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"Massive Offensive"

Mindestens 31 Tote bei Überfall auf ein Hotel in Mogadischu

Von Knut Mellenthin *

Mindestens 31 Menschen, darunter sechs Parlamentsabgeordnete, sind nach offiziellen Angaben am Dienstag (24. Aug.) bei einem Angriff auf ein Hotel in der somalischen Hauptstadt Mogadischu getötet worden. Das Hotel Huna liegt in unmittelbarer Nähe zum Präsidentenpalast in einer Sicherheitszone, die von der afrikanischen »Friedenstruppe« AMISOM kontrolliert wird. In dem Hotel wohnen zahlreiche führende Beamte der Übergangsregierung. Auch Parlamentarier lassen sich dort nieder, wenn sie sich in Mogadischu aufhalten. Die Mehrheit der 550 Abgeordneten lebt normalerweise mit ihren Familien im Ausland, vorzugsweise in Kenia, Uganda und auf der arabischen Halbinsel. Oft kann die Beschlußfähigkeit des Parlaments nur mit Hilfe von Drohungen hergestellt werden.

Wie viele Personen an dem Angriff beteiligt waren, war am Nachmittag noch unklar. Nach Angaben der Übergangsregierung handelte es sich um drei Männer, von denen einer festgenommen worden sei, während sich die beiden anderen im Hotel in die Luft gesprengt hätten. Auch nach diesem Zeitpunkt wurde aber nach übereinstimmenden Berichten im Hotel weiter geschossen.

Zu dem Überfall lag zunächst keine Erklärung irgendeiner Organisation vor. Indessen ist die allgemeine Annahme, daß die Angreifer zur Al-Schabab gehörten, durchaus plausibel. Die Islamisten hatten am Montag eine »massive Offensive« angekündigt. Ebenfalls am Montag griffen die Soldaten von Al-Schabab mehrere Unterkünfte und Stellungen der Regierungstruppen und der mit diesen verbündeten Ahlu-Sunna-Miliz an. Wie meist in solchen Fällen nahmen die AMISOM-Einheiten daraufhin Wohngegenden rund um den Bakara-Markt, die als Hochburgen der Islamisten gelten, unter Artilleriebeschuß. Mindestens 29 Zivilisten, nach anderen Berichten bis zu 40, wurden dabei getötet. Rund 100 Verletzte wurden in Krankenhäusern registriert.

Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte am Dienstag einen Sicherheitsfunktionär der Übergangsregierung mit der Behauptung, selbst in der stark bewachten Zone um den Präsidentenpalast würden mittlerweile etwa 300 getarnte Al-Schabab-Kämpfer leben, die dort kleine Geschäfte betreiben oder Jobs in Restaurants und Läden haben.

Die am Montag (23. Aug.) angekündigte Offensive der Islamisten stellt offenbar eine Reaktion auf die Verstärkung von AMISOM dar. Die »Friedenstruppe« bestand bisher aus 5300 Soldaten, ungefähr je zur Hälfte aus Uganda und Burundi. Seit Freitag voriger Woche sind mehrere hundert weitere Ugander in Mogadischu angekommen. Die Afrikanische Union, der Dachverband aller Staaten des Kontinents, hatte Ende Juli auf einem Gipfeltreffen in der ugandischen Hauptstadt Kampala beschlossen, die Personalstärke von AMISOM um 2000 Mann zu erhöhen.

* Aus: junge Welt, 25. August 2010

UN-Sicherheitsrat verurteilt Anschlag

Der UN-Sicherheitsrat in New York hat den Anschlag islamistischer Aufständischer auf ein Hotel in Somalias Hauptstadt Mogadischu aufs Schärfste verurteilt. Der amtierende Ratspräsident Vitali Tschurkin (Russland) ermahnte die somalische Führung, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

UN deplores deadly attack on Somali hotel

24 August 2010 – The United Nations strongly condemned today’s attack on a hotel in the capital, Mogadishu, which reportedly killed at least 30 civilians, including Members of Parliament.

According to media reports, the attack involved Somali insurgents dressed as police officers, who stormed the hotel and opened fire, and later blew themselves up.

“These callous, brutal acts, which were clearly aimed at causing maximum bloodshed to innocent people, defy rational comprehension,” Augustine P. Mahiga, the Secretary-General’s Special Representative for Somalia, said in a statement.

“Those who are responsible for these murders are only interested in causing destruction and misery to the Somali people.

“They will not, however, succeed in their violent campaign. The Somali people are yearning for peace which they deserve and they will be heard. The peace process will continue in Somalia despite the attempts by a violent minority to disrupt it.”

The Security Council also condemned the attack “in the strongest terms” and called for the perpetrators to be brought to swiftly to justice, in a statement read to the press by Ambassador Vitaly Churkin of Russia, which holds the Council’s rotating presidency for August.

The 15-member body stressed the need to continue strengthening Somali security institutions and the importance of an inclusive dialogue in the peace process.

Violence in Mogadishu has led to some 3,000 conflict-related casualties so far this year and uprooted around 200,000 people from the city, which has been the scene of ongoing clashes between Government troops and Islamist militant groups, including Al-Shabaab.

Source: UN News Centre; www.un.org




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