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Die Gewalt beenden
Neue Erklärung des UN-Sicherheitsrates fordert alle bewaffneten Kräfte in Syrien zu Waffenstillstand zum 12. April auf
Von Karin Leukefeld *
Der UN-Sicherheitsrat hat am Donnerstag (5. April) in einer präsidialen Erklärung alle bewaffneten Kräfte in Syrien zu einem Waffenstillstand zum 12. April aufgefordert. In dem einstimmig beschlossenen Dokument heißt es, die syrische Regierung müsse »bis zum 10. April (….) »(a) Truppenbewegungen in Wohngebiete hinein einstellen, (b) jeden Einsatz schwerer Waffen in diesen Zentren einstellen und (c) mit dem Rückzug militärischer Konzentrationen in und um Wohnzentren beginnen.«
»Alle anderen Parteien, auch die Opposition« sollten »innerhalb von 48 Stunden« danach ebenfalls »ihre bewaffnete Gewalt in allen Formen einstellen« heißt es weiter. »Die Opposition solle diesbezüglich »mit dem Sonderbeauftragten zusammenarbeiten«. Weiterhin wird in der Erklärung die Bedeutung eines »effektiven und glaubwürdigen Überwachungsmechanismus der Vereinten Nationen« betont, um »das Ende der bewaffneten Gewalt in allen ihren Formen durch alle Seiten hinsichtlich des Sechs-Punkte-Plans« zu überwachen. Nach Beratungen mit der syrischen Regierung sollte der UN-Generalsekretär einen Vorschlag dafür unterbreiten. Weiter wird die Bedeutung einer »friedlichen politischen Lösung der syrischen Krise« unterstrichen und betont, daß ein »von den Syrern geführter politischer Übergangsprozeß zu einem demokratischen, pluralistischen politischen System« ermöglicht werden müsse. Dazu gehöre auch ein »umfassender politischer Dialog zwischen der syrischen Regierung und dem gesamten Spektrum der syrischen Opposition«. Alle Seiten in Syrien seien aufgefordert, voll mit den Vereinten Nationen zu kooperieren, damit humanitäre Hilfe geleistet werden könne. Dafür sollen »alle Seiten einem sofortigen zweistündigen Waffenstillstand« zustimmen.
Laut Protokoll dauerte es lediglich sechs Minuten, die Erklärung zu verabschieden. Um Rahmenbedingungen für eine mögliche Beobachtermission in Syrien abzustimmen, ist bereits ein UN-Team in Damaskus eingetroffen. Staatlichen Syrischen Quellen zufolge soll die Armee mit dem Truppenabzug aus Idlib, Zabadani und Deraa begonnen haben. Von seiten der bewaffneten Aufständischen wird dagegen von einer Zunahme der Kämpfe berichtet.
In einem Schreiben an die Hohe UN-Kommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, hat das syrische Außenministerium deren Arbeit kritisiert. Syrien habe erwartet, daß sich die Menschenrechtskommissarin mit »den Menschenrechtsverletzungen« befassen würde, »die von bewaffneten terroristischen Gruppen« verübt würden, heißt es in dem Schreiben, über das die offizielle Nachrichtenagentur SANA berichtet. Statt dessen verbreite sie »Lügen und Behauptungen, als wären es Fakten«, ohne diese zu überprüfen. Syrien habe Frau Pillay mitgeteilt, daß 6143 syrische Bürger von den bewaffneten Gruppen getötet worden seien und 1590 Bürger entführt wurden. Das Schicksal der meisten der Entführten sei unbekannt.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) teilte nach mehrtägigen Gesprächen mit Außenminister Walid Mou’allem und Gesundheitsminister Wa’el Al-Halki mit, es werde seine Aktivitäten in Syrien ausweiten. IKRK-Präsident Jakob Kellenberger bezeichnete die neuen Vereinbarungen als »Zeichen des Vertrauens in die unabhängige und neutrale humanitäre Arbeit des IKRK«. Gemeinsam mit dem Syrischen Arabischen Roten Halbmond (SARC) könne man nun den steigenden humanitären Bedürfnissen gerecht werden. Man habe sich auch auf ein Vorgehen für eine »humanitäre Pause« in Kampfgebieten geeinigt. Mit Innenminister Major-General Mohammad Al-Sha’ar einigte sich das IKRK zudem auf weitere Besuche in Gefängnissen und Haftanstalten. Als nächstes werde das Gefängnis in Aleppo besucht, teilte die Organisation mit.
* Aus: junge Welt, Samstag, 7. April 2012
Dokumentiert: Die präsidentielle Erklärung des UN-Sicherheitrats vom 5. April 2012
Die US-Botschafterin bei den vereinten Nationen, Susan Rice, die im April dem UN-Sicherheitsrat vorsitzt, gab am 5. April in New York im Namen des Gremiums die folgende Erklärung ab:Presidential Statement
“The Security Council recalls its presidential statements of 3 August 2011 and 21 March 2012 and its press statement of 1 March 2012.“The Security Council reaffirms its strong commitment to the sovereignty, independence, unity, and territorial integrity of Syria, and to the purposes and principles of the Charter.
“The Security Council expresses its appreciation for the 2 April 2012 briefing of the Joint Special Envoy of the United Nations and the League of Arab States, Kofi Annan. The Security Council notes that the Syrian Government committed on 25 March 2012 to implement the Envoy’s six-point proposal.
“The Security Council calls upon the Syrian Government to implement urgently and visibly its commitments, as it agreed to do in its communication to the Envoy of 1 April, to (a) cease troop movements towards population centres, (b) cease all use of heavy weapons in such centres, and (c) begin pullback of military concentrations in and around population centres, and to fulfil these in their entirety by no later than 10 April 2012.
“The Security Council calls upon all parties, including the opposition, to cease armed violence in all its forms within 48 hours of the implementation in their entirety by the Syrian Government of measures (a), (b), (c) above. The Security Council further calls upon the opposition to engage with the Envoy in this regard.
“The Security Council underscores the importance of an effective and credible United Nations supervision mechanism in Syria to monitor a cessation of armed violence in all its forms by all parties and relevant aspects of the Envoy’s six-point proposal. The Security Council requests the Secretary-General to provide proposals for such a mechanism as soon as appropriate, after consultations with the Government of Syria. The Security Council stands ready to consider these proposals and to authorize an effective and impartial supervision mechanism upon implementation of a cessation of armed violence in all its forms by all parties.
“The Security Council underscores the central importance of a peaceful political settlement to the Syrian crisis and reiterates its call for the urgent, comprehensive, and immediate implementation of all aspects of the Envoy’s six-point proposal. The Security Council reiterates its full support for the Envoy’s six-point proposal aimed at bringing an immediate end to all violence and human rights violations, securing humanitarian access and facilitating a Syrian-led political transition leading to a democratic, plural political system, in which citizens are equal regardless of their affiliations, ethnicities or beliefs, including through commencing a comprehensive political dialogue between the Syrian Government and the whole spectrum of the Syrian opposition.
“The Security Council reiterates its call for the Syrian authorities to allow immediate, full and unimpeded access of humanitarian personnel to all populations in need of assistance, in accordance with international law and guiding principles of humanitarian assistance. The Security Council calls upon all parties in Syria, in particular the Syrian authorities, to cooperate fully with the United Nations and relevant humanitarian organizations to facilitate the provision of humanitarian assistance. To this end, the Security Council calls on all parties to immediately implement a daily two-hour humanitarian pause as called for in the Envoy’s six-point proposal.
“The Security Council requests the Envoy to update the Council on the cessation of violence in accordance with the above timeline, and progress towards implementation of his six-point proposal in its entirety. In the light of these reports, the Security Council will consider further steps as appropriate.”
Source: Security Council, SC/10601; http://www.un.org
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