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Naher Osten: Begründete Hoffnung auf Frieden - oder ist dem Frieden nicht zu trauen?

Unterschiedliche Analysen und Projektionen von Noam Chomsky und Tom Segev

Im Folgenden dokumentieren wir zwei Beiträge, die sich - aus unterschiedlicher Perspektive - mit dem Nahostproblem befassen. Beim ersten Beitrag handelt es sich um eine Rezension des vor kurzem erschienenen Buches von Noam Chomsky: "Keine Chance für den Frieden"; der zweite Beitrag besteht aus einem Interview mit dem israelischen Historiker Tom Segev. Rezension und Interview haben wir dem "Neuen Deutschland" entnommen.



Der Samson-Komplex

Noam Chomsky ist skeptisch, traut dem Frieden nicht

Von Heinz-Dieter Winter


Unterdrückung, Terrorismus und Krieg werden im Nahen und Mittleren Osten andauern, solange die USA ihre Politik nicht grundsätzlich ändern, urteilt Noam Chomsky, Professor am Massachusetts Institute of Technologie. Und er sieht noch »keine Chance für den Frieden«.

Möge sich in den letzten fünfzig Jahren USA-Politik in bestimmten Akzenten verändert haben (mitunter bestand Bereitschaft, auch stärker arabische Interessen zu berücksichtigen) – das Ziel amerikanischer Nahostpolitik blieb unverändert. Um die Kontrolle der wichtigsten Welterdölreserven zu sichern, wurde die Monroe-Doktrin auf den Nahen Osten übertragen. Hinter den Interventionen in der Region habe immer die Furcht gestanden, »nationalistische, nicht von den USA beherrschte Kräfte könnten substanziellen Einfluss auf die Öl produzierenden Regionen gewinnen«.

Chomsky misstraut zutiefst der Absicht seiner Regierung, den Nahen und Mittleren Osten »demokratisieren« zu wollen. Die USA wollen keinesfalls die etablierten Machtverhältnisse aus dem Gleichgewicht bringen. Nach dem Versagen des säkularen Nationalismus wären die an die Staatsruder gelangten islamistischen Kräfte eine nicht weniger gefährliche Bedrohung der USA-Interessen. Israel sei daher immer wichtigster »strategischer Verbündeter« der USA. Die USA bräuchten die »Sonderbeziehung« zum jüdischen Staat, um »mögliche Bedrohungsfaktoren ihrer Vorherrschaft aus dem Wege zu räumen«. Auch die israelische Politik ließ sich – ob unter Likoud-Block oder Partei der Arbeit – von unveränderten Zielen leiten: »möglichst viel von den besetzten Gebieten israelischem Territorium einzuverleiben«. Ein wirklich lebensfähiger palästinensischer Staat soll verhindert werden.

Um ihre Ziele zu erreichen, hatten die USA und Israel, wie Chomsky nachweist, auf alle seit 1967 gemachten Angebote der arabischen und palästinensischen Seite für eine friedliche Lösung mit einer Verweigerungshaltung reagiert, die sie selbst immer wieder den Palästinensern unterstellten. Die schon vor den 90er Jahren von arabischen Staaten und der PLO mehrfach geäußerte Bereitschaft, die Existenz Israels zu akzeptieren und sich mit den 1967 okkupierten Gebieten als Staatsterritorium zufrieden zu geben, wurde ignoriert – und geradezu als störend empfunden.

Chomsky warnt davor, die Lage nach dem Tode Arafats, mit der Wahl des neuen palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas und dem israelischen Rückzug aus dem Gazastreifen mit Erwartungen zu verknüpfen. Er weist darauf hin, dass die Gründung eines unabhängigen Palästinenserstaates den von Israel für lebenswichtig gehaltenen Zugang zu Wasserressourcen des Westjordanlandes erschweren würde. Sich auf israelische Quellen berufend, sieht Chomsky die Gefahr »eines Präemptivschlages im Bereich des Möglichen, womit die Gefahr eines regionalen oder überregionalen Krieges erhalten bleibt«. Man wird an jüngste Drohungen gegenüber Iran erinnert. Chomsky zitiert israelische Autoren, die angesichts einer Politik, die die gesamte Region in Brand setzen könnte, vom »Samson-Komplex« sprechen. Samson rächte sich an den Philistern, indem er den Tempel zum Einsturz brachte, mit sich selbst viele seiner Feinde tötete.

Chomskys Argumentation mündet in den Schluss, dass der Frieden auch heute wenig Chancen hat. Realpolitische Ansätze, um Möglichkeiten zu erschließen, die trotz der aktuellen komplizierten Nahostlage zu einem Ende der Gewalt führen könnten, findet man in seinem Buch nicht. Und doch sind in den letzten Jahren trotz oder gerade wegen der andauernden Gewalt auf internationaler und völkerrechtlicher Ebene, aber auch im zivilgesellschaftlichen israelisch-palästinensischen Dialog durchaus Tatsachen geschaffen worden, die für einen zukünftigen Regelungsprozess von Bedeutung sind.

Die in der bekannten Sicherheitsresolution 242 von Chomsky bemängelte fehlende Forderung nach einem Palästinenserstaat ist in der Resolution 1397 vom 12. März 2002 enthalten. Sie ist leider nicht einmal in der dem Buch angefügten ausführlichen Chronologie erwähnt. Den Friedensprozess, der mit der Madrider Konferenz von 1991 und mit Oslo 1993 verknüpft ist, hält Chomsky für einen Ausdruck der pax americana in Nahost. Jedoch ist es eher so, dass die Verpflichtungen von Madrid und Oslo von Israel unterstützt von den USA missachtet wurden.

Doch selbst Chomsky ist nicht ganz hoffnungslos. Noch seien nicht alle Türen zugeschlagen. »Es gibt gemeinsame Interessen der Bevölkerungen der arabischen Länder, Israels und der USA, internationale Solidarität muss nicht unbedingt ein leeres Schlagwort bleiben.«

Noam Chomsky: Keine Chance für den Frieden. Warum mit Israel und den USA kein Palästinenserstaat zu machen ist. Europa Verlag, Leipzig 2005. 266S, geb., 19,90.

Aus: Neues Deutschland, 14. Mai 2005


Zu Optimismus besteht begründeter Anlass

Der Historiker Tom Segev* über Mythen und Legenden, über Palästina, Israel, Zionismus und einen ewigen Konflikt

ND: In Ihrem neuen Buch »Es war einmal ein Palästina« dokumentieren Sie auf erschütternde Weise, wie Mythen historische Wahrheiten verfälschen. Welche der Mythen, die mit der Staatsgründung Israels 1948 in Umlauf gesetzt wurden, erwiesen sich für das Land am verhängnisvollsten?

Segev: Wahrscheinlich all jene, nach denen wir immer Recht haben, immer alles richtig gemacht haben, ja als Opfer überhaupt nichts Unrechtes tun können. Von diesen Mythen gibt es eine ganze Anzahl. Am verhängnisvollsten ist vielleicht der Mythos, dass es niemals möglich war, einen Friedensvertrag mit den Arabern zu schließen, dass Israel von Anfang an mit den Arabern verhandeln wollte, die Araber dazu aber nicht bereit gewesen wären. Seitdem die Staatsarchive Israels zu guten Teilen für die historische Forschung geöffnet worden sind, wissen wir aus den dort aufbewahrten Dokumenten, dass 1949 der Präsident Syriens die israelische Regierung buchstäblich anflehte, mit Syrien in Friedensverhandlungen einzutreten. Doch David Ben Gurion, der erste Ministerpräsident Israels, lehnte ab. Die Konfrontation mit dieser Tatsache löste bei vielen Israelis einen Schock aus. In der Schule hatten sie es anders gelernt. Da wurden die Araber als verschworene Gegner eines Friedens mit Israel dargestellt.

Es scheint, als gebe es in Israel eine neue Generation von Historikern, die sich mit der Auflösung dieser Mythen befasst.

Man spricht in diesem Zusammenhang gerne von den so genannten Neuen Historikern in Israel. Es ist aber keineswegs so, dass es hier eine ideologische Gruppe von Historikern gibt, die das Gegenteil der bisherigen israelischen Geschichtsbetrachtung zu beweisen sucht. Vielmehr zeigen die nun einsehbaren Dokumente, dass unsere Politiker in geschlossenen Sitzungen etwas gänzlich anderes gesagt haben, als das, was sie gegenüber der Bevölkerung verlauten ließen. Was mich empört, ist nicht so sehr die Tatsache, dass damals diese Mythen geschaffen wurden. In einer bestimmten Phase der Nationsbildung können Mythen sehr wichtig sein. Empörend aber finde ich, dass diese Mythen eine so lange Zeit, bis zur erst vor kurzem erfolgten Öffnung der Archive, anhielten.

Wie erklären Sie sich dieses lange Festhalten an den Mythen? Fürchtet man die Wahrheit?

Ein Großteil der Mythen wurde bereits entmystifiziert. Die israelische Gesellschaft ist in den letzten Jahren viel offener, pragmatischer und selbstsicherer geworden. Nicht mehr jedes Rütteln an einem Mythos wird gleich als existenzielle Gefährdung das Staates Israel empfunden. Dennoch gibt es durchaus noch eine Reihe von Mythen, an denen man hartnäckig festhält. Dazu zählt zum Beispiel der Mythos, die Gründung des Staates Israel sei eine direkte Folge des Holocausts. Dem ist nicht so. Auch der Mythos, dass die meisten Juden nach Palästina kamen, weil sie Zionisten waren, ist falsch. Sie waren Flüchtlinge. Schließlich pflegt man noch immer den Mythos, dass die Juden in aller Welt gefährdet sind und deshalb in Israel Zuflucht suchen müssen. Die Wahrheit ist, dass in keinem Land der Welt die Juden so gefährdet sind wie in Israel.

Welche Relevanz besitzen diese Mythen, die sich doch im Wesentlichen auf zurückliegende historische Ereignisse beziehen, für die gegenwärtige Politik?

Geschichte ist in Israel ein wesentliches Element der Politik. Ich kenne nur noch ein Land, in dem dies auch so ist, nämlich Deutschland. In beiden Ländern haben sich unerhört dramatische Ereignisse zugetragen, die noch nicht lange Zeit zurückliegen. So leben in Deutschland noch genügend Menschen, die die Zeit des Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg mit seinen Verheerungen erlebt haben, während es in Israel wiederum noch viele Menschen gibt, die den Holocaust durchlitten haben und sich an den israelisch-arabischen Konflikt von 1948 erinnern. Für Israel kommt hinzu, dass seine ganze Existenz auf Geschichte beruht. Beim Zionismus handelt es sich eigentlich um eine historiographische Ideologie.

Ariel Scharon erklärte kürzlich: »Die Juden leben hier ununterbrochen seit 3500 Jahren.« Was ist an dieser Aussage Mythos und was historische Realität?

Hier zwischen Mythos und Realität zu unterscheiden, scheint mir nahezu bedeutungslos zu sein. Dieser Mythos hat schon so viel Kraft bekommen und Einfluss entwickelt, dass er bereits eine Realität darstellt: Wir leben in Palästina, weil wir schon seit den Zeiten der Bibel dort gelebt haben. Der wichtigste Faktor bei den Diskussionen über die Frage, wem das Land gehört, ist die Zeit. Juden und Palästinenser haben sich auf das Prinzip geeinigt: Wer zuerst da war, dem gehört das Land. Auch die Siedler, die jetzt aus Gaza evakuiert werden, erklären, sie seien bereits in der vierten Generation hier ansässig. Das mag ziemlich hochgegriffen sein. Denn sie leben erst seit 40 Jahren in Gaza. Aber einfach ignorieren lässt sich ihre Einlassung nicht.

Nun war es Scharon selbst, der den Rückzug aus Gaza angeordnet hat. Wie ist diese Entscheidung vor dem Hintergrund seiner bisherigen Haltung zu verstehen?

Natürlich verhält es sich nicht so, dass Scharon von heute auf morgen zu einem »Mann des Friedens und der Gerechtigkeit« geworden ist. Gaza ist Tel Aviv, sagte er noch vor einem Jahr, und für diese Äußerung wurde er gewählt. Aber Scharon ist ein General. Aus dieser Position heraus erkennt er die Notwendigkeit eines Rückzugs, ähnlich wie in einem Krieg gelegentlich die Front zurückgenommen wird. Bereits als Israel 1967 diese Gebiete besetzte, wusste man, dass die Entscheidung nicht klug war, weil so viele Palästinenser dort lebten. Die Frage, was mit den Palästinensern geschehen soll, stand damals durchaus im Raum. Tatsache ist, dass die Israelis für sich leben wollen und die Palästinenser für sich leben wollen. Und was kann liberaler und demokratischer sein, als den Palästinensern einen eigenen Staat zuzugestehen, in dem sie nach ihren Interessen leben können?

Dennoch stellt sich die Frage, wie es zu dieser plötzlichen Einsicht kam?

Es hat in Israel ein Nachdenken eingesetzt über die Frage, was wir in Gaza eigentlich verloren haben und wozu wir dort sind. Um zu diesem Nachdenken zu kommen, bedurfte es vieler Jahre. Ich scheue mich nicht zu sagen, dass es ein Resultat des Terrorismus ist. Die Palästinenser können mit Recht sagen, dass sie gewonnen haben und es ihnen gelungen ist, die Israelis aus Gaza zu verdrängen. Die Situation ist vergleichbar mit der von 1948, als die jüdischen Terrororganisationen den Abzug der Mandatsmacht aus Palästina als ihren Sieg über die Briten feierten.

Ist die israelische Gesellschaft tatsächlich bereit, dem Terrorismus einen Sieg zuzugestehen? Ging es nicht bei jedem israelischen Militärschlag darum, den Terrorismus zu besiegen?

Der Terrorismus lässt sich nicht militärisch besiegen. Es gehört ebenfalls ins Reich der Mythen, dass sich Israel mit seinem Vorgehen gegen die Palästinenser nur vor deren Terrorismus schützen will. In Wahrheit wird die palästinensische Bevölkerung von Israel massiv unterdrückt. Die dabei üblich gewordene Verletzung von Menschenrechten hat überhaupt nichts zu tun mit dem Kampf gegen den Terrorismus. Nirgendwo in der Welt gelang es einer Regierung, den Terrorismus einer nationalen Bewegung mit militärischen Mitteln zu besiegen. Das müssen wir als historisches Gesetz akzeptieren. Nur auf dem Weg von Verhandlungen, geführt mit dem Vorsatz, das eine oder andere ursprüngliche politische Ziel aufzugeben oder eine sich als historisch überholt erwiesene politische Linie grundsätzlich zu revidieren, kann ein Konflikt wie der israelisch-palästinensische abgebaut werden. Das hat Scharon inzwischen eingesehen.

Aber ist mit dem Rückzug aus Gaza der Konflikt gelöst?

Natürlich ist das noch keine Lösung. Es ist lediglich ein Teil des Konfliktmanagements, durch das das Leben sowohl für die Palästinenser als auch für die Israelis erträglicher wird. Die schwierigste Aufgabe, nämlich den Rückzug von der Westbank, hat Scharon noch vor sich. Und darum geht es eigentlich. Die politische Wirklichkeit stellt sich nicht so einfach dar. Zum Beispiel sind die Palästinenser in erheblichem Maße abhängig von der israelischen Wirtschaft, was allein schon zu einer Fülle von innerpalästinensischen Problemen führt. Der israelisch-palästinensische Konflikt ist nicht zu lösen. Er kann nur gemanagt werden. Wir haben weder eine Lösung für das Problem der Flüchtlinge, noch für das der Siedler und schon gar nicht für Jerusalem. Seit 3000 Jahren stellt sich das Problem, wer Jerusalem beherrschen soll. Um diese Stadt sind mehr Kriege geführt worden als um irgendeine andere Stadt der Welt. Und möglicherweise bleibt Jerusalem auch für die nächsten 3000 Jahre ohne Lösung.

Und wie bewerten Sie die Errichtung der Mauer?

Die Mauer, die Scharon auf endlosen Kilometern errichten lässt, mauert uns ein. Es handelt sich nicht nur um eine Mauer, die die Palästinenser ausmauert. Nein, wir mauern uns auch ein. Daraus spricht der Wunsch: Wir wollen unter uns sein. Und das ist es, worauf der Zionismus immer hingearbeitet hat: ein jüdischer Staat. Es sollte ein Staat sein, in dem niemand diskriminiert oder unterdrückt wird, weil alle Bürger Juden sind. Beurteilen Sie selbst, ob das gut oder schlecht ist. Tatsache ist, dass die meisten Palästinenser nicht in Israel leben wollen und die meisten Israelis nicht mit den Palästinensern leben wollen. Darin liegt die ganze Tragödie. Deshalb ist der Konflikt auch nicht zu lösen, sondern nur zu managen. Und vor diesem Hintergrund befürworte ich die augenblicklich von Scharon betriebene Politik.

Würden Sie sagen, dass erst der Tod Jassir Arafats den derzeitigen Prozess ermöglicht hat?

Arafat ist in den letzten Jahren seines Lebens zu einem Symbol geworden und zwar einem sehr schädlichen Symbol, das es unmöglich machte, den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern auf irgendeinem Wege zu entschärfen. Ich wäre im Hinblick auf die Zukunft noch optimistischer, wenn auch Scharon und Bush nicht mehr im Amt wären. Arafat, Scharon und Bush zusammen haben sehr negativ auf den Konflikt eingewirkt. Jetzt, nach dem Tod von Arafat, stellt sich heraus, dass noch zu seinen Lebzeiten unter den Palästinensern eine Führungsschicht herangewachsen ist, die ganz pragmatisch denkt und eher den von ideologischen Vorbehalten befreiten Pragmatikern Israels ähnelt. Diese neue palästinensische Führungsschicht weiß, worüber man verhandeln kann und vor allem, wo die beiderseitigen Grenzen liegen.

Das heißt, Sie sind optimistisch?

Zu Optimismus besteht im Augenblick begründeter Anlass. Die letzten vier Jahre gehören sowohl für die Palästinenser wie für die Israelis zu den schrecklichsten seit 1917. Es herrschte so viel Angst, Hoffnungslosigkeit und Hass. Wenn es uns jetzt gelingt, den Terrorismus zu überwinden, dann haben wir zwar die Probleme noch immer nicht gelöst. Aber der Weg ist geebnet für einen permanenten Dialog. Was wir erreichen müssen, ist die Einkehr von Normalität im Leben beider Völker. Je pragmatischer beide Seiten an das Management des Konflikts herangehen, desto größer sind die Chancen, für Israelis und Palästinenser gleichermaßen tragbare Regelungen zu finden. Nicht Regelungen, die zu Frieden und Gerechtigkeit führen – dies zu erwarten, hieße, den jetzt in Gang gekommenen Prozess politisch zu überfordern –, sondern Regelungen, die ein erträgliches Zusammenleben von Israelis und Palästinensern ermöglichen. * Tom Segev, 1945 in Jerusalem geboren, gehört zu den streitbarsten Publizisten und Historikern Israels. Hier zu Lande ist der Kolumnist der liberalen Tageszeitung »Haaretz« als Autor wichtiger zeitgeschichtlicher Werke wie »Die siebte Million. Der Holocaust und Israels Politik der Erinnerung« (1995) und »Elvis in Jerusalem« (2003) bekannt. Dieser Tage erschien bei Siedler von ihm »Es war einmal ein Palästina. Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels« (669S., geb., 28). Adelbert Reif sprach für ND mit Tom Segev.

Aus: Neues Deutschland, 14. Mai 2005


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