Mugabe feierte seine Landreform
Simbabwes Präsident verlangt von Neusiedlern bessere Ernten
Von Hanna Ndlovu, Bulawayo*
Simbabwes Präsident Robert Mugabe feierte seine umstrittene Landreform: 6482 Farmen mit
insgesamt 10,5 Millionen Hektar, zuvor im Besitz weißer Farmer, wurden an schwarze Landlose
übergeben. Daraus produktive Landwirtschaftsbetriebe zu entwickeln, beschlossen 3000 Delegierte
der Mugabe-Partei ZANU(PF) am Wochenende auf ihrer Parteikonferenz.
Die Umzingwane High School in Esigodini, Tagungsort der 8. Komferenz der regierenden
Afrikanischen Nationalunion von Simbabwe (Patriotische Front), war schon Wochen zuvor aufpoliert
worden. Der Ort bekam eine neue Poliklinik, die Zufahrtswege wurden ausgebessert. Die 3000
Parteitagsdelegierten waren gut untergebracht.
Esigodini nahe der Matabeleland-Metropole Bulawayo galt schon unter seinem früheren Namen
Essexvale als vorbildlicher Marktflecken in einer Region, in der weiße Farmer auf ausgesprochen
gutem Boden zu Reichtum gelangt waren. Fast alle mussten zwar den Landbesetzungen der letzten
Jahre weichen, doch Mugabe wünscht sich, dass auch die neuen Landwirte derart erfolgreich
wirtschaften.
Noch drei Jahre wolle er in Partei- und Präsidentenamt bleiben, verkündete Mugabe, der im Februar
84 Jahre alt wird. Bis dahin sollen aus den neuen Farmen, die bis jetzt noch eher schlecht als recht
bewirtschaftet werden, blühende Landwirtschaftsbetriebe werden. »Nehmt euer Land endlich in
Besitz! Bebaut es, bewässert es und bringt gute Ernten ein!«, rief er den Neusiedlern zu. Seinem
Bericht zufolge wurden bis jetzt mehr als 140 000 Familien auf Land angesiedelt, das den
Gemeinden zugesprochen wurde. Etwa 15 000 Neubauern erhielten weitere 2700 Kleinfarmen zur
individuellen Bewirtschaftung. Und knapp 2,7 Millionen Hektar wurden kommerziellen schwarzen
Farmenwirtschaften zugeteilt.
Nun müsse die Landwirtschaft stabilisiert werden. Mugabe kritisierte diejenigen, die nur auf weitere
Geschenke der Regierung warten. Die Partei werde auch nicht dulden, dass die Infrastruktur in den
Farmgebieten verkommt und die Bewässerungsanlagen verfallen. Auch die jüngst aus den großen
Städten vertriebenen Obdachlosen hätten auf dem Lande ihr Auskommen und keinen Grund, ein
leichtes Leben durch Betteln und Stehlen in den Großstädten zu suchen.
Aber auch sein eigenes Parteigefolge nahm Mugabe ins Gebet: Es werde nicht geduldet, dass sich
Parteigrößen im Zuge der Landreform bereichern und mehr als eine Farm aneignen.
Armut und Hunger müssten aus Simbabwe verbannt werden, solange jedoch die Umstrukturierung
andauere und die Ernten mangels Erfahrung der Neusiedler noch schlecht seien, führe Simbabwe
Getreide – vor allem Mais – aus Südafrika ein. Nach Angaben der UN-Hilfsprogramme müssen
darüber hinaus 700 000 Menschen in Dürregebieten mit Nahrungsmittelspenden unterstützt werden.
Nicht öffentlich war die Parteitagsdebatte über interne Probleme und die Auseinandersetzungen mit
der Opposition. Der Nationale Vorsitzende der ZANU(PF), John Nkomo, verlangt harte Maßnahmen
gegen alle Abweichler. Deren Zahl sinkt denn auch. Bei den jüngsten Senatswahlen gewann die
Regierungspartei 43 von insgesamt 50 Sitzen. Nur sieben gingen an die Opposition, davon sechs
nach Matabeleland, wo sich die einzige bedeutende Oppositionspartei, die Bewegung für
Demokratischen Wandel (MDC) unter Morgan Tsvangirai, darüber so zerstritt, dass Beobachter ihr
Ende nahe sehen. Auch die neue Vereinigte Volksbewegung (United Peoples Movement), hinter der
Mugabes ehemaliger Informationsminister Jonathan Moyo steht, kommt nicht so recht zum Zuge,
obwohl auch sie einen Senatssitz gewann.
* Aus: Neues Deutschland, 13. Dezember 2005
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