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Extremisten in Pakistan auf dem Vormarsch

Wieder 15 Tote nach terroristischen Anschlägen / Musharraf: Kaschmirkonflikt endlich lösen

Von Hilmar König, Delhi *

Extremistische militante Gruppen in Pakistan scheinen immer mehr die Oberhand zu gewinnen. Nur wenige Tage nach dem blutigen Überfall auf die srilankische Kricketnationalmannschaft in Lahore töteten sie über das Wochenende in drei verschiedenen Attacken 15 Menschen und verletzten 14.

In der nordwestpakistanischen Provinzhauptstadt Peshawar wurde die Polizei am Samstag (7. März) zu einem Lieferwagen gelockt, in dem angeblich ein Toter sitze. Als die Ordnungshüter vor Ort erschienen, zündeten die Täter per Fernsteuerung 30 Kilo Sprengstoff. Fünf Polizisten und drei Zivilisten wurden zerfetzt. In der Stadt Dara Adam Khel kamen drei Zivilisten durch eine am Straßenrand versteckte Mine ums Leben, und in der Khyber-Region riss ein Selbstmörder in einer Moschee mit einer Granate vier Gläubige mit in den Tod. Die Sicherheitskräfte scheinen über keine Mittel gegen die zunehmende Gewalt zu verfügen.

Armeechef Ashfaq Parvez Kayani erörterte am Wochenende mit seinen Kommandeuren die immer bedrohlicher werdende Sicherheitslage und die durch den Konflikt zwischen den beiden politischen Hauptparteien angespannte Situation. Bislang gibt sich das Militär als stiller Zuschauer und opponiert nicht gegen die Entscheidungen der Koalitionsregierung und des Präsidenten Asif Ali Zardari. Bei einem kürzlichen Besuch in den USA verteidigte General Kayani das mit den Taliban in der Swat-Region geschlossene sogenannte Friedensabkommen, mit dem die Scharia-Gesetzgebung dort festgeschrieben wird. Andererseits kämpft die Armee in der Bajaur-Region gegen lokale Taliban und die militante Gruppe Tehrik-e-Nifaz-e-Shariat-e-Moham-madi. So bleibt das Bild verschwommen.

Unterdessen hatte Ex-Präsident und General a. D. Pervez Musharraf am Samstag (7. März) einen Privatauftritt in Delhi. Auf einer politischen Konferenz über aktuelle Herausforderungen appellierte er an Indien und Pakistan, ihren Umgang miteinander zu ändern und endlich die »schmutzige Vergangenheit« zu bewältigen, um die wachsende Militanz in der Region zu bekämpfen. Es sei höchste Zeit für Veränderungen, »mehr von indischer und weniger von pakistanischer Seite«. Delhi sollte aufhören, auf Pakistan herumzuhacken und dem pakistanischen Geheimdinest ISI und der Armee helfen, die militanten Operationen einzudämmen.

Nicht unerwähnt lassen konnte Musharraf sein »Steckenpferd« - den Kaschmirkonflikt. Er sei nicht nur die »Schlüsselfrage« im Verhältnis zueinander, sondern auch der Hauptgrund für die Zunahme militanter Gruppen in Pakistan. Dieser habhaft zu werden sei kompliziert. Deshalb müsse man ihnen durch die Lösung des Kaschmirkonflikt den Boden entziehen. Beide Nachbarn seien schließlich Opfer von Terrorismus und Extremismus.

* Aus: Neues Deutschland, 9. März 2009

Suche nach US-Drohne

Nach Berichten über eine abgeschossene US-Drohne haben die pakistanischen Behörden am Wochenende das Grenzgebiet zu Afghanistan durchkämmt. Das unbemannte Flugzeug soll in der schwer zugänglichen Stammesregion im Nordwesten des Landes abgestürzt sein, wo die USA wiederholt Luftangriffe auf mutmaßliche Schlupfwinkel von Extremisten geflogen haben. Die US-Streitkräfte nahmen keine Stellung zu den Berichten aus Süd-Wasiristan und zu Spekulationen über einen möglichen Abschuss der Drohne.
«Bislang haben wir kein Wrack gefunden, aber wir suchen weiter», erklärte der pakistanische Militärsprecher Athar Abbas am Sonntag (8. März). Mit Verweis auf die hohe Zahl von Opfern unter der Zivilbevölkerung hat Pakistan mehrfach gegen US-Angriffe in der Grenzregion protestiert.
Aus einer Meldung der Nachrichtenagentur AP, 8. März 2009




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