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Panama bekommt Superkanal

Umfangreicher Ausbau der Wasserstraße innnerhalb von sieben Jahren

Von Tommy Ramm, Bogota *

Nach jahrelangen Zweifel um die tatsächlichen Kosten und einer Volksabstimmung hat die Erweiterung des Panamakanals begonnen.

Viel Erde wird Jahren am Panamakanal bewegt werden. Einen Vorgeschmack bot am Montag die Zündung von 15 Tonnen Sprengstoff, die den feierlichen Beginn der Bauarbeiten einleitete. Tausende Panamaer und mehrere lateinamerikanische Staatschefs schauten dem Spektakel zu, an dem neben Panamas Präsident Martin Torrijos auch der ehemalige USA-Präsident Jimmy Carter teilnahm. Letztlich ihm war es zu verdanken, dass der Panamakanal zur Jahrtausendwende von der US-Verwaltung in die Hände des panamaischen Staates fiel.

Vor 30 Jahren unterschrieben Carter und der damalige Präsident Omar Torrijos einen Vertrag, der die Übergabe im Jahr 2000 besiegelte. Zunächst befürchteten die USA, dass der kleine Staat nicht fähig sei, den bedeutenden Wasserweg erfolgreich zu verwalten. Doch in den letzten sieben Jahren machte Panama den Kanal zu einem lukrativen Geschäft, das mehr als ein Drittel des Bruttoinlandsproduktes des Landes ausmacht.

»Ich bin stolz auf die Effizienz, mit der Panama seinen Kanal verwaltet«, erklärte Carter und räumte ein, dass solch ein Ausbau unter US-Verwaltung nicht möglich gewesen wäre. Zudem erinnerte er daran, dass die Entscheidung zur Übergabe des Kanals auf erbitterten Widerstand in den USA stieß und der Vertrag eine der schwierigsten, jedoch zugleich befriedigendsten Entscheidungen seiner Amtszeit gewesen sei. »Die USA gelten weiter als mächtigstes Land, aber viele haben die Lektion aus dieser historischen Entscheidung bereits vergessen: Wahre Stärke kommt aus dem Respekt vor anderen«, so Carter.

In sieben Jahren soll der interozeanischen Kanal so erweitert und vertieft werden, dass ihn auch Supertanker problemlos durchqueren können. Rund 14 000 Schiffe mit etwa 300 Millionen Tonnen Fracht benutzen momentan jährlich den Kanal.

Doch mit dem rasant wachsenden maritimen Warentransport kann der alte Kanal nicht mehr mithalten: lange Wartezeiten vor den Einfahrten und die geringe Wassertiefe haben ihm seine einstige Bedeutung genommen. Nachdem andere zentralamerikanische Länder Kanalpläne austüftelten oder alte Ideen entstaubten, entschied sich Panama nach einer Volksabstimmung im letzten Jahr zum bisher größten Ausbau in der Geschichte des Kanals.

Auf rund fünf Milliarden US-Dollar veranschlagt das Land die Kosten des Ausbaus, welcher pünktlich zum hundertjährigen Bestehen des Kanals 2014 beendet sein soll. Mit höheren Durchfahrtszöllen und Krediten will das Land die Arbeiten finanzieren, deren tatsächliche Kosten jedoch weit höher liegen könnten. Von bis zu 25 Milliarden US-Dollar gehen Berechnungen des USVerteidigungsministeriums aus, was für Panama fatal wäre: Schließlich wird dort veranschlagt, dass der Ausbau nur dann rentabel ist, wenn die Kosten nicht die Marke von sechs Milliarden US-Dollar überschreiten.

Bereits jetzt ist das Land mit 7,8 Milliarden US-Dollar hoch verschuldet, und auch nach sieben Jahren souveräner Kontrolle des Panamakanals ist das Armutsproblem in Panama längst nicht gelöst. 40 Prozent der Bevölkerung leben nach wie vor in Armut. Die Kanalverwaltung geht jedoch davon aus, dass sich die staatlichen Einnahmen dank des Ausbaus bis zum Jahr 2025 mit 3,8 Milliarden US-Dollar nahezu verachtfachen werden und dass rund 8000 direkte Arbeitsplätze geschaffen werden.

* Aus: Neues Deutschland, 5. September 2007


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