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Friedensgespräche über Südsudan in Äthiopien

Delegierte der Streitparteien auf dem Weg nach Addis Abeba *

Die UN-Beauftragte für Südsudan, Hilde Johnson, hat die anstehenden Friedensgespräche zwischen den Konfliktparteien des Landes begrüßt. Schon die Entsendung der jeweiligen Delegationen in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba sei »positiv«, erklärte sie am Mittwoch in der südsudanesischen Hauptstadt Juba. Notwendig sei jedoch ein tiefer gehender Prozess der »nationalen Versöhnung«.

Auch die US-Regierung, Schirmherrin der südsudanesischen Unabhängigkeit, bezeichnete die Gesprächsinitiative als »ersten wichtigen Schritt« und erklärte ihre Unterstützung.

Vertreter der Regierung von Präsident Salva Kiir und der Rebellen von Riek Machar erklärten, ihre Delegierten seien auf dem Weg nach Addis Abeba oder schon dort eingetroffen. Die ursprünglich als Teilnehmerin der Rebellendelegation angekündigte Rebecca Garang, Witwe des ehemaligen Chefs der Sudanesischen Volksbefreiungsbewegung (SPLM) John Garang, wurde nach Angaben eines Rebellensprechers durch ihren Sohn, Mabior Garang, ersetzt.

Ein Regierungssprecher in Addis Abeba teilte mit, die Gespräche könnten möglicherweise erst Donnerstag beginnen. Bei den Gesprächen soll es zunächst um Möglichkeiten für einen Waffenstillstand und danach um Wege zur Beilegung der politischen Streitigkeiten gehen, die zur derzeitigen Konfrontation führten. Auch am Mittwoch gab es offenbar Kämpfe im Gebiet um die 200 Kilometer nördlich von Juba gelegene Stadt Bor.

Der Konflikt in Südsudan befindet sich seit gut zwei Wochen in einer kriegerischen Phase. Kiir und Machar gehören zwei verfeindeten Volksgruppen an, den Dinka und den Nuer. Kiir wirft Machar vor, einen Putsch geplant zu haben. Seit der Eskalation der Gewalt am 15. Dezember eroberten die Aufständischen mehrere Städte, tausende Menschen sollen getötet, fast 200 000 in die Flucht getrieben worden sein.

* Aus: neues deutschland, Donnerstag, 2. Januar 2014


Schwieriger Dialog

Martin Ling über die anstehenden Verhandlungen zu Südsudan **

Immerhin: Die beiden Streithähne Salva Kiir und Riek Machar haben ihre Bereitschaft bekundet, sich im äthiopischen Addis Abeba gemeinsam an den Verhandlungstisch zu setzen. Das ist mehr als nichts, aber noch nicht viel. Denn dass die Kämpfe in Südsudan ungeachtet dieser Bekundungen auch am Neujahrstag anhielten, ist ein klares Indiz dafür, dass beide Parteien noch Fakten schaffen wollen, bevor über ein Abkommen sinniert wird.

Für die ab Donnerstag angesetzten Gespräche ist freilich nicht gänzlich Pessimismus angesagt: Die Geschichte der Dinka und Nuer, für die Kiir und Machar stellvertretend stehen, ist nicht nur eine Geschichte kriegerischer Auseinandersetzungen, sondern auch eine wiederkehrender Aussöhnungen. Der Druck, sich auf einen neuen Formelkompromiss zu einigen, wie er 2011 in eine gemeinsame Regierung mündete, ist groß. Nicht zuletzt, weil objektiv klar ist, dass keine Seite militärisch über die andere obsiegen kann.

Viel spricht dafür, dass in Addis Abeba ein Formelkompromiss erreicht wird. Das Problem ist nur, dass Formelkompromisse nicht genügen, um künftige gewalttätige Auseinandersetzungen wenigstens unwahrscheinlicher zu machen. Dafür bedürfte es einer Demobilisierung der entlang ethnischer Linien zusammengesetzten Milizen und des Aufbaus eines integrierten Sicherheitsapparates. So war der Plan im Friedensabkommen 2005. Bleibt er weiter auf dem Papier, ist ein Rückfall immer nur eine Frage der Zeit.

** Aus: neues deutschland, Donnerstag, 2. Januar 2014 (Kommentar)


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