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Kreml dankt Chavez für politische Sensation

Venezuela erkennt Unabhängigkeit von Abchasien und Südosetien an / Waffendeal, Öl- und Gasgeschäfte mit Moskau

Beim achten Besuch von Hugo Chavez in Moskau hat es diesmal neben Waffendeals und Ölprojekten auch eine Überraschung gegeben: Venezuela will Abchasien und Südossetien anerkennen. Moskau dankt, Tiflis ist empört.

Bereits zum Auftakt des Treffens mit seinem russischem Amtskollegen Dmitri Medwedew am Donnerstag (10. Sept.) trumpfte Chavez mit einer Sensationsnachricht auf: "Ich möchte diese Gelegenheit wahrnehmen und ankündigen, dass Venezuela die Unabhängigkeit von Südossetien und Abchasien anerkennt". Es werde immer mehr Länder geben, die Venezuelas Beispiel folgen würden: "Venezuela wird diesem Vorgang weitere Impulse geben".

Medwedew sagte, das Schicksal dieser südkaukasischen Republiken sei Russland "nicht egal": "Ich möchte für diese Entscheidung danken". Außer Russland hatte bislang nur Nicaragua Abchasien und Südossetien anerkannt.

Die Regierungen in Zchinwali und Suchumi zeigten sich über Chavez' Ankündigung begeistert. Abchasiens Außenminister Sergej Schamba sagte zu RIA Novosti: "Wir haben immer hoffnungsvoll auf Venezuela und einige weitere Länder Lateinamerikas geblickt". Wenn Venezuela seine Entscheidung offiziell besiegele, löse das möglicherweise eine Welle weiterer Anerkennungen aus.

Südossetiens Außenminister Murat Dschiojew äußerte: "Ich gratuliere allen Bewohnern Südossetiens zu diesem Ereignis. Wir sprechen Venezuelas Volk und Präsident unseren aufrichtigen Dank aus".

Die Regierung in Tiflis brandmarkte Chavez' Entscheidung sofort als Verstoß gegen das Völkerrecht. Die Ankündigung von "Venezuelas Diktator" sei eine "Gegenleistung" für die vom Kreml versprochenen Waffenlieferungen und Kredite, erklärte das georgische Außenministerium am Donnerstagnachmittag.

Der geplante Panzer-Deal zwischen Russland und Venezuela sorgt seit langem international für Aufsehen. Wie ein ranghoher Beamter der russischen Rüstungsindustrie im Vorfeld von Chavez' Besuch zu RIA Novosti sagte, will Venezuela bis 100 T-72- und T-90-Panzer kaufen.

Nun bekräftigte Medwedew: "Russland wird die Waffen liefern, die Venezuela bestellen will. Auch Panzer werden wir liefern, unsere Panzer sind gut". Chavez hatte zuvor erklärt, Venezuela brauche mehr Waffen, um insbesondere auf die zunehmende US-Militärpräsenz im Nachbarland Kolumbien zu reagieren.

Venezuela und Russland bekräftigten auch ihre Pläne für langfristige Wirtschaftskooperation.

Das Konsortium, dem Energiekonzerne Rosneft, Gazprom, Lukoil, TNK-BP und Surgutneftegaz angehören, und die venezolanische staatliche Gesellschaft PdVSA unterzeichneten eine Absichtserklärung: Noch vor Jahresende wollen sie ein Joint Venture gründen, um venezolanische Ölvorkommen zu erschließen. Insbesondere wird das Ölfeld Junin-6 ins Visier genommen.

Die Finanzierung der geplanten Öl- und Gasprojekte soll unter anderem durch eine russisch-venezolanische Bank ermöglicht werden - deren Gründung erfolgt laut Medwedew ebenfalls vor Jahresende.

Medwedew bezeichnete Venezuela als Russlands "Schlüsselverbündeten": "In diesem Zusammenhang unterstützen wir viele von Venezuela stammende Initiativen auf dem lateinamerikanischen Kontinent".

* Aus: Russische Nachrichtenagentur RIA Novosti, 9. September 2009; http://de.rian.ru

Venezuela verspricht Details zu Waffendeals mit Russland

Venezuela erklärt sich bereit, Details seiner Waffendeals mit Moskau offen zu legen, fordert aber Einzelheiten darüber, wie das Nachbarland Kolumbien mit den USA militärisch kooperiert.

"Nichts hindert uns daran, den Vertrag mit Russland einschließlich aller Details offen zu legen, denn Vertrauen beginnt mit Transparenz", sagte der venezolanische Verteidigungsminister Ramon Carrizales bei einem Treffen mit seinen Amtskollegen aus lateinamerikanischen Ländern in Ecuador.

Venezuela habe in Russland "lediglich Verteidigungswaffen" gekauft, so Carrizales.

Zuvor hatte Kolumbiens Präsident Alvaro Uribe von allen lateinamerikanischen Ländern gegenseitige "Offenheit" in Sachen Verteidigungspolitik gefordert. Dann sei Kolumbien bereit, seinen unterschriftsreifen Vertrag über die Militärkooperation mit den USA offen zu legen.

Zu dieser Offenlegung hatte Venezuelas Präsident Hugo Chavez aufgefordert. Ihn beunruhigt der geplante Ausbau der US-Militärpräsenz in Kolumbien. Chavez nahm das in der vergangenen Woche zum Anlass, um den vereinbarten Kauf von 100 russischen Panzern zu begründen.

* Aus: Russische Nachrichtenagenture RIA Novosti, 16. September 2009




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