Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters,
Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.
Islamabad testet retour
Trotz Raketen-Rallye sind Indien und Pakistan um Entspannung bemüht
Von Henri Rudolph, Delhi *
Wenige Tage nach Indien hat Nachbar
Pakistan einen erfolgreichen Raketentest
absolviert. Beide Länder sind
jedoch weiter um Entspannung bemüht.
Die Tests dienten nur der Abschreckung,
hieß es. Ungelöst ist der
Konflikt um die Region Kaschmir.
Keine Woche ist seit dem
erfolgreichen
Test der dreistufigen indischen
Langstreckenrakete
»Agni V« vergangen, da kam am
Mittwoch vom Nachbarn Pakistan
die »Antwort« – in Gestalt der Mittelstreckenrakete
»Shaheen-1A«.
Beide Typen können atomar bestückt
werden. Laut Angaben des
Militärs in Islamabad verlief der
Shaheen-Test ohne Probleme. Der
Generaldirektor für strategische
Planungen, Generalleutnant Khalid
Ahmed Kidwai, erklärte, »Shaheen-
1A« würde Pakistans Abschreckungspotenzial
weiter konsolidieren
und stärken. Auch wenn
über die Reichweite dieser Rakete
offiziell keine Informationen gegeben
wurden, gehen Experten
davon aus, dass diese zwischen
2500 und 3000 Kilometer liegt.
Damit wären weite Teile des südasiatischen
Subkontinents erreichbar.
2005 vereinbarten Indien
und Pakistan, sich gegenseitig
im Voraus über ihre Raketenstarts
zu informieren, um eventuelle Sicherheitsrisiken
zu minimieren.
Sie argumentieren ähnlich: Ihr
Raketen- und Atomwaffenarsenal
diene lediglich zur Aufrechterhaltung
des »Gleichgewichts des
Schreckens«. Beide Länder testeten
1998 Atombomben und haben
sich dem internationalen Kontrollregime
bis dato entzogen. Unter
den bilateralen Problemen
spielt der Kaschmirkonflikt eine
besondere Rolle. Seit der Gründung
Pakistans und der Unabhängigkeit
Indiens im Jahre 1947
halten beide Seiten ihren Anspruch
auf die Kaschmirregion
aufrecht und versuchten wiederholt,
diesen mit militärischer Gewalt
durchzusetzen. Kaschmir ist
seit 1948 in einen pakistanischen
und einen indischen Teil gespalten.
Obwohl es seit einigen Jahren
Reiseerleichterungen in Form von
Grenzverkehr und Handel zwischen
den Kaschmiren auf beiden
Seiten gibt, sind Konturen einer
politischen Lösung nicht in Sicht.
Dennoch haben sich die Beziehungen
zwischen Pakistan und Indien
in den letzten Monaten verbessert.
Präsident Asif Ali Zardari
weilte Anfang April zu einem offiziell
als privat deklarierten Kurzbesuch
in Indien. Auf Einladung
des indischen Premiers Manmohan
Singh machte er Station in
Neu-Delhi, bevor er eine Pilgerreise
zum Schrein des Sufi-Heiligen
Khwaja Moinuddin Chisthi in
der Stadt Ajmer antrat.
* Aus: neues deutschland, Donnerstag, 26. April 2012
Zurück zur Pakistan-Seite
Zur Indien-Seite
Zurück zur Homepage