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Jacob Zuma darf sich sicher fühlen

Südafrikas Machtverhältnisse im Jubiläumsjahr des ANC geklärt

Von Armin Osmanovic, Johannesburg *

Jacob Zumas Wiederwahl zum ANC-Vorsitzenden im Dezember 2012 scheint derzeit gesichert. Damit bliebe Zuma wahrscheinlich auch nach 2014 weiter Präsident Südafrikas.

In Ruhe kann sich Jacob Zuma den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) widmen, die im Januar mit einem Festakt in Bloemfontein, dem Geburtsort der Organisation, beginnen und das ganze Jahr 2012 fortgeführt werden. Noch vor einigen Wochen schien Zumas politische Zukunft durchaus nicht so sicher. Seine Wiederwahl zum ANC-Vorsitzenden stand in Frage, denn die wirtschaftliche und soziale Krise hat Proteste im Land hervorgerufen. Eine Million Arbeitsplätze sind in den vergangenen zwei Jahren in Südafrika verloren gegangen.

Ungewiss schien Zumas Zukunft jedoch vor allem, weil sein früherer Unterstützer Julius Malema, Präsident der einflussreichen ANC-Jugendliga, öffentlich für seine Ablösung trommelte und sich für Südafrikas Vizepräsidenten Kgalema Mothlante ins Zeug legte. Und auch Wohnungsbauminister und Multimillionär Tokyo Sexwale meldete seine Anwartschaft auf den ANC-Vorsitz an.

Malema scheint indes Geschichte. Seine auftrumpfende, selbstdarstellerische Art und kontroverse politische Äußerungen, wie der Ruf nach einem Regierungswechsel im Nachbarland Botswana, kosteten ihn den Parteiposten. In einem Disziplinarverfahren wurde Malema im November für fünf Jahre von seiner ANC-Mitgliedschaft suspendiert.

Tokyo Sexwale, dem seit geraumer Zeit das Streben nach höchsten Ämtern in Partei und Staat nachgesagt wird, hatte sich im November in einem Interview zum ersten Mal selbst ins Gespräch gebracht. Natürlich sei er am Amt interessiert. Mit dem Abtritt Malemas haben sich aber auch Sexwales Chancen verschlechtert, denn beide standen einander nahe.

Mothlante dagegen hat sich nie öffentlich zu Ambitionen auf den ANC-Vorsitz und die Macht im Staat geäußert. Dabei hatte er schon einmal für einige Monate als Präsident amtiert, nachdem Thabo Mbeki 2007 im Kampf um den ANC-Vorsitz gegen Zuma unterlegen war und danach auch das Amt des Staatspräsidenten geräumt hatte. Parteidisziplin ist für Mothlante wie für viele alte ANC-Funktionäre, die den Befreiungskampf erlebt haben, oberstes Gebot. Ohne Geschlossenheit hätte der ANC in Südafrika und im Exil nicht gegen das Apartheidregime und dessen Geheimdienste bestehen können.

Mothlante und Sexwale hätten aber auch viel zu verlieren, falls sie Zuma herausfordern und ihm unterliegen sollten. Im Falle Zumas war das anders. Er war von Mbeki entlassen worden und hatte nichts mehr zu verlieren, als er gegen Mbeki kandidierte - und gewann.

Ohne Auseinandersetzungen wird das Jahr des ANC-Jubiläums trotzdem nicht verlaufen, schätzt der Politikwissenschaftler Adam Habib. Wenn auch nicht um den Chefposten gerungen wird, werde, komme es in der zweiten Reihe doch zum Hauen und Stechen. Denn Einfluss im ANC sichert den Zugang zu Regierung, Macht und Geld.

* Aus: neues deutschland, 2. Januar 2012


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