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Masterplan der Energiestrategie

Russlands Präsident Putin besucht Kasachstan und Turkmenistan

Von Irina Wolkowa, Moskau *

Gleich nach den Feierlichkeiten zum Tag des Sieges brach Russlands Präsident Wladimir Putin nach Kasachstan und Turkmenistan auf. Die Reiseroute mutet auf den ersten Blick merkwürdig an: Nach kurzem Stopp in Kasachstans neuer Hauptstadt Astana ging es am Donnerstag (1o. Mai) weiter ins turkmenische Aschgabat, bevor der Präsident am Sonnabend (12. Mai) – für vier Tage – wieder in Kasachstan eintrifft.

Das Reiseprogramm verrät indes einen Masterplan großer Dimension. Zum einen plant Russland den Bau einer Gasleitung, die von Turkmenistan am Ostufer des Kaspischen Meeres entlang durch Kasachstan nach Russland führt. Der stellvertretende Minister für Industrie und Energiewirtschaft Andrej Reus sagte auf einer Pressekonferenz, erste Kalkulationen seien bereits erstellt, Russland und dessen Geschäftspartner – gemeint war Kasachstan – seien zum Bau bereit. Geht diese Rechnung auf, wird das Nabucco-Projekt der EU – der Bau einer alternativen Pipeline von Turkmenistan über die Türkei nach Westen (unter Umgehung Russlands) – erheblich entwertet.

Allerdings ist Turkmenistan auch nach dem Tod von Diktator Saparmurat Nijasow im Dezember ein schwieriger und unberechenbarer Verhandlungspartner, der Russland schon des Öfteren vorgeführt hat. Unter anderem bei der Aufteilung der öl- und gasreichen Kaspi-See, über die die fünf Anrainer – darunter Iran – seit fünfzehn Jahren streiten.

Putin steht unter Zeitdruck: Am 18. Mai beginnt der nächste Gipfel Russland-EU, bei dem es erneut vor allem um Energie geht. Russland hat jedoch die besseren Chancen im Rennen ums turkmenische Gas. Schon 2003 sicherte sich Gasprom den Löwenanteil der Förderung bis 2028. Vor allem aber: Ohne Moskaus Rückendeckung kann Turkmenistans neuer Präsident Gurbanguly Berdymuchamedow sich längerfristig kaum gegen die Granden aus der Leibwache seines Vorgängers behaupten. Sie drängen immer aggressiver auf Umverteilung der Besitzstände, was ohne Prioritätenwechsel bei den Energieexporten schwer zu bewerkstelligen ist.

Trotz der erklärten Neutralität Turkmenistans hat Putin daher gute Karten, auch das Plazet für die angestrebte Stationierung von Teilen der russischen Raketenabwehr und Verbänden der Luftwaffe zu bekommen. Deren bloße Anwesenheit dürfte für potenzielle Putschisten erheblichen Abschreckungswert haben und sich günstig für die Wiedereingliederung der Republik in regionale und überregionale Strukturen auswirken.

Auch zwecks Feinabstimmung der Verhandlungstaktik traf Putin vor seinem Turkmenistan-Besuch daher Kasachstans Präsident Nursultan Nasarbajew. Der will, auch weil damit Kasachstans Chancen für den OSZE-Vorsitz 2009 steigen, die Zentralasiatische Union wiederbeleben und damit seine Republik zur regionalen Führungsmacht aufwerten – mit ausdrücklicher Zustimmung Russlands. Übernimmt Kasachstan das Krisenmanagement in der instabilen Region, vor allem in Kirgistan, muss Moskau sich nicht direkt exponieren, behält aber über den weitgehend loyalen Nasarbajew seine Einflussmöglichkeiten.

Beide Seiten wollen außerdem ihre Beitrittsverhandlungen zur WTO synchronisieren und ein Regierungsabkommen zum Bau eines internationalen Urananreicherungszentrums unterzeichnen.

* Aus: Neues Deutschland, 11. Mai 2007

Aktuelle Meldungen der russischen Nachrichtenagentur

Putin verhandelt in Turkmenien über Kaspi-Pipeline und Gaslieferungen

ASCHCHABAD, 11. Mai (RIA Novosti). Die Zusammenarbeit im Erdgas- und Erdölsektor ist zentrales Thema des beginnenden Arbeitsbesuchs des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Turkmenien.

Putin besucht zum dritten Mal diese zentralasiatische Republik und trifft sich mittlerweile zum zweiten Mal mit dem turkmenischen Präsidenten Gurbanguly Berdymuchammedow nach dessen Amtsantritt Mitte Februar.

Mit der turkmenischen Staatsführung werde Putin unter anderem über den Bau einer neuen Gaspipeline aus Turkmenien nach Russland an die Küste des Kaspischen Meeres verhandeln, teilte Russlands stellvertretender Industrie- und Energieminister Andrej Reus mit. "Die russische Seite und unsere Geschäftspartner sind (zum Bau der Gaspipeline) bereit", betonte Reus. Ihm zufolge erstellte Russland bereits gewisse Kalkulationen zu diesem Projekt, das bedeutende Investitionen erfordern wird.

Reus rief zugleich dazu auf, dieses Vorhaben nicht als Alternative zum Nabucco-Projekt für den Bau der Transkaspischen Gaspipeline von Turkmenien bis in die Türkei für den anschließenden Gastransport nach Europa zu betrachten. Turkmenien sei ein souveränes Land, das über große Rohstoffreserven verfüge und verschiedene Transportrouten haben dürfe.
Laut Reus ist Turkmenien weiterhin ein strategischer Wirtschaftspartner Russlands im Gasbereich. Er verwies auf das im Jahr 2003 unterschriebene Abkommen über turkmenische Gaslieferungen bis zum Jahr 2028 nach Russland. Bis dahin soll die Liefermenge von gegenwärtig 50 Milliarden Kubikmeter auf 90 Milliarden Kubikmeter in Jahr steigen.

Außerdem wird Putin in Turkmenien über eine engere Kooperation im Handel werben. Wie ein Kreml- Sprecher mitteilte, betrug der gegenseitige Handel im vergangenen Jahr lediglich 307 Millionen US-Dollar, was dem Potential beider Staaten offenbar nicht entspricht.

Zum Abschluss der Verhandlungen werden die Präsidenten beider Staaten eine gemeinsame Erklärung annehmen, in der die Schwerpunkte der bilateralen Zusammenarbeit für die Zukunft definiert werden sollen.
Am Samstag, 12. Mai, werden die Präsidenten von Russland, Turkmenien und Kasachstan in der Stadt Turkmenbaschi über eine Kooperation im Energiesektor sowie über regionale Probleme beraten.
"Mittelasien ist einer der vorrangigen Bereiche der russischen Energiestrategie", sagte Reus. Ihm zufolge besitzen die mittelasiatischen Länder bedeutende Vorräte an Erdöl und Erdgas und setzen umfassende Projekte für ihre Erschließung um.
Außerdem sei Mittelasien eine wichtige Transitregion, betonte Reus. Im vergangenen Jahr seien über Kasachstan 39 Milliarden Kubikmeter Gas aus Turkmenien, neun Milliarden Kubikmeter Gas aus Usbekistan und 7,5 Milliarden Kubikmeter Gas aus Kasachstan selbst gepumpt wurden. Im diesem Jahr sollen 55,7 Milliarden Kubikmeter Gas durch Kasachstan transportiert werden.


Putin setzt auf Dreierbündnis mit Turkmenien und Kasachstan für Gastransport

TURKMENBASCHI (Turkmenien), 12. Mai (RIA Novosti). Der russische Präsident Wladimir Putin hält die Teilnahme weiterer Länder an Projekten zum Wiederaufbau und Ausbau der bestehenden Gastransportsysteme in Zentralasien für nicht notwendig.
"Die drei Länder (Russland, Turkmenien und Kasachstan) reichen aus", sagte er auf eine Frage, ob weitere Staaten zum Kaspi-Projekt herangezogen werden.


Russland, Kasachstan und Turkmenien bereiten Abkommen für Kaspi-Gaspipeline vor

TURKMENBASCHI (Turkmenien), 12. Mai (RIA Novosti). Nachdem sich Präsidenten von Russland, Kasachstan und Turkmenien auf den Bau der Kaspi-Gaspipeline geeinigt haben, werden in zwei Etappen Abkommen geschlossen, die die Eigentumsform der Rohrleitung regeln soll. Das teilte Viktor Christenko, Minister für Industrie und Energiewirtschaft, mit.
"Diese Frage wird in zwei Etappen besprochen. Die erste Etappe ist am 1. September, wenn das Regierungsabkommen fertig sein wird. Die zweite Etappe gilt der Vorbereitung von gemeinsamen Dokumente, um den gesamten Prozess in Gang zu setzen", sagte der Minister vor der Presse in der Stadt Turkmenbaschi.

Am Samstagvormittag einigten sich Wladimir Putin, Nursultan Nasarbajew und Gurbanguly Berdymuchammedow auf den Bau der Kaspi-Gaspipeline. Wie es in einer Deklaration der drei Staatschef heißt, wird ein entsprechendes Abkommen bis zum 1. September unterzeichnet.
Außerdem kamen Russland, Kasachstan, Turkmenien und Usbekistan überein, das vorhandene Gastransportsystem wiederaufzubauen und neue Kapazitäten für den Gastransport aus Zentralasien zu schaffen.
Christenko zufolge wird Gas aus allen Rohrleitungen Richtungen in das russische Netz strömen. "Alle Länder haben ihre eigene Pläne. Die Hauptaufgabe besteht darin, diese Pläne zu koordinieren", sagte der Minister.


Turkmenien hofft auf erfolgreiche Verhandlungen über Status des Kaspisches Meers

TURKMENBASCHI (Turkmenien), 12. Mai (RIA Novosti). Turkmeniens Präsident Gurbanguly Berdymuchammedow zweifelt nicht an einem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen zum Status des Kaspischen Meeres. "Ich kann nicht umhin, das Kaspi-Problem anzuschneiden. Früher oder später werden wir diese Fragen lösen. Der Verhandlungsprozess entwickelt sich positiv", sagte er am Samstag bei Verhandlungen mit den Präsidenten von Russland und Kasachstan im erweiterten Kreis.
"Wie lange wir den Status auch immer besprechen, wir haben ein gemeinsames Ziel: Unser Meer soll ein Meer der guten Nachbarschaft und der Freundschaft werden", erklärte Berdymuchammedow.

Russlands Präsident Wladimir Putin betonte seinerseits, dass die Themen beim Treffen der drei Staatschef über Brennstoff- und Energieprobleme hinausgingen. "Wir behandelten Verkehrs- und ökologische Probleme. Das ist ein ernsthafter Schritt zur Vorbereitung eines Kaspi-Gipfels. Denn wir sprachen praktisch über alle Probleme der Zusammenarbeit am Kaspischen Meer", sagte Putin.


Turkmeniens Präsident schlägt Bau einer Eisenbahnstrecke nach Iran vor

TURKMENBASCHI (Turkmenien). Der turkmenische Präsident Gurbanguly Berdymuchammedow will erneut den Bau einer Bahnstrecke von Russland-Kasachstan-Turkmenien-Iran diskutieren.
"Ich schlage vor, das Projekt zum Bau der Zweigbahn Jeralijewo-Turkmenbaschi zu prüfen. Sollte die iranische Seite Interesse zeigen, kann die Bahn bis zur iranischen Grenze verlegt werden. Dann kann man die Eisenbahnstrecke Russland-Kasachstan-Turkmenien-Iran bauen und Anschluss an die Türkei und die Golfländer bekommen", sagte Berdymuchammedow bei einem erweiterten Treffen der Präsidenten von Russland, Turkmenien und Kasachstan.

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