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Belgrad will verhandeln

Serbisches Parlament beschließt Resolution zum Kosovo mit großer Mehrheit

Klare Worte bezüglich der Haltung Serbiens zum Kosovo fand am Dienstag (27. Juli) das Parlament in Belgrad. Mit großer Mehrheit verabschiedete die Skupstina eine Resolution, in der es heißt, man werde die selbsterklärte Unabhängigkeit der serbischen Provinz niemals anerkennen. Nach erregter Debatte stimmten 192 Abgeordnete für die Entschließung, 26 dagegen und zwei enthielten sich.

Der Beschluß erfolgte in Reaktion auf ein Rechtsgutachten des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag aus der vergangenen Woche. Darin hatte eine Mehrheit der Richter die Abspaltung des Kosovo von Serbien im Februar 2008 als legitim erklärt. Hierfür erhielt das Gericht Beifall von USA, BRD und anderen westlichen Staaten. Kritik kam unter anderem aus Belgrad, Moskau und Madrid.

In seiner jetzigen Resolution sprach sich das serbische Parlament ausdrücklich für »friedliche Verhandlungen« zur dauerhaften Lösung des Konflikts aus und regte damit eine Wiederaufnahme des Dialogs mit den Verantwortlichen im Kosovo an. Die Regierung der selbsternannten »Republik Kosovo« in Pristina sperrt sich seit Abbruch der Verhandlungen im November 2007 gegen jedes Gespräch mit Serbien. Dessen Staatspräsident Boris Tadic kündigte nun an, daß sich Belgrad bei der nächsten UN-Vollversammlung im September um neue Statusverhandlungen bemühen will. Bis dahin wolle man versuchen zu verhindern, daß weitere Staaten das Kosovo anerkennen.

Tadic betonte, Serbien strebe eine Kompromißlösung an. »Wir sind in einer sehr schwierigen Lage, (...) aber wir werden nicht die Kriegstrommel rühren«, sagte er. »Wir können unsere Interessen im Kosovo nicht wahren ohne Einbindung in die EU und gute Beziehungen zu den USA, Rußland und China«, meinte der westlich orientierte Politiker. Bislang haben 69 Staaten das Kosovo als unabhängigen Staat anerkannt. Die USA und Deutschland gehörten dabei zu den Vorreitern. Viele der 192 in der UN-Vollversammlung vertretenen Länder zögern allerdings trotz des IGH-Gutachtens weiter.

Unterdessen betonte der deutsche Außenminister Guido Westerwelle bei einem Besuch im slowenischen Ljubljana erneut, daß »die territoriale Integrität des Kosovos ein unabweisbares Faktum« sei. Die BRD hatte nach 1990 maßgeblich an der Abspaltung Sloweniens wie auch Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas von Jugoslawien mitgewirkt. (AFP/apn/jW)

* Aus: junge Welt, 28. Juli 2010

Dokumentiert: Serbische Initiative an die UN-Generalversammlung

Serbia’s Mission to UN proposes resolution to General Assembly

Belgrade/New York, 28 July 2010 – The Serbian Mission to the UN submitted a resolution proposal to the UN General Assembly today in New York as a response to the advisory opinion of the International Court of Justice (ICJ) in The Hague.
The resolution calls on all sides to find a mutually acceptable solution to all disputed issues through peaceful dialogue, with the aim of achieving peace, security and cooperation in the region.
A statement by the Ministry of Foreign Affairs delivers the integral text of the resolution:


"The General Assembly,

Guided by the principles contained in the UN Charter,

Bearing in mind its functions and authorities stemming from the UN Charter,

Referring to its Resolution 63/3 of 8 October 2008,

Aware that an agreement has not been reached between the sides on the consequences of the unilaterally proclaimed independence of Kosovo from Serbia,

Taking into account the fact that one-sided secession cannot be an accepted way for resolving territorial issues,

1. Acknowledges the Advisory opinion of the ICJ passed on 22 July 2010 on whether the unilaterally proclaimed independence of Kosovo is in line with international law,

2. Calls on the sides to find a mutually acceptable solution for all disputed issues through peaceful dialogue, with the aim of achieving peace, security and cooperation in the region.

3. Decides to include in the interim agenda of the 66th session an item namely: "Further activities following the passing of the advisory opinion of the ICJ on whether the unilaterally proclaimed independence of Kosovo is in line with international law.”

The Resolution was submitted after consultation with many international member states, including all permanent members of the Security Council.

For this occasion, Minister of Foreign Affairs Vuk Jeremic has travelled today to New York to talk with UN Secretary-General Ban Ki-moon about the situation in Kosovo-Metohija after the ICJ passed its advisory opinion.

During his trip to New York, Jeremic will also address the Forum of the Non-Aligned Movement and will have a large number of meetings with ambassadors of the UN member states.

The Minister of Foreign Affairs will also have a series of consultations concerning preparation for the session of the UN Security Council on Kosovo-Metohija which is scheduled for next week, it is added in the statement.

Quelle: Website der serbischenn Regierung (englisch); 28. Juli 2010; www.srbija.gov.rs




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