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Zukunftsschützer als Extremisten denunziert

"Marsch für Wasser" erinnert Perus Präsident Ollanta Humala an Wahlkampfversprechen

Von Knut Henkel *

Vergangene Woche kam der »Marsch für das Wasser« in Lima an. Mehr als 570 Kilometer haben die Aktivisten, die am 1. Februar in Cajamarca starteten, auf ihrem Protestmarsch für das Grundrecht auf Wasser zurückgelegt. Viele haben sich angeschlossen und auch in anderen Regionen des Landes wurde marschiert.

»Bergbau: heute das Brot, morgen der Tod« steht auf einem der Plakate, die die Demonstranten gestern bei ihrem Einzug in Lima in die Höhe hielten. Daneben war immer wieder die Parole »Conga no va« und »No contamine el agua« zu lesen. Die erste Parole »Conga kommt nicht« bezieht sich auf den Ausbau der Conga-Goldmine nahe der Stadt Cajamarca, die zweite fordert, Wasser und Umwelt besser vor Verschmutzungen zu schützen.

Der Schutz der natürlichen Ressourcen - und dazu zählte ausdrücklich auch das Wasser - war ein Programmpunkt in der Wahlkampagne von Präsident Ollanta Humala, kritisiert Hugo Blanco. Der Bauervertreter aus Cusco hat sich mit den Protestierenden aus Cajamarca solidarisiert.

»Der meiste Widerstand schlägt der Regierung von Ollanta Humala nun in den Landwirtschaftsregionen entgegen, wo er gewählt wurde und wo es Fundstätten gibt. Eben weil er nun für das Gold und gegen das Wasser ist«, so Blanco in einem Interview für den Fernsehsender bpd. Dabei kritisierte der Bauernvertreter auch die Kommunikationskultur in seinem Land. »Im Falle des Bergbauprojekts Conga geht es nur um Ja oder Nein, Wasser oder Gold. Den Mittelweg haben wir aus den Augen verloren«, so der linke Bauernvertreter. Das belegen eindrucksvoll Aussagen wie jene des Sprechers vom Wahlbündnis Gana Perú, Fredy Otárola. Der hoffte kürzlich öffentlich, dass der Marsch scheitern würde. »Ich glaube nicht, dass es viele Menschen geben wird, die den Ruin Perus unterstützen werden«, sagte er gegenüber einem Fernsehsender und auch das Wort von den »Extremisten« fiel. Das ist typisch für das Regierungslager, so Kritiker wie der ehemalige Vize-Umweltminister José de Echave. Er hat gehofft, dass die Regierung Humala in der Lage sein würde, Kompromisse im Interesse des Landes auszuhandeln. Doch genau das ist bisher gescheitert. Das war auch der Grund, weshalb de Echave den Regierungsposten quittiert hat.

Konferenzen wie die über die Wasserproblematik in Peru, die im Anschluss an den Marsch stattfinden soll und die Einladung internationaler Beobachter, um den Marsch zu begleiten, sind potenzielle Instrumente, um aus der Sackgasse der Konfrontation herauszukommen. Allerdings fehlt es bisher an neuen Signalen, die in Richtung Kommunikation statt Konflikt gehen.

Die Demonstranten wollen eine definitive Zusage der Regierung, dass die Lagunen nahe Cajamarca unangetastet bleiben, weil ohne sie die Landwirtschaft in der Region gefährdet ist. Doch dafür stehen die Chancen nicht allzu gut. Derzeit scheinen sogar Pläne, die umweltgefährdende Schmelze von La Oroya wieder zu eröffnen, gute Chancen zu haben. Die Regierung, ein wichtiger Gläubiger des verantwortlichen Bergbaukonzerns Doe Run, scheint nicht abgeneigt. Für die Umwelt ist das keine gute Nachricht und für die Verständigung auch nicht, kritisierte José de Echave auf einer Pressekonferenz in Lima.

* Aus: neues deutschland, 13. Februar 2012


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