Rivalin für Südafrikas Parteien
Ehemalige Aktivistin betritt politische Arena
Von Armin Osmanovic, Johannesburg *
Mamphela Ramphele war einst die
Gefährtin Steve Bikos, des 1977 ermordeten
Führers der südafrikanischen
Bewegung des Schwarzen
Selbstbewusstseins (Black Consciousness
Movement – BCM). Die heute
65-jährige Ärztin, die nach dem Ende
der Apartheid Karriere machte, mischt
sich jetzt in Südafrikas Politik ein.
Am Montag stellte Mamphela
Ramphele auf dem Verfassungshügel
in Johannesburg ihre politische
Plattform »Agang« vor. Das
Wort aus der Bantusprache Sesotho
bedeutet »Wir bauen«. Den
versammelten Zuhörern sagte sie:
»Lasst uns das Land unserer
Träume bauen.« Und sie entschuldigte
sich für die Fehler ihrer Generation
– was als Seitenhieb gegen
Präsident Jacob Zuma verstanden
wurde. Dessen Verbleib
an der Spitze des regierenden Afrikanischen
Nationalkongresses
(ANC) hat die ehemalige Kämpferin
gegen die Apartheid dem Vernehmen
nach veranlasst, den
Schritt in die Politik zu wagen.
Immer häufiger hatte sich die
ehemalige Vizekanzlerin der Universität
Kapstadt, die später als
Verwaltungsdirektorin der Weltbank
in Washington und nach ihrer
Rückkehr in den Chefetagen
mehrerer südafrikanischer Unternehmen
tätig war, in politische
Diskussionen eingemischt. Im
vergangenen Jahr hatte Ramphele
eine Rolle in der Politik aber noch
abgelehnt und auf die Notwendigkeit
stärkeren Bürgerengagements
im Kampf für soziale Gerechtigkeit
und gegen Korruption verwiesen.
Vor wenigen Tagen trat sie jedoch
als Vorstandsvorsitzende des
Bergbauunternehmens Goldfields
zurück. Was folgte, war keine
Überraschung mehr. Lange wurde
allerdings über ihren Beitritt zu
Südafrikas größter Oppositionspartei
Demokratische Allianz (DA)
spekuliert. Nach Zeitungsberichten
konnte sie sich aber mit der DAVorsitzenden
Helen Zille nicht einigen.
Ramphele habe auf einer
Neugründung der Partei und einer
gleichberechtigten Führungsrolle
für sich selbst bestanden, heißt es.
Der ANC reagierte zunächst
gelassen auf die neue Konkurrenz.
Generalsekretär Gwede Mantashe
sagte, Frau Ramphele werde wohl
bemerken, dass die Bildung einer
politischen Partei kein Sonntagspicknick
ist. Tatsächlich gaben
viele junge Südafrikaner in einer
Umfrage kürzlich an, dass ihnen
der Name Mamphela Rampheles,
der Mutter zweier Kinder Steve
Bikos, nichts sagt.
So wird in Südafrika gerätselt,
welche Wählerschichten die neue
Partei anziehen könnte. Vieles
deutet darauf hin, dass weniger
der ANC als die Oppositionspartei
DA unter der Konkurrenz zu leiden
haben wird. Bei den Wahlen 2009
errang die DA landesweit 16,7
Prozent der Stimmen. Bei den
Stadt- und Gemeindewahlen 2011
waren es sogar 24 Prozent. Vor allem
die wachsende schwarze Mittelschicht
in den Städten, die in
Teilen zur DA gewechselt ist,
könnte die neue Partei attraktiv
finden. Doch ebenso könnte der
ehemalige Gewerkschaftschef und
Geschäftsmann Cyril Ramaphosa
an der Spitze des ANC für die umworbene
Mittelklasse zum Hoffnungsträger
werden.
* Aus: neues deutschland, Mittwoch, 20. Februar 2013
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