menschenrechtler/MR-Organisationen aus Chiapas kommende Woche für ihren Einsatz mit dem" jTatic Samuel-Preis" ausgezeichnet werden. Als charismatischer Mensch gibt er uns dieses Vorbild und hinterlässt gleichzeitig die Hoffnung auf eine andere Welt, in der Frieden und Gerechtigkeit herrschen wird.

Quelle: www.paxchristi.de




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