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Sri Lanka: Neuer Vermittlungsversuch im Bürgerkrieg
Norwegen bringt Gespräche voran
Über Bewegung im Bürgerkrieg auf Sri Lanka informiert der folgende Korrespondentenbericht.
Guter Start für Norweger
Thomas Berger
Mit neuen Gesprächen in der Hauptstadt Colombo haben die
norwegischen Vermittler jetzt einen weiteren Versuch
gestartet, in Sri Lanka zu substantiellen
Friedensverhandlungen zwischen Regierung und den für einen
eigenen Staat kämpfenden Tamilenrebellen zu kommen. Am
Freitag (11.01.2002) traf Norwegens Vizeaußenminister Vidar Helgesen mit
Sri Lankas Präsidentin Chandrika Kumaratunga und
Ministerpräsident Ranil Wickremasinghe zusammen, um einen
weiteren Anlauf für einen Dialog mit den Befreiungstigern von
Tamil Eelam (LTTE) zu diskutieren. Alle Hoffnungen ruhen nun
auf dem Unterhändler sowie auf Wickremasinghe, der nach
dem Wahlsieg seiner konservativen Vereinigten Nationalpartei
(UNP) bei den Parlamentswahlen vor rund einem Monat neuer
Regierungschef geworden war. Gegenüber der festgefahrenen
Situation im vergangenen Herbst, als das alte Kabinett
sämtliche Verhandlungsvorgespräche gestoppt hatte, hat der
nunmehrige Premier bereits als vertrauensbildende Maßnahme
das Wirtschaftsembargo gegen den Inselnorden, wo die
Mehrheit der Tamilen lebt, weitgehend aufgehoben.
Damit ist er einer Kernforderung der LTTE nachgekommen, um
als weiteren Schritt zu Friedensverhandlungen einen
Waffenstillstand vereinbaren zu können. Die Gespräche, die
ein norwegisches Team am Exilsitz der LTTE mit deren
Außenvertreter Anton Balasingham geführt hat, wurden als
konstruktiv beschrieben und nähren ebenfalls die
Erwartungen, daß nun Bewegung in die verfahrene Lage
kommen könnte. Allerdings ist noch immer Präsidentin
Kumaratunga im Spiel, die jede sich bietende Möglichkeit
nutzen dürfte, um ihrem Widersacher Wickremasinghe in die
Parade zu fahren. Und da ohne das Staatsoberhaupt keinerlei
Vereinbarungen unterzeichnet werden können, vermag
Kumaratunga dies im Bedarfsfall stets als letzten Trumpf
auszuspielen. Einen Friedensschluß wollen beide Politiker,
daran ist nicht zu rütteln. Doch während die Präsidentin eher
aus einer Position der Stärke heraus in Verhandlungen gehen
will, um LTTE-Chef Prabhakaran die Bedingungen diktieren zu
können, setzt der konservative Premier eher auf Gespräche
auf gleicher Augenhöhe und ist bereit, ein Stück in Vorleistung
zu gehen. Zudem kann er sich darauf stützen, daß die Rebellen
seine UNP seit Jahren mit besonderer Rücksicht behandeln,
diese sogar in von ihnen kontrollierten Gebieten Wahlkampf
machen durfte.
Aus: junge welt, 12. Januar 2002
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