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Sudan: Bürgerkrieg und kein Ende?

Lageberichte aus der Perspektive einer humanitären Hilfsorganisation

Die Situation für große Teile der Bevölkerung im Sudan spitzte sich im Mai 2004 enorm zu. Insbesondere in der Region Darfur im Grenzgebiet zum Tschad sind Vertreibungen, Plünderungen, Vergewaltigungen gang und gäbe. Hunderttausende Binnenflüchtlinge und Tausende und Abertausende Flüchtlinge im Tschad sind in ihrer nackten Existenz bedroht.
Im Folgenden dokumentieren wir - nach einer kurzen Selbstdarstellung von CARE - vier Berichte der Hilfsorganisation "CARE" aus dem Monat Mai. CARE ist seit vielen Jahren im Sudan humanitär tätig. Die Berichte sind der Website der Organisation entnommen (www.care.de).




CARE im Sudan

CARE ist seit 1979 im Sudan tätig. Unsere Aktivitäten starteten mit Nothilfe und wurden in den folgenden Jahren auf Entwicklungsprojekte und Wiederaufbauprogramme ausgedehnt. Schwerpunkte sind dabei Landwirtschaft, Umweltschutz und medizinische Grundversorgung. Durch den seit Jahrzehnten andauernden Bürgerkrieg bilden Nahrungsmittelhilfen und Flüchtlingsbetreuung wichtige Komponenten der humanitären Unterstützung im Sudan und seinen Nachbarländern.

Bürgerkrieg und kein Ende? - Politischer Hintergrund

Militärregime, die islamisch orientierte Regierungen begünstigen, haben die Politik des Sudan seit seiner Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1956 bestimmt. Bis auf die Jahre 1972 bis 1982 war Sudan seither in Bürgerkriege verwickelt. Die blutigen Auseinandersetzungen wurzeln in der wirtschaftlichen, politischen, religiösen und sozialen Dominanz des Nordens über nicht moslemische und nicht arabische Sudanesen im Süden des größten Flächenstaates Afrikas.

Seit 1983 haben der Krieg sowie die Folgen von Gewalt und Hunger mehr als zwei Millionen Menschen getötet und über fünf Millionen aus ihren Heimatdörfern vertrieben. Das in Khartum herrschende Regime ist eine Mischung aus militärischer Elite und islamistischer Partei, die 1989 durch einen Putsch an die Macht kam. Einige Oppositionsparteien aus dem Norden unterstützen die Rebellen im Süden und beteiligten sich an einer regierungsfeindlichen Militärallianz.

Neben dem Nord-Süd-Konflikt ist es in den vergangenen Jahren zunehmend zu undurchschaubaren Machtkämpfen und wechselnden Bündnissen zwischen verschiedenen Rebellengruppen gekommen. Leidtragende war stets die Zivilbevölkerung.

Nach wachsendem internationalem Druck bildete die Unterzeichnung eines Waffenstillstandes und anderer Abkommen 2002 den Auftakt zu Friedensgesprächen. Sie mündeten am 26. Mai 2004 in die Unterzeichnung eines Friedensschlusses im 21 Jahre währenden Nord-Süd-Konflikt. Beide Seiten einigten sich auf ihre jeweiligen Anteile an der künftigen Regierung und den Status dreier umstrittener Gebiete. Ob die Vereinbarungen wirklich zum Frieden führen, wird sich wahrscheinlich erst nach Monaten zeigen.

Im Westen des Sudan hingegen eskalieren die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und von ihnen unterstützten Milizen sowie Rebellen weiter. Hunderttausende Sudanesen sind seit Monaten vor Bombardierung, Plünderung und Brandschatzung ihrer Dörfer, vor Massakern, Entführung und Vergewaltigung auf der Flucht. Mindestens zwei Millionen Menschen bleiben innerhalb der umkämpften Region Darfur weitgehend von Hilfe abgeschnitten, etwa 200.000 konnten sich bislang in den benachbarten Tschad retten. In grenznahen Flüchtlingslagern oder auf sich gestellt brauchen sie dort dringend humanitäre Unterstützung



Bericht vom 31.05.04

Erster Regen behindert Nothilfe im Tschad

von Christina Heitmann


Die Hilfe für Flüchtlinge aus der sudanesischen Krisenregion Darfur wird zum Rennen gegen die Zeit: Die ersten Niederschläge zum Beginn der Regenzeit im Osten des Tschad erschweren die humanitäre Hilfe für etwa 200.000 Flüchtlinge in der Grenzregion zwischen beiden Ländern.

Abéché/Bonn. "Unter dem Sand liegt eine wasserundurchlässige Tonschicht. Allein ein 45-minütiger Regen hat gestern trockene Flussbetten, so genannte Wadis, in reißende Flüsse verwandelt. Der aufgeheizte Boden wird zu zähem Morast, in dem unsere Lastwagen mit Hilfsgütern stecken bleiben", sagt Edith Wallmeier, Nothilfe-Koordinatorin von CARE Deutschland. "Die jetzt beginnende Regenzeit verlangsamt die humanitäre Hilfe enorm. In nur zwei bis drei Wochen werden die Straßen im Osten des Tschad unpassierbar werden. Unsere Nothilfe ist ein Rennen gegen die Zeit", so Wallmeier.

Derzeit suchen im Tschad über 200.000 Flüchtlinge aus dem Sudan Zuflucht vor den anhaltenden Massakern der arabischen Janjaweed-Milizen in der Region Darfur. Die Zahl der über die Grenze Fliehenden wächst täglich. Karge Böden, Trinkwassermangel und die bestehende Armut unter der Bevölkerung im Tschad erschweren die Aufnahme und Versorgung der Flüchtlinge.

Erst 77.000 - etwa ein Drittel der Flüchtlinge – haben bisher eines von neun bestehenden Flüchtlingslagern im Tschad erreicht. Die anderen halten sich in Gruppen im Grenzgebiet auf und sind zum größten Teil von jeder humanitären Hilfe und Versorgung abgeschnitten.

Die vor Ort arbeitenden Hilfsorganisationen versuchen so viele Flüchtlinge wie möglich vor dem Regen aus den unsicheren und teilweise verminten Grenzregionen in die Flüchtlingslager im Landesinneren zu bringen. Doch der Transport ist nicht einfach: "Die Flüchtlinge wandern oft mit ihrer einzigen Versorgungsquelle – dem noch verbliebenen Vieh", so Wallmeier. "Dieses kann nicht auf Lastwagen mittransportiert werden. Deshalb entscheiden sich viele Verzweifelte dafür, zu Fuß zu den Lagern weiter zu ziehen. Unsere Mitarbeiter versorgen sie für diesen Weg mit Nahrungsmitteln und Hilfsgütern. Wir können nur hoffen, dass sie die Lager rechtzeitig erreichen."

Eine weitere Sorge seien die anhaltenden Übergriffe der sudanesischen Janjaweed-Milizen auch im Tschad. Immer häufiger überqueren sie die Grenze, um die Flüchtlinge weiter zu verfolgen und zu misshandeln. Die Regierung des Tschad versucht diese Übergriffe mit Militäreinsätzen zu unterbinden.

Mit Einbruch der Regenzeit wird das Problem des ohnehin kargen Trinkwassers in der Region noch größer. Wallmeier: "In der Regenzeit können wir kein Trinkwasser mehr zur unterversorgten Bevölkerung transportieren. Gleichzeitig werden die bestehenden Trinkwasserreservoirs mit verunreinigtem Wasser überschwemmt und zu Brutstätten für Krankheiten. Wir versuchen so schnell wie möglich bestehende Brunnen wieder in Stand zu setzen und neue aufzubauen. Die in tiefster Armut lebende Bevölkerung in den Zufluchtsgebieten des Tschad muss in alle Nothilfemaßnahmen einbezogen werden, um Konflikte zwischen den Flüchtlingen und der lokalen Bevölkerung zu vermeiden."

Doch der Umfang der Maßnahmen in den Flüchtlingslagern sowie für die unterversorgte lokale Bevölkerung ist bei weitem noch nicht ausreichend, um die Not zu lindern. Aus diesem Grund ruft CARE die deutsche Bevölkerung dringend zu Spenden auf.

CARE-Nothilfe im Tschad:

CARE leitet im Tschad derzeit drei Flüchtlingslager im Auftrag des UNHCR und sorgt für die Verteilung von Nahrungsmitteln, Wasser und Hilfsgütern. CARE führt in den Lagern Schulungen zur Wassernutzung und Hygiene durch. Ab dem 1. Juni übernimmt CARE die Leitung zusätzlicher Lager in Bredjing und Amnabak. Beide neuen Lager sind jeweils für bis zu 20.000 Flüchtlinge konzipiert.

In den massiv unterversorgten Grenzregionen Bahai und Cariari verteilt CARE an 25.000 Menschen Nothilfe-Rationen. Weitere 122 Tonnen Nahrungsmittel wurden an 4.600 Familien verteilt. Dabei berücksichtigt CARE die Flüchtlinge genauso wie die Not leidende Bevölkerung der Region.

CARE Deutschland ist Mitglied von Aktion Deutschland Hilft, einem Zusammenschluss von zehn Organisationen, die im Fall von Katastrophen ihre Kapazitäten bündeln und Hilfseinsätze aufeinander abstimmen. Aktionspartner sind: action medeor, ADRA, Arbeiter-Samariter-Bund, Arbeiterwohlfahrt, CARE, HELP, Die Johanniter, Malteser Hilfsdienst, Paritätischer Wohlfahrtsverband und World Vision

CARE bittet um Spenden auf das gemeinsame Sudan-Nothilfekonto:
Spendenkonto 102030
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ 370 205 00
Stichwort "Sudan"

Bericht vom 27.05.04

Friedensabkommen im Sudan: Erster Schritt auf einem langen Weg zum Frieden

von Christina Heitmann


CARE International: Konsequente Unterstützung der Internationalen Gemeinschaft zur Umsetzung des Abkommens dringend erforderlich. Einkünfte aus Öl-Exporten müssen verstärkt in Armutsbekämpfung investiert werden.

Naivasha, Kenia. Das unterzeichnete Friedensabkommen zwischen der Regierung des Sudan und der sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA/M) ist ein historischer Schritt zur Beendigung des längsten Bürgerkrieges in Afrika. Allerdings ist das Abkommen nur der Anfang eines langen und schwierigen Weges zum Frieden für die Bevölkerung im Sudan, warnt die Hilfsorganisation CARE. Internationale Unterstützung sei jetzt von zentraler Bedeutung.

"Wir begrüßen mit Erleichterung und Freude die gestrige Unterzeichnung des Friedensabkommens. Frieden braucht jedoch mehr, als eine Unterschrift. Er braucht die Garantie für Sicherheit und ein Ende der Gewalt, die bisher über zwei Millionen Menschen im Sudan getötet und fünf Millionen zu Flüchtlingen gemacht hat", sagt Leo Roozendaal, Leiter des CARE-Länderbüros Sudan. "Die Regierung des Sudan hat sich verpflichtet, einen nachhaltigen Frieden durchzusetzen. Jetzt ist es dringend erforderlich, dass die internationale Gemeinschaft diesen Friedensprozess mit politischen und wirtschaftlichen Anreizen und Sanktionen konsequent unterstützt und begleitet."

Zusätzlich sei der Erfolg des Friedensprozesses abhängig von der Bereitschaft der Regierung und der Rebellenbewegung SPLM, zentrale Ursachen des Sudankonfliktes zu beseitigen. Die Führungskrise im Land, die Missachtung der Menschenrechte und die Ausgrenzung der Zivilgesellschaft seien Ursachen für den anhaltenden Bürgerkrieg und trügen zur Entstehung neuer Krisen bei. Die humanitäre Katastrophe in der Darfur-Region im West-Sudan sei ein grausamer Beweis. Mehr als eine Million Menschen sind hier auf der Flucht vor Gewalt und ethnischer Vertreibung.

Folgende Punkte sind für einen nachhaltigen Frieden im Sudan laut CARE essenziell:
  • Die Unterzeichner des Friedensabkommens haben sich auf eine gleichberechtigte Verteilung von Macht und Ressourcen geeinigt, einschließlich der Erträge aus den Ölvorkommen des Landes. Neun von zehn Sudanesen leben in tiefster Armut. Nur wenn die Einkünfte des Sudan in Armutsbekämpfung und Entwicklung investiert werden, kann nachhaltig Frieden entstehen.
  • Sicherheit ist entscheidend: Die Milizen, die für einen Großteil der Gewalt und der Verletzung der Menschenrechte verantwortlich sind, müssen entwaffnet und für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden. Erst dann können die über fünf Millionen Flüchtlinge im Land ohne Angst vor Gewalt in ihre Dörfer zurückkehren.
  • Nachhaltiger Frieden basiert auf einer realen Chance auf Mitbestimmung für die Bevölkerung des Sudans.
  • Der Friedensprozess braucht die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft: die Umsetzung des versprochenen Friedenssicherungsplans der Vereinten Nationen sowie einen koordinierten Wiederaufbauprozess durch die internationale Gemeinschaft.
CARE ist seit 1979 im Sudan mit Programmen der Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit tätig, vor allem in den Bereichen Ernährung, Landwirtschaft, Wasserversorgung und Gesundheit. Als Teil einer Koalition aus fünf Nichtregierungsorganisationen hat sich CARE im Sudan intensiv für die Friedensgespräche zwischen den Konfliktparteien engagiert.

In der Krisenregion Darfur leistet CARE als eine der wenigen Hilfsorganisationen derzeit akute Nothilfe. Bisher hat CARE in Darfur 385.000 Menschen im Süden und Westen der Region mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser, Decken, Plastikplanen und anderen Hilfsgütern versorgt. Eine mobile Gesundheits- und Reparaturstation für Wasser- und Sanitäranlagen ist im Einsatz und versorgt derzeit 65.000 Binnenflüchtlinge.

Für weitere Informationen, Interviews oder Bildmaterial zu CARE in Darfur und Tschad:
Christina Heitmann, Pressesprecherin CARE Deutschland e.V.,
Tel.: +49 (0)228 97563-23, mobil +49 (0)170 2046339,
e-mail: heitmann@care.de

Bericht vom 13.05.04

Flüchtlingsdrama Darfur: CARE leistet umfangreiche Nothilfe im Sudan und Tschad

von Christian Worms


CARE Deutschland stellt 20.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung und plant weitere humanitäre Unterstützung. Zahl der Hungernden und Kranken steigt rapide. Für die ausreichende Versorgung mit Nahrung, Wasser und anderen Hilfsgütern werden dringend weitere Spenden benötigt.

Bonn. CARE Deutschland stellt 20.000 Euro Soforthilfe für die Opfer der Massenvertreibung in der sudanesischen Provinz Darfur zur Verfügung. In Kooperation mit dem Auswärtigen Amt sind zusätzliche Nothilfemaßnahmen in Planung.

Die humanitäre Unterstützung aus Bonn ist Teil der Nothilfe, die CARE International als eine der wenigen in Darfur und im Osten Tschads aktiven Hilfsorganisationen leistet. CARE arbeitet eng mit dem Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und dem Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen zusammen. Bis zu 385.000 Vertriebene in Darfur sowie zehntausende Flüchtlinge im Tschad werden mit sauberem Trinkwasser versorgt und erhalten Material zur Errichtung von Notunterkünften sowie Decken und Kochgeschirr.

Anfang Mai hat CARE auch mit der Verteilung von Nahrungsmitteln vorwiegend im Süden und Westen Darfurs begonnen. Als CARE-Teams die Stadt Nyertiti erreichten, fanden sie dort 11.800 Vertriebene in verzweifelter Not. Kinder, Frauen und Männer waren dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen, vor allem auf Nahrung. Zwei CARE-Teams mit mehr als 20 Mitarbeitern gaben insgesamt 207 Tonnen Nahrung aus: Sorghum, Linsen, Sojabohnen, Öl und Salz.

Allein im Zeitraum zwischen der Registrierung der Vertriebenen und dem Beginn der Lebensmittelausgabe sind schätzungsweise 11.000 weitere Opfer von Gewalt und Vertreibung in Nyertiti eingetroffen – diese Zahlen lassen ahnen, wie verzweifelt die Situation in unzähligen Dörfern und abgeschnittenen Gegenden Darfurs ist. CARE hat mit der Registrierung der Neuankömmlinge begonnen und plant, in den kommenden Tagen weitere Lebensmittel zu verteilen.

Zusätzlich zur Versorgung mit Grundnahrung sind vier Flugzeuge mit Hilfsgütern in Nyala gelandet. Unter den eingetroffenen "Non-Food-Items" sind 1.500 Ballen Zeltplanen, 1.400 Ballen mit Decken und zwölf Container mit Wasserkanistern. Im Süden der Provinz stellt CARE außerdem Sanitäreinrichtungen zur Verfügung und bietet medizinische sowie psycho-soziale Betreuung und Aufklärung über wichtigste Hygienemaßnahmen an.

Zunehmend kritisch ist auch die Lage im benachbarten Tschad. Dort koordiniert CARE drei Flüchtlingslager, die mehr als 22.000 Menschen Platz bieten und sie mit lebenswichtigen Hilfsgütern versorgen. Doch jede Woche kommen tausende neuer Flüchtlinge aus Darfur über die Grenze Sudans. Das UNHCR erwägt deshalb die Übertragung des Managements weiterer Camps an CARE.

„Die Zeit wird knapp, und jeder Tag entscheidet“, sagt Edith Wallmeier, Nothilfe-Koordinatorin von CARE Deutschland. „Es herrscht jetzt schon Mangel an Trinkwasser und Lebensmitteln, Krankheiten wie Hirnhautentzündung verbreiten sich in den überfüllten Camps. Die Aufnahme von bislang über 110.000 Flüchtlingen erschöpft auch die spärlichen Ressourcen der extrem armen Einwohner des Grenzgebietes im Tschad, so dass wir sie bereits in die Versorgung mit Nahrung einbeziehen. Und wenn die Regenzeit im Juni beginnt, werden die Straßen bis zu drei Monate unpassierbar.“

„Gerade weil zurzeit so wenig Hilfsorganisationen vor Ort tätig sind oder daran gehindert werden, in Darfur aktiv zu werden, ist CARE als erfahrener Partner der Armen im Sudan jetzt dringend auf Spenden angewiesen“, appelliert Edith Wallmeier an die Hilfsbereitschaft der deutschen Bevölkerung.

Bericht vom 05.05.04

Krisenregion Darfur: Hunderttausende brauchen Hilfe

von Christian Worms


Die internationale Hilfsorganisation CARE bereitet umfassende Nothilfemaßnahmen im westlichen Sudan vor. Das humanitäre Programm soll bis zu 385.000 Menschen erreichen, die durch den Krieg in der Region Darfur von lebenswichtigen Hilfsgütern weitgehend abgeschnitten sind.

Bonn/Darfur, Sudan. CARE wird mit dem Logistikzentrum der Vereinten Nationen und dem Welternährungsprogramm (WFP) zusammenarbeiten, um dringend benötigte Hilfsgüter zu beschaffen. Vertriebene (Internal Displaced Persons / IDPs) in Darfur sowie mehr als 22.000 Flüchtlinge im benachbarten Tschad sollen unter anderem Material zur Errichtung von Notunterkünften, Kochgeschirr und Wassercontainer erhalten.

Gleichzeitig hat CARE am 1. Mai mit der Verteilung von Nahrungsmitteln vorwiegend im Süden und Westen Darfurs begonnen. Im Süden Darfurs stellt CARE darüber hinaus Wasser und Sanitäreinrichtungen zur Verfügung und bietet medizinische sowie psycho-soziale Betreuung an.

„Dies ist eine Krise großen Ausmaßes, Hunderttausende wurden aus ihren Dörfern vertrieben“, berichtet Greg Brady, Leiter eines CARE-Teams, das vor Ort die Situation und den Hilfsbedarf ermittelt. „Zahllose Befragte berichten uns von schrecklichen Gräueltaten. Wir brauchen sofort eine umfassende humanitäre Antwort auf diese Krise.“

Die kritische Sicherheitslage hat Hilfsorganisationen bislang daran gehindert, einen Großteil der Vertriebenen in Darfur zu erreichen. Anfang April stimmten jedoch die Kriegsparteien einem 45-tägigen Waffenstillstand in der Region zu. Gleichzeitig machten die Gespräche im kenianischen Naivasha über ein separates Friedensabkommen im Nord-Süd-Konflikt des Sudan wichtige Fortschritte.

Nicht nur in Darfur sind eine Million Vertriebene von dem Konflikt betroffen. Rund zwei weitere Millionen Menschen leiden im Sudan unter den Folgen militärischer Auseinandersetzungen, die seit Jahren den Anbau von Getreide verhindern, den Zugang zu Märkten und sozialen Diensten einschränken und Zivilisten schutzlos brutalen Übergriffen, Plünderungen und Vergewaltigungen aussetzen. Tausende von Dörfern wurden zerstört – mit ihnen die Ernten und das Vieh, von denen die Einwohner leben.

Auch im Nachbarland Tschad, in das bislang mehr als 110.000 Sudanesen geflohen sind, werden umfangreiche Hilfsmaßnahmen organisiert. Die Lebensbedingungen dort sind extrem schlecht, viele Flüchtlinge leiden unter Gesundheitsproblemen, darunter eine Meningitis-Epidemie (Hirnhautentzündung). CARE hat drei Flüchtlingslager eingerichtet, die 22.000 Flüchtlingen Platz bieten. Wasserknappheit, Benzinmangel, schlechte Straßen und das Fehlen jeder Kommunikations-Infrastruktur behindern jedoch die Hilfsanstrengungen.

„Die Zeit wird knapp, und jeder Tag entscheidet“, sagt Edith Wallmeier, Nothilfe-Koordinatorin von CARE Deutschland. „Wenn die Regenzeit im Juni beginnt, werden die Straßen bis zu drei Monate unpassierbar.“

Selbst unter normalen Umständen ist die jetzige Jahreszeit die härteste für sudanesische Kleinbauern, die von dem leben müssen, was sie anbauen. Zwischen April und der Sommerernte sind sie regelmäßig mit Nahrungsknappheit konfrontiert. Konflikte wie in Darfur verschärfen die Lage bedrohlich. Edith Wallmeier: „Große Bevölkerungsbewegungen erschöpfen die ohnehin begrenzten Ressourcen in einer Region, die bereits unter jahrelanger Umweltzerstörung, Konflikten und Unterentwicklung leidet.“

Quelle: www.care.de


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