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Bombenanschlag in Wolgograd

Selbstmordattentäterin tötet mindestens 16 Menschen. Über 30 Schwerverletzte *

Bei einem Bombenanschlag in der südrussischen Stadt Wolgograd hat eine Selbstmordattentäterin mindestens 15 Menschen mit in den Tod gerissen. Mehr als 30 Menschen seien von dem Sprengsatz, der mit Nägeln und Schrauben gefüllt war, schwer verletzt worden, teilten die Behörden im früheren Stalingrad am Sonntag mit. Der tschetschenische Islamistenführer Doku Umarow hatte zu Anschlägen aufgerufen, um die Olympischen Winterspiele im rund 700 Kilometer von Wolgograd entfernten Sotschi zu stören. Moskau verspricht aber sichere Spiele in Sotschi.

Erst Ende Oktober hatte in der Industriemetropole Wolgograd eine Selbstmordattentäterin in einem Linienbus mit einer Bombe sechs Passagiere und sich selbst getötet. Wie diese Frau könnte auch die Attentäterin vom Sonntag aus der Teilrepublik Dagestan im Nordkaukasus stammen, sagte ein Ermittler. Die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten drückte in einem Schreiben an den Russischen Veteranenverband sein Beileid gegenüber den Angehörigen der Todesopfer des Anschlags aus. Attacken dieser Art seien »durch nichts zu rechtfertigende menschenverachtende Gewalttaten«. Die FIR warnte zugleich vor einer »öffentlichen pauschalen Stigmatisierung von Bevölkerungsgruppen«.

Der Sprengsatz war nach Angaben des Sprechers der Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, am frühen Nachmittag am Eingang des Bahnhofs detoniert. Gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Interfax bestätigte Markin, daß eine Selbstmordattentäterin für den Anschlag verantwortlich gewesen sei. Die Explosion der Bombe mit einer Sprengkraft von zehn Kilogramm TNT tötete auch ein Mitglied der Sicherheitskräfte. Zahlreiche Krankenwagen rasten zum Bahnhof der Millionenstadt. Mindestens 37 Menschen wurden in Kliniken gebracht, darunter ein neunjähriges Kind. »Ich sah einen Blitz im Inneren des Gebäudes, dann riß eine gewaltige Explosion die Fenster aus den Angeln«, sagte der Taxifahrer Oleg Grams, der vor dem Bahnhof gewartet hatte, dem Staatsfernsehen. »Die Detonation war extrem«, schilderte auch die Augenzeugin Swetlana Demtschenko. Sie sprach von »großer Panik« kurz nach dem Attentat. Bürgermeisterin Irina Gussewa nannte die Lage in der Stadt »schwierig« nach dem zweiten Anschlag innerhalb von zwei Monaten.

Rußlands Präsident Wladimir Putin verurteilte die Tat scharf. Er forderte eine schnelle Aufklärung des Attentats und sagte Verletzten und Angehörigen unbürokratische Hilfe zu. Putin entsandte zudem einen Beauftragten nach Wolgograd. Das Zivilschutzministerium ließ das Bahnhofsgebäude evakuieren. Rettungskräfte berichteten von deutlichen Schäden. Überall liege zersplittertes Fensterglas, zudem habe die Feuerwehr einen kleinen Brand löschen müssen, hieß es. Polizisten mit Spürhunden suchten das Gelände nach Spuren und möglichen weiteren Sprengsätzen ab. Die Gebietsverwaltung von Wolgograd verhängte eine dreitägige Staatstrauer.

* Aus: junge Welt, Montag, 30. Dezember 2013


Terroranschlag in Wolgograd: Putin ordnet Suche nach Drahtziehern an **

Nach dem blutigen Terroranschlag in Wolgograd hat der russische Präsident Wladimir Putin die Sicherheitsbehörden beauftragt, die Drahtzieher der Tat zu finden und vor Gericht zu stellen.

„Wladimir Putin hat die zuständigen Minister und Leiter der Militär- und Sicherheitsbehörden beauftragt, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Ursachen und Umstände des Terrorakts aufzuklären und diejenigen, die hinter diesem stehen, zu identifizieren und an die Justiz zu übergeben“, teilte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Sonntag mit.

Eine Bombe mit einer Sprengkraft von mindestens zehn Kilo TNT detonierte am Nachmittag im Bahnhof von Wolgograd, dem ehemaligen Stalingrad. Ersten Erkenntnissen zufolge sprengte sich eine Selbstmordterroristin vor einem Metalldetektor am Haupteingang des Bahnhofs in die Luft, als sie von der Polizei aufgehalten wurde.

Laut den jüngsten Informationen des Ermittlungskomitees wurden 15 Menschen, darunter ein neujähriges Kind, getötet und mehr als 30 weitere verletzt. Die Gebietsverwaltung von Wolgograd hatte zuvor von mindestens 18 Toten und 40 Verletzten berichtet. Der Sprecher des Ermittlungskomitees, Wladimir Markin, teilte mit, dass die Sprengstoffexperten bei der Untersuchung des Anschlagsorts eine scharfe Handgranate vom Typ F-1 gefunden und vernichtet haben. Die Gebietsverwaltung von Wolgograd verhängte eine dreitägige Trauer.

Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat den „barbarischen“ Anschlag entschieden verurteilt. Der Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarats (PACE) Jean-Claude Mignon sprach im Zusammenhang mit dem Anschlag sein Beileid aus, wie der Duma-Angeordnete Alexej Puschkow via Twitter mitteilte.

Im Oktober war Wolgograd bereits von einem Selbstmordanschlag erschüttert worden: Eine Terroristin sprengte sich in einem Linienbus in die Luft und zog sechs Passagiere mit in den Tod. Mehr als 40 weitere wurden verletzt. Erst am Freitag waren im südrussischen Pjatigorsk (ca. 500 km südlich von Wolgograd) drei Menschen bei einem Autobomben-Anschlag getötet worden.

** Aus: RIA Novosti, 29.12.2013; http://de.ria.ru


Verehrter Präsident des Russischen Veteranenverbandes Kamerad Michail Alexejewitsch Moiseev, liebe russische Kameraden

Berlin, 29.12.2013

Mit Entsetzen und tiefer Trauer haben wir die Nachricht von dem erneuten Bombenanschlag in Wolgograd, der ehemaligen Heldenstadt Stalingrad, zur Kenntnis genommen. Wie schon im Oktober dieses Jahres haben erneut feige Terroristen an einer belebten Stelle der Stadt eine Bombe gezündet, die nur ein Ziel hatte, zufällig anwesende Menschen zu töten oder zumindest schwer zu verletzen. Solche Anschläge sind durch nichts zu rechtfertigende menschenverachtende Gewalttaten.

Die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten drückt insbesondere den Opfern des Anschlages und ihren Familienangehörigen ihr Beileid aus.

Alle friedliebenden Kräfte Russlands sind aufgerufen, sich solchem Terror entgegenzustellen. Gleichzeitig sollte darauf geachtet werden, dass durch solche Gewalttaten keine öffentliche pauschale Stigmatisierung von Bevölkerungsgruppen zunimmt, wie sie sich vor einigen Wochen bei rassistischen Ausschreitungen in Moskau entladen hatte.

Wir wünschen trotz solch schrecklicher Ereignisse den Kameradinnen und Kameraden und allen Bürgern Russlands ein friedliches und erfolgreiches Neues Jahr.

Dr. Ulrich Schneider
Generalsekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) - Bund der Antifaschisten, Berlin





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