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Kein freies Geleit

Gesprächsrunde über zukünftigen Frieden in Sri Lanka zwischen Regierung und LTTE verschoben. Neue Anschläge und Übergriffe lassen Hoffnungen schwinden

Von Hilmar König*

Keineswegs überraschend wird die nächste Runde der Gespräche zwischen der Regierung Sri Lankas und den tamilischen Befreiungtstigern (LTTE), die vom 19. bis 22. April in Genf stattfinden sollte, verschoben. Nach einer Woche voller Gewalttätigkeiten, bei denen über 40 Menschen ums Leben kamen, war fraglich, ob der sogenannte Friedensdialog überhaupt eine Fortsetzung findet. Zehn Seeleute, sechs Soldaten und zwei Polizisten wurden getötet, als ihr Fahrzeug auf eine Mine fuhr. Dann starben bei einer Bombenexplosion auf einem Markt in der Hafenstadt Trincomalee im Nordosten Sri Lankas und bei anschließenden »ethnischen Gewalttätigkeiten« 19 Menschen. Ein Mob singhalesischer Bürger attackierte in Trincomalee tamilische Geschäfte. Am gestrigen Montag schließlich verloren bei der Explosion einer schweren Landmine im Norden des Landes mindestens vier Soldaten ihr Leben.

Am Donnerstag vergangener Woche [13. April 2006] hatte S. P. Thamilselvan, der Leiter der politischen Abteilung der LTTE, die Bereitschaft der Rebellen erklärt, das Genfer Treffen auf einen Termin nach dem 22. April zu verschieben. Als Grund für die Verschiebung gab Thamilselvan an, die Kommandeure aus den östlichen Gebieten müßten vor der Genfer Runde sicher zu Beratungen ins LTTE-Hauptquartier nach Kilinochi gelangen. Die Armee hatte abgelehnt, dafür einem Boot der Seetiger freies Geleit zu gewähren.

Der LTTE-Vertreter klagte die Regierungsseite an, die Befreiungstiger mit einer Reihe von Manövern in die Ecke drängen und zum Rückzug von den Gesprächen veranlassen zu wollen. Colombo nenne als Vorwand für seine destruktive Taktik die Hardliner der singhalesischen Volksbefreiungsfront JVP, die an keinem Dialog interessiert sind und glauben, den ethnisch-sozialen Konflikt mit militärischer Härte lösen zu können. Sie bilden den Hauptpartner in der regierenden Vereinten Volks-Freiheits-Allianz von Präsident Mahinda Rajapakse. Colombo gibt der Guerilla die Schuld an den jüngsten Gewaltausbrüchen und unterstellt ihr, nicht wirklich die Probleme am Verhandlungstisch klären zu wollen. Am Sonntag bekräftigte die LTTE in einem Brief an die norwegischen Vermittler, sie könnten nicht an den geplanten Gesprächen in der Schweiz teilnehmen, solange die Regierung in Colombo ihre Bewegungseinschränkungen für die Rebellenvertreter nicht aufhebe.

Während nach der ersten Genfer Runde unter der Bevölkerung Sri Lankas, sowohl der singhalesischen Mehrheit als auch unter den tamilischen, muslimischen und christlichen Minderheiten, schwache Hoffnung aufkeimte, daß nach fast 25 Jahren Bürgerkrieg mit Zehntausenden Todesopfern endlich der Weg zum Frieden geebnet werden könnte, bestehen jetzt nach der Gewaltwelle keinerlei Illusionen mehr. Die verbreitete Enttäuschung faßte ein Mann in Colombo so in Worte: »Von außen mögen solche Gespräche ganz gut aussehen, aber sie bringen nichts.«

* Aus: junge Welt, 18. April 2006




AP-Meldung vom 17. April

Die tamilischen Rebellen in Sri Lanka wollen möglicherweise ihre Teilnahme an geplanten Friedensgesprächen in der Schweiz absagen. Falls ihnen nicht zuvor ein internes Treffen ermöglicht werde, sei eine Teilnahme an den Genfer Gesprächen nicht möglich, erklärte die Befreiungsbewegung von Tamil Eelam (LTTE) auf ihrer Website. Dies habe man auch der norwegischen Botschaft in Colombo in einem Brief mitgeteilt. Norwegen vermittelt in dem Konflikt zwischen den Rebellen und der srilankischen Regierung.
Am Samstag (15. April) hatte die LTTE ein geplantes internes Treffen abgesagt, weil sie mit der Anzeige Stationierung von vier Schiffen der srilankischen Marine nahe des Tagungsortes nicht einverstanden waren. Die Regierung in Colombo erklärte, die Maßnahme diene der Sicherheit der Rebellen. Im Mittelpunkt der für den 24. und 25. April geplanten Verhandlungen in Genf sollte der brüchige Waffenstillstand von 2002 stehen.


Cancellation of sea movement - LTTE planning to avoid Geneva second round on false pretext – Govt

by Shamindra Ferdinando*

The government Sunday vehemently rejected LTTE claims that the navy interfered with a scheduled sea-movement facilitated by the Nordic truce monitoring mission. The LTTE refused to go ahead with the movement worked out by the monitoring mission on Friday claiming the navy acted contrary to the tripartite arrangement. "The navy did not obstruct the movement," an authoritative official told The Island, emphasizing that the Nordic monitors on board two Fast Attack Craft and the passenger ferry, which was to carry a contingent of LTTE cadres, would confirm this. The mission spokesperson Helen Olafsdottir acknowledged that the navy did not interfere with the movement. She emphasized that there was no valid basis for the cancellation. The Island learns that the monitoring mission head, retired Maj. Gen. Ulf Henricsson, was in Batticaloa to facilitate the movement.

Government officials said the civilian ferry was to transport senior cadres in charge of the eastern province, including Bhanu and Sornam, for consultations with the Kilinochchi-based LTTE leadership ahead of the second round of peace talks, now scheduled for April 24 and 25. The ferry, after disembarking the group moved from Mullaitivu to Vakarai, was to collect the eastern leaders. The officials accused the LTTE of planning to avoid the Geneva confab on a false pretext. LTTE leaders insist that they would not go ahead with the Geneva confab unless their eastern commanders reach Kilinochchi for consultations.

The civilian ferry was scheduled to leave Mullaitivu at 7 am Saturday. The mission was finally aborted at 9. 30 am after the truce monitors on the Mullaitivu beach, even after consultations with Maj. Gen. Ulf Henricsson in Batticaloa, failed to convince the LTTE. The Island learns that although 32 LTTE cadres were to be moved from Mullaitivu to the east under Friday’s agreement, almost 40 boarded the ferry. "We did not object to that," an official said. The SLMM acknowledged that the navy adhered to the arrangement with two Fast Attack Craft carrying naval monitors deployed 3.2 nautical miles to 3.4 nautical miles from the passenger ferry and two other Fast Attack Craft more than 5 nautical miles off the ferry. The SLMM is believed to have protested the presence of three Sea Tiger craft near the passenger ferry. The naval monitors on board the Fast Attack Craft deployed 3.2 nautical miles to 3.4 nautical miles are believed to have disputed the LTTE accusation that the navy interfered with the planned move.

* The Island, 17.04.2006




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