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Nepal mit oder ohne König?

Neues Spitzentreffen von Siebenparteienallianz und Kommunisten (M) Ende August

Von Hilmar König, Neu-Delhi *

Ende August ist das nächste Treffen zwischen Vertretern der Allianz von sieben politischen Parteien Nepals (SPA) und der KPN (Maoistisch) vorgesehen, wahrscheinlich unter Teilnahme von Premier Girija Prasad Koirala und KP-Chef Prachanda. Das kündigte der stellvertretende Premier und Vorsitzende der Volksfront Nepals, Amik Sher Khan, am Wochenende in Kathmandu an. Zur Debatte ständen Meinungsverschiedenheiten zur Interimsregierung und zum Management der Armee Nepals.

Die KPN (M) will der Regierung nur beitreten, nachdem das jetzige Parlament aufgelöst ist. Die Mehrzahl der Abgeordneten ist jedoch dazu nicht bereit. Nach der »Waffenfrage«, die in der vorigen Woche mit einer Übereinkunft zwischen Premier Koirala und KP-(M)-Chef Pushpa Kamal Dahal alias Prachanda und Schreiben an die UNO geregelt worden war, scheint sich nun mit dem Regierungsbeitritt ein neues Problem zu ergeben.

Möglicherweise holen sich die nepalischen Genossen dieser Tage dazu Rat bei indischen Kommunisten, die ja die Regierung in Neu-Delhi »von außen unterstützen«. Das heißt, sie verhalten sich konstruktiv kritisch und sind nicht an einem Sturz der Regierung interes­siert. Ein Erfahrungsaustausch darüber könnte im nordindischen Siliguri über die Bühne gehen. Prachanda soll dort am Wochenende in Begleitung des zweiten starken Mannes, Baburam Bhattarai, eingetroffen sein. Nach unbestätigten Berichten ist ein Treffen mit Sitaram Yechuri geplant, dem charismatischen Politbüromitglied der KP Indiens (Marxistisch). Yechuri hatte bereits Gespräche mit Prachanda in Kathmandu geführt und sich zuversichtlich gezeigt, daß der dortige Dialog zwischen Maoisten und SPA positiv verlaufen werde.

Auf dem Weg nach Indien hatte Prachanda im ostnepalischen Distrikt Jhapa Station gemacht und eine Pressekonferenz gegeben. Zur Situation in Nepal wollte er sich aus Zeitgründen nicht äußern. Aber auf die Zukunft von König Gyanendra ging er ein. In einer demokratischen Republik Nepal werde es auch für eine zeremonielle Rolle des Köngis keinen Raum geben. Das neue Nepal würde eine Monarchie in jeder Form vermeiden. Er spielte damit auf eine seltsame Bemerkung von Premier Koirala an, der im Konzert aller politischen und gesellschaftlichen Kräfte auch dem Monarchen einen Platz zu­gestehen wollte, damit sich dieser nicht frustriert fühlt.

Prachanda unterstrich, daß die Briefe an die UNO – einer von ihm und einer von Koirala mit identischem Inhalt – dazu beigetragen haben, das Vertrauen zwischen den politischen Kräften zu stärken. Allerdings warf er der jetzigen Regierung zugleich vor, die Erarbeitung einer provisorischen Verfassung zu verzögern.

* Aus: junge Welt, 15. August 2006


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