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Pakistan brüskiert USA

Pakistan lehnt einen Besuch des US-Sondergesandten Marc Grossman im Land ab. Grossmans Aufenthalt sei derzeit nicht möglich, teilte ein führender Vertreter der Regierung in Islamabad am Mittwoch mit. Einen Grund nannte er nicht.

Beobachter sehen den Grund indes in den Spannungen zwischen beiden Staaten.

Derweil ist der politisch geschwächte pakistanische Regierungschef Yousuf Raza Gilani nach den Worten seines Anwalts nicht der Missachtung der Justiz schuldig. Gilani werde sich dem Druck des Obersten Gerichtshofs beugen und die Schweiz bitten, Korruptionsermittlungen gegen Staatschef Asif Ali Zardari wiederzueröffnen. Bereits im Dezember 2009 hatte das Gericht die Regierung aufgefordert, Korruptionsermittlungen gegen eine Reihe von Politikern anzustoßen.

* Aus: neues deutschland, 19. Januar 2011


Pulverfass Pakistan

Von Olaf Standke **

Zwischen Washington und Islamabad herrscht weiter Funkstille. War unlängst schon dem US-amerikanischen Generalstabschef Martin Dempsey von einer Visite in der pakistanischen Hauptstadt abgeraten worden, lehnte die Regierung dort am Mittwoch den Besuch von Präsident Barack Obamas Sondergesandtem Marc Grossman ab. Gründe nannte man gestern nicht, doch dürfte die Wiederaufnahme der Drohneneinsätze im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet kaum Entspannung in den massiv gestörten bilateralen Beziehungen gebracht haben. Washington hatte die Operationen Ende November ausgesetzt, nachdem bei einem NATO-Angriff 24 pakistanische Soldaten getötet worden waren. Zwar macht ein Untersuchungsbericht des Pentagon Kommunikationsprobleme und menschliches Versagen für das Desaster verantwortlich, doch will man in Islamabad nicht an ein irrtümliches »friendly fire« glauben und vermutet nach wie vor Absicht.

Washington scheint hin- und hergerissen. Einerseits misstraut man vor allem dem Geheimdienst und der Armee in Pakistan zutiefst. Andererseits war Islamabad ein wichtiger strategischer Partner im Anti-Terrorkrieg - und das Land mit seinen riesigen sozialen Problemen, allgegenwärtigen extremistischen Kräften und einer fragilen Regierung, deren Politik inzwischen auch den Obersten Gerichtshof beschäftigt, besitzt Atomwaffen. Der offensichtliche Machtkampf zwischen Staats- und Regierungschef und der Militärführung, der längst Nährboden für Putschgerüchte ist, verschärft zudem die Lage weiter. Pakistan ist ein Pulverfass.

* Aus: neues deutschland, 19. Januar 2011


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