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Erbitterter Kampf ums Öl

Grenzgefechte zwischen Sudan und Südsudan verschärfen sich *

An der umstrittenen Grenze zwischen Sudan und Südsudan hat es am Mittwoch (11. April) bereits den zweiten Tag in Folge heftige Kämpfe gegeben.

Die ganze Nacht zum Mittwoch über habe es Angriffe durch die Luftwaffe Sudans gegeben, sagte der stellvertretenden Leiter des südsudanesischen Militärgeheimdienstes, Mac Paul, in Bentiu, der Hauptstadt der Grenzregion Unity. Dennoch kontrollierten die südsudanesischen Truppen wieder das umstrittene Heglig-Ölfeld.

Die erdölreiche Grenzregion ist zwischen den beiden Staaten umstritten. Bereits am Dienstag hatte es in dem Gebiet heftige Gefechte gegeben. Sudans Regierung drohte dem Süden mit harter Vergeltung für einen Angriff im Bundesstaat Süd-Kordofan; die südsudanesische Regierung sprach ihrerseits von vier Verletzten bei einem Luftangriff auf eine Stadt auf ihrem Territorium.

Bereits Ende März hatte es in der Region Heglig zwei Tage in Folge heftige Gefechte gegeben.

Unterdessen spitzt sich der militärische Konflikt zwischen Sudan und Südsudan offenbar weiter zu. Nach einem BBC-Bericht hat die südsudanesische Armee eines der größten Ölfelder Sudans eingenommen. Die sudanesische Regierung habe den Rückzug ihrer Truppen aus der Region rund um Heglig bestätigt, meldete der britische Sender am Mittwoch. Die südsudanesische Seite sprach von einem Vormarsch ihrer Einheiten, äußerte sich aber nicht zu der angeblichen Eroberung von Heglig.

Die jüngsten Kämpfe begannen vor etwa zwei Wochen und gehören zu den schwersten, seit der Süden am 9. Juli 2011 nach einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg unabhängig wurde.

Auslöser sind der bis heute ungelöste Grenzverlauf, vor allem aber der Streit um die Aufteilung der Einnahmen aus dem Erdöl. Die meisten Vorkommen befinden sich im Süden, während die Pipelines dem Norden gehören. Damit ist Südsudan zwar reich an Erdölvorkommen; der junge Staat ist jedoch darauf angewiesen, das Öl über Pipelines durch den Norden exportieren zu können.

Im Streit über die Höhe der Gebühren für die Nutzung der sudanesischen Pipelines stellte Südsudan seine Öl-Förderung im Januar ein. Beide Staaten sind von den Erdöl-Einnahmen abhängig, der Süden zu 98 Prozent.

Seit mehreren Monaten verschärft sich die Krise in den unterschiedlichen Konfliktregionen. Die Vereinten Nationen beschuldigen die Armeen beider Länder, die Grenze zu verletzen. Die Bevölkerung in den umstrittenen Regionen Abyei, Südkordofan und Blauer Nil ist immer wieder Opfer von Angriffen.

Die unabhängige, in der Schweiz ansässige Forschungsgruppe »Small Arms Survey« veröffentlichte kürzlich eine Studie, wonach sowohl Sudan als auch Südsudan Rebellen auf dem Gebiet des jeweils anderen Staates mit Waffen unterstützen.

* Aus: neues deutschland, Donnerstag, 12. April 2012


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