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Solidaritäts-Schiffe mit Hilfsgütern für Gaza in Zypern ausgelaufen

Internationale Aktion zum Durchbrechen der israelischen Blockade angelaufen

Von Karin Leukefeld *

Zwei Solidaritäts-Schiffe mit Hilfsgütern für Gaza sind in der Nacht zum Freitag (22. August) aus dem zypriotischen Hafen Larnaka ausgelaufen. An Bord der „Free Gaza“ und „Liberty“, zwei ehemaligen Fischerbooten, sind 46 Aktivisten der Internationalen Solidaritätsbewegung (ISM), die mit ihrer Aktion die israelische Blockade des Gazastreifens auf dem Seeweg durchbrechen wollen. „Jede Maßnahme, die gegen die Zivilbevölkerung gerichtet ist, stellt eine kollektive Bestrafung dar und ist nach internationalem Recht illegal und zutiefst unmoralisch“, heißt es in einer Stellungnahme der Organisatoren. Die Fahrt, „soll die Illegalität der israelischen Vorgehensweise anprangern und die Belagerung durchbrechen, damit wir unsere Solidarität mit dem leidenden Volk von Gaza (und aller besetzten palästinensischen Gebiete) zum Ausdruck bringen können. Wir wollen einen freien und regelmäßigen Zugang zwischen Gaza und der Welt öffnen.“ Für die etwa 370 Kilometer könnten die Boote, die unter griechischer Flagge laufen, drei Tage brauchen. Die Fahrt geht durch zypriotische, internationale und palästinensische Gewässer.

Aus Sicherheitsgründen war die Abreise zwei Mal verschoben worden, so dass nicht mehr alle der ursprünglich 60 Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus 17 Staaten dabei sind. Schlechte Wetterbedingungen und schwerer Seegang hatten die Fahrt der zwei Boote von Kreta nach Zypern fast zwei Wochen lang verzögert, hinzu kamen technische Probleme mit einer mitgeführten Satellitenanlage, die den eigentlichen Finanzrahmen des ausschließlich mit Spendengeldern finanzierten Projekts zu sprengen drohten. Ein weiterer Grund für die verzögerte Ausfahrt waren Drohungen, wie die 59jährige Edith Lutz aus Kall (Eifel), berichtete: „Wir sind bedroht worden und müssen sehr vorsichtig sein“, sagte sie in einem Telefonat (mit der Autorin). Anonyme Anrufer hätten gefragt, ob man schwimmen könne oder gedroht: „Du wirst nicht heil ankommen.“ Doch man werde sich nicht einschüchtern lassen, sagt Lutz: „Wir haben einen sehr starken Willen und wir möchten nach Gaza kommen.“ Ein palästinensischer Teilnehmer, Osama Qashoo, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, er sei 17 mal angerufen und gefragt worden, wie und wann er sterben wolle. „Sie haben auch meine Familie in der Westbank angerufen und gedroht, sie zu töten“, es gebe „viel moralischen und psychologischen Terror“, so Qashoo. “Man hat gedroht, die Boote zu sprengen”, sagte Paul Larudee, einer der Organisatoren. „Wir machen uns Sorgen, aber niemand wird sich aufhalten lassen. Wir werden es sicher schaffen

Die Sorgen sind nicht unbegründet. Als 1988 eine Gruppe von zwangsdeportierten Palästinensern mit einem Schiff nach Haifa zurückkehren wollte, wurde deren Schiff durch die Explosion einer Haftmine schwer beschädigt. Am Tag zuvor waren drei der palästinensischen Organisatoren durch eine Autobombe ermordet worden. Der israelische Geheimdienst Mossad wurde der Tat verdächtigt, doch Israel wies jede Beteiligung an dem Anschlag zurück.

Das israelische Außenministerium bestätigte inzwischen den „humanitären Charakter“ der Aktion, kündigte aber gleichzeitig an, die Schiffe zu stoppen. Israel hatte den Gazastreifen zwar 2005 verlassen, kontrolliert das Gebiet aber weiterhin an den Grenzen, den Luftraum und hat seeseitig eine Blockade verhängt. Die umfassende Belagerung des Gazastreifens mache das Gebiet zu einem großen Gefängnis, heißt es bei den Leuten von „Free Gaza“, die von vielen israelischen Friedensgruppen, vom Carter Zentrum (USA und dem Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu unterstützt werden.

Trotz Sorge vor möglicher Gewalt der israelischen Marine gegen die beiden Boote, ist auch die 84jährige Jüdin Hedy Epstein an Bord. Sie verlor ihre Familie in Auschwitz und lebt seit 1948 in den USA. Bei Demonstrationen gegen Hauszerstörungen und den Bau der israelischen Mauer in der Westbank habe sie selber erfahren, „was die Israelis tun können.“ Einmal sei direkt neben ihr eine Schallbombe explodiert „und ich habe zum Teil mein Gehör verloren.“ Sie habe gesehen wie israelische Soldaten auf die Demonstranten scharf geschossen hätten, habe Tränengas und Gummigeschosse erlebt. „Warum machen die Israelis das? Wir Juden wissen doch was Verfolgung ist, ist das die Lehre daraus? Ich glaube nicht. Aber in Israel sind aus den Verfolgten Verfolger geworden.“

* Dieser Text erschien - leicht gekürzt - am 23. August im "Neuen Deutschland" (Titel: "Solidaritätsfracht für den Gaza-Streifen")

Neueste Nachrichten

Gush Shalom calls upon the government to let peace boats reach Gaza - Message from the ships mentions electronic jamming hurting vital systems

Press Release Aug. 23, 2008

The Gush Shalom movement calls upon the government to let the two humanitarian boats which sailed yesterday from Cyprus, carrying peace and human rights activists from 17 countries (among them Prof. Jeff Halper of Jerusalem) to sail unmolested, reach the Gaza shores and unload their cargo – hearing aids urgently needed by deaf children in the Strip.

The last message received from the boats, at about 10am this morning (Cyprus time), was that the area they entered was blanketed by heavy electronic jamming, which interferes with vital systems on board, and that they are experiencing rough sea conditions. Afterwards, contact was cut off.

In January, we were ourselves involved in a "break the blockade" action over land. This is a similar non-violent action of international peace and human rights activists and should not be treated with the threat of military force. The state of Israel should let these boats pass to the shore of Gaza, just as in the end it had to let the January convoy pass.

In general, there is no conceivable reason why the state of Israel should maintain a naval blockade of Gaza. This blockade should be removed, and the Palestinians in Gaza should be allowed to build a port, as was stated in the Oslo Agreements, and maintain free contact with the outside world like any other country. The building of the port in itself would provide thousands of jobs and facilitate the reviving of the Gaza economy, and Israel has a vital interest in that" says Gush Shalom.




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