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Arztpräsident

Ram B. Yadav / Der Politiker des Nepali Congress wird heute als Nepals Präsident vereidigt

Im zweiten Wahlgang hat er es geschafft und soll am heutigen Mittwoch (23. Juli) vereidigt werden: Ram Baran Yadav, Nepals Präsident. Er ist damit das erste gewählte Oberhaupt seines Landes, nachdem das vorige -- König Gyanendra -- am 28. Mai vom Verfassungskonvent zum gewöhnlichen Bürger degradiert worden war.

Ob die Demokratische Bundesrepublik Nepal, wie die bisherige Monarchie jetzt heißt, damit in ruhigeres Fahrwasser gelangt, ist aber nicht ausgemacht. Yadav war bisher Generalsekretär des Nepali Congress (NC), der zweitstärksten Partei im Verfassungskonvent. Dessen mit Abstand bedeutendste Kraft, die Kommunistische Partei Nepals (Maoisten), dagegen ging bisher leer aus. Die Maoisten werden sich jetzt wohl ganz auf den Kampf um das Amt des Regierungschefs konzentrieren.

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Nepals erster Präsident vereidigt

Kathmandu (AP) Nach der Abschaffung der Monarchie in Nepal ist am Mittwoch (23. Juli) der erste Präsident des Himalayastaats vereidigt worden. Ram Baran Yadav legte den Eid in der Präsidentenresidenz in Anwesenheit ranghoher Politiker ab. Die Zeremonie wurde vom nepalesischen Fernsehen übertragen. Der Politiker der Kongresspartei setzte sich bei der Wahl durch die Verfassungsgebende Versammlung gegen den Kandidaten der Maoisten durch. Deren Führer Prachanda kündigte danach an, die ehemaligen Rebellen wollten nun nicht mehr die Regierung stellen und gingen in die Opposition.
AP, 23. Juli 2008



Yadav erzielte seine 26 Stimmen Vorsprung in dem 590-Sitze-Gremium mit Hilfe der Kommunistischen Partei Nepals (Vereinte Marxisten-Leninisten) und des Madhesi Janadhikar Forums; sicher auch deshalb, weil er der ethnischen Minderheit der Madhesi im Süden angehört.

Dort, im Dorf Sapahi im Distrikt Danusha, 130 Kilometer südlich der Hauptstadt Kathmandu und nahe der indischen Grenze, wo er seinen Sitz für den Konvent gewann, wurde der Sohn eines Mittelbauern auch geboren. Aber wann? Die Agentur dpa gibt sein Alter mit 60, die indische Zeitung »The Hindu« mit 61 Jahren an. Laut chinesischer Agentur Xinhua sagte Yadav dazu selbst: »Ich wurde vor 64 Jahren geboren, aber nach meiner Geburtsurkunde bin ich erst 61 Jahre alt. So stand es dann auch in der Präsidentschaftskandidatur.«

Yadav studierte in der indischen Metropole Kolkata (Kalkutta) Medizin, praktizierte nach seiner Rückkehr aber nur vier Jahre und wandte sich der Politik zu. Interesse dafür hatte er schon als Student gezeigt. Wegen verbotener Aktivitäten saß er 1990 auch schon mal drei Monate im Gefängnis. Ein Jahr später rückte der Witwer, Vater dreier Kinder, jedoch als Gesundheitsminister für den NC in die Regierung. Von Yadav ist der Satz überliefert, er sei »ein erfolgreicherer Arzt als Politiker gewesen«. Sicher hofft er, dass der Politiker in ihm mit dem Arzt gleichziehen kann.

Roland Etzel

* Aus: Neues Deutschland, 23. Juli 2008


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