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Damaskus will Untersuchung

UN-Spezialisten sollen Angriff auf Khan Al-Asal in Aleppo aufklären *

Die syrische Regierung hat UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon aufgefordert, eine »unabhängige, neutrale, technische Spezialistenmission« nach Syrien zu schicken, um den Raketenangriff auf den Ort Khan Al-Asal (Provinz Aleppo) zu untersuchen. Syrien wolle, daß »Einzelheiten dieses Verbrechens« aufgeklärt würden, bei dem am Dienstag morgen mindestens 25 Menschen getötet und mehr als 100 Personen zum Teil schwer verletzt worden waren. Die Rakete habe »chemische Substanzen« enthalten, hatte das syrische Außenministerium noch am gleichen Tag in einem Schreiben an den UN-Generalsekretär und an den UN-Sicherheitsrat mitgeteilt. Bei Angriffen auf Aleppo hatten Aufständische im vergangenen Jahr unter anderem eine Fabrik gestürmt, die für die Reinigung der öffentlichen Wasserversorgung Chlor verarbeitet habe. Die syrische Regierung hatte bereits im Dezember 2012 die UN gewarnt, daß Aufständische mit den Chemikalien Waffen herstellen könnten.

Das russische Außenministerium zeigte sich nach Bekanntwerden des Angriffs in Aleppo besorgt über die »extrem alarmierende und gefährliche Entwicklung in der syrischen Krise«.

Westliche Presseagenturen verbreiteten derweil Zweifel an einem Einsatz von Chemiewaffen in der Provinz Aleppo. Nach Angaben des oppositionellen Internetportals »All4Syria« habe »das Regime Anhänger und Kämpfer aus einigen Vierteln von Khan Al-Asal abgezogen«, das Regime habe versehentlich seine eigenen Anhänger bombardiert. Das syrische Außenministerium wies am Mittwoch daraufhin, daß Damaskus »dutzendemal über die zur Verfügung stehenden diplomatischen Kanäle« klargemacht habe, keine chemischen Waffen, sofern sie vorhanden seien, gegen die Bevölkerung einzusetzen.

Der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, sagte, die US-Regierung untersuche Vorwürfe einer derartigen Attacke »in engen Konsultationen mit Partnern in der Region und in der internationalen Gemeinschaft«. »Aber wir haben keine Beweise, die den Vorwurf belegen.«

Die NATO bereitet sich derweil offenbar auf eine »Vielzahl von Operationen« in Syrien vor. Das erklärte US-Kommandeur Admiral James Stavridis dem Militärausschuß des US-Senats. Voraussetzung seien eine Resolution des UN-Sicherheitsrates, regionale Zustimmung und Übereinstimmung der 28 NATO-Mitglieder.

Karin Leukefeld

* Aus: junge Welt, Donnerstag, 21. März 2013


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