Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

NATO-Staaten heiß auf neuen Krieg

Zeitung: USA, Großbritannien und Türkei wollen endlich in Syrien intervenieren *

Mehrere NATO-Staaten wollen laut einem Zeitungsbericht ein militärisches Eingreifen in Syrien vorantreiben. Derweil bemüht sich der Sondergesandte Brahimi in Damaskus erneut um eine Verhandlungslösung.

Mit Blick auf die sich täglich verschärfende Lage in Syrien plädierten die Regierungen der USA, Großbritanniens und der Türkei dafür, mit einer »vorsichtigen Planung« zu beginnen, berichtet die Zeitung »Die Welt« in ihrer heutigen Ausgabe unter Berufung auf NATO-Kreise. Demnach unterstützt auch der NATO-Oberbefehlshaber in Europa, James Stavridis, die Forderung der drei Staaten, angesichts steigender Opferzahlen und geheimdienstlicher Erkenntnisse über Chemiewaffen die bisherige passive Haltung aufzugeben. Den Angaben zufolge könnte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen die 28 Mitglieder in diesen Tagen auffordern, alle Optionen für eine Intervention auszuloten und entsprechende Beschlüsse zu fassen, um eine militärische Vorbereitung einzuleiten. Diese Planungen sollten aber ohne offizielle Verlautbarungen vonstatten gehen, hieß es demnach in Brüssel.

Unterdessen hat sich der Sondergesandte Lakhdar Brahimi in Damaskus erneut um eine Verhandlungslösung bemüht. Gespräche mit Vertretern von Regierung und Opposition brachten jedoch zunächst keinen Fortschritt, wie aus UN-Kreisen verlautete.

Brahimi war am Sonntagabend in Damaskus eingetroffen und hatte am Montag zunächst Präsident Baschar al-Assad getroffen. Nach Angaben eines Diplomaten aus dem UNO-Sicherheitsrat erhielt der Algerier keinerlei Unterstützung. »Assad blockte Brahimi anscheinend erneut ab, der Sicherheitsrat gibt ihm nicht einmal annähernd die Unterstützung, die er braucht, und die Rebellen wollen keinen Kompromiss eingehen«, sagte der Diplomat. Brahimi traf auch Vertreter des von der Regierung tolerierten oppositionellen Nationalen Koordinierungskomitees für den Demokratischen Wandel (NCB), in dem arabische Nationalisten, Kurden, Sozialisten und Marxisten vereint sind. Die russlandnahe Gruppierung ist nicht an den oppositionellen Syrischen Nationalrat angebunden. Sie ist strikt gegen eine Militärintervention von außen. Der Vorsitzende des NCB-Exekutivbüros, Rascha al-Nasser, sagte, es solle vermutlich weitere Gespräche Brahimis mit Regierungsvertretern geben und es bestehe »große Hoffnung«, dass diese »zu Vereinbarungen oder positiven Fortschritten« führen würden. »Der einzige Ausweg ist eine Übergangsregierung, die mit allen Vollmachten ausgestattet ist«, so Nasser. Die örtlichen Koordinierungskomitees der Aufständischen bekräftigten ihre Ablehnung eines Kompromisses. Die französische Zeitung »Le Figaro« hatte am Montag berichtet, die USA und Russland hätten sich auf eine Übergangslösung verständigt. Danach solle Assad bis 2014 im Amt bleiben, die Amtszeit aber nicht verlängern können. Zudem solle eine mit allen Vollmachten ausgestattete Übergangsregierung eingesetzt werden.

* Aus: neues deutschland, Donnerstag, 27. Dezember 2013

Israel wiegelt ab

Wie "Die Welt" weiter schreibt, äußerte Israel Zweifel an der Darstellung syrischer Aufständischer, wonach Assad Chemiewaffen einsetzen lässt. Die Opposition habe ein Interesse an einem internationalen Militäreinsatz, sagte laut "Welt" der stellvertretende Ministerpräsident Mosche Jaalon dem Armee-Rundfunk.
Jaalon spielte damit auf die Drohung der Nato an, im Falle eines Einsatzes von Massenvernichtungswaffen einzugreifen. Der Westen hat Assad wiederholt gewarnt, diese "rote Linie" nicht zu überschreiten. Laut Jaalon gibt es keine Bestätigung oder Beweise, dass die Führung in Damaskus auf die Waffen zurückgreift. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte mitgeteilt, ihr lägen Berichte über einen Giftgas-Einsatz in Homs vor. Dabei sollen sechs Rebellen ums Leben gekommen sein. Die Berichte sind nur schwer zu überprüfen, weil Journalisten in dem Bürgerkriegsland nicht frei berichten können.




Zurück zur Syrien-Seite

Zur NATO-Seite

Zurück zur Homepage