Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Ultimatum abgelaufen

Peru: Neue Protestwelle gegen Bergwerksprojekte

Von Anne Grit Bernhardt *

Im nordperuanischen Departement Cajamarca kommt es seit Anfang der Woche erneut zu Protesten gegen das Gold- und Kupferbergwerk »Minas Conga«. Am Montag begaben sich Studierende der Staatlichen Universität von Cajamarca und Bewohner aus Bambamarca und Celendín zu den von dem Bergbauprojekt bedrohten Bergseen, wo sie ein Protestcamp errichteten. Trotz Kälte und Regen wollen sie auf 4000 Meter über dem Meeresspiegel solange ausharren, bis die Bauarbeiten beendet würden.

Verschiedene soziale Organisationen hatten dem Unternehmen Minera Yanacocha bis zum 8. Oktober Zeit gegeben, um die Maschinen aus dem Conga-Gebiet abzuziehen und die Baumaßnahmen für »Minas Conga« einzustellen. Doch Minera Yanacocha ignorierte das Ultimatum und führt die Konstruktion verschiedener Wasserreservoirs fort, die Voraussetzung für die Bergbauanlage sind. Dies löste die neue Protestwelle aus.

Rund 500 Polizisten wurden unterdessen zu den Seen geschickt, um die Sicherung des Privatbesitzes von Minera Yanacocha zu gewährleisten und die Zufahrtswege zur Mine vor Blockaden durch die Demonstranten zu schützen. Bisher kam es zu keinen Zusammenstößen zwischen den Protestierenden und den Polizeikräften. In verschiedenen Städten der Region fanden außerdem friedliche Protestmärsche statt. Nach einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage der Universität Antonio Guillermo Urrelo lehnen 73 Prozent der cajamarquinischen Bevölkerung das Bergbauprojekt vollständig ab. Nur 3,1 Prozent ist mit dem Bau der Mine komplett einverstanden. 61 Prozent befürworten neue Streiks und Demonstrationen, um »Minas Conga« zu verhindern.

Auch in anderen Regionen Perus finden Proteste gegen Bergbauprojekte statt. Am 30. September stimmten in der Bauerngemeinde San Juan de Kañaris in der Provinz Ferrañafe (Departement Lambayeque) 2000 Menschen über das Bergbauprojekt »Cañariaco« der kanadischen Firma Candente Copper ab. Dabei brachten 95 Prozent ihre Ablehnung zum Ausdruck. Verschiedene Autoritäten der Lokalregierung fungierten dabei als Wahlbeobachter. Das Vorhaben betrifft 38 Ortschaften der Gemeinde Kañaris. Trotz der Ablehnung der Bevölkerung will Candente Copper an seinem Minenprojekt festhalten, welches Kupfer, Gold und Silber fördern soll. Der Gemeindepräsident Cristóbal Barrios verlangte von der Zentralregierung in Lima, die Stimme des Volkes zu hören und die Arbeiten von Candente Copper zu suspendieren, wie es eine Vereinbarung mit den Ministerien für Landwirtschaft und Energie und Bergbau, und der Firma Candente Copper vorsah. »Sie alle versprachen vor der Gemeinde, die Entscheidung zu akzeptieren«, erklärte Barrios. Auch Francisco Rojas, Leiter für die wirtschaftliche Entwicklung in der Regionalregierung von Lambayeque, bestätigte, daß der Konflikt in Kañaris sehr komplex sei und die Zentralregierung die Abstimmung in den betroffenen Ortschaften ernst nehmen sollte.

* Aus: junge Welt, Samstag, 13. Oktober 2012


Zurück zur Peru-Seite

Zurück zur Homepage