Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Raketen auf Kuneitra

Israel feuert auf syrische Provinz. Hisbollah droht bei weiteren Angriffen mit Konsequenzen

Von Karin Leukefeld *

Nach einem israelischen Raketenangriff in der syrischen Provinz Kuneitra am Sonntag hat die libanesische Hisbollah am Sonntag abend den Tod von sechs Angehörigen ihrer Partei bestätigt. Sechs Kämpfer seien auf einer Inspektionsfahrt in Masrat Al-Amal gewesen, als ihr Konvoi von israelischen Hubschraubern mit zwei Raketen angegriffen worden sei, hieß es in einer Erklärung. Die Meldung wurde über den libanesischen Sender Al-Manar verbreitet, der der Hisbollah nahesteht. Tel Aviv »spielt mit dem Feuer, das die Sicherheit des gesamten Mittleren Ostens an den Abgrund gebracht hat«, so der Sender. Unter den Getöteten waren der Hisbollah-Kommandant Mohammed Ahmad Issa (›Abu Issa‹) sowie Dschihad Imad Mughnija, der 26jährige Sohn des hochrangigen Kommandanten der Partei, Imad Mughnija, der 2008 in Syrien ermordet worden war.

Das Oberkommando der iranischen Revolutionsgarden bestätigte am Montag, dass bei dem Angriff auch der iranische Brigadegeneral Mohammad Ali Allahdadi getötet wurde. Die Islamische Republik unterstützt die syrische Armee mit Beratern gegen die bewaffneten Gruppen. Allahdadi habe das Militär »entscheidend« gegen die israelischen Angriffe unterstützt.

Der syrische Informationsminister Omran Al-Zoubi verurteilte in einem Interview mit Al-Manar den Angriff in Kuneitra. Es handele sich nicht um eine Einzeltat, sondern sei Teil der anhaltenden Unterstützung Israels für die bewaffneten terroristischen Gruppen. Dieses stehe insbesondere der Al-Nusra-Front zur Seite, die als »Terrororganisation« international gelistet sei. Israel greife nicht nur souveräne Staaten an, sondern verletze auch die Entmilitarisierungsvereinbarung, die es mit Syrien und den Vereinten Nationen geschlossen hätte. Es unterstütze Terroristen, die die Truppen der UN (UNDOF) angegriffen und etliche Soldaten entführt hätten. Al-Zoubi kritisierte, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Paris an einer Demonstration gegen Terrorismus teilgenommen habe, während seine Regierung den gleichen Terrorismus durch eigene Angriffe auf Gaza, Jerusalem (Al-Quds), Libanon und Syrien fördere.

Bewaffnete Gruppen unter Führung der Al-Nusra-Front sind seit Ende 2012 aus Jordanien in den syrischen Teil der entmilitarisierten UN-Zone auf dem Golan eingedrungen, wo sie zunächst die Zivilbevölkerung und dann die dort stationierten Blauhelme der UNDOF-Mission angegriffen hatten. Nach der erneuten Entführung von UN-Soldaten und Attacken auf ihre Stellungen zog die UN-Mission sich im Oktober 2014 aus dem östlichen Teil der entmilitarisierten Zone zurück. Israel hat bis zu 2.000 Kämpfer in Krankenhäusern auf dem 1967 besetzten und 1982 annektierten Golan versorgt und leistet den Kämpfern offenbar auch logistische Hilfe. Das Ausmaß der Kooperation ist in den vierteljährlichen Berichten der UN-Mission auf dem Golan nachzulesen.

Die israelische Attacke auf den Konvoi der Hisbollah wurde auch vom iranischen Außenminister Mohammad Javad Zarif scharf verurteilt. Der Iran verurteile »alle Angriffe des zionistischen Regimes ebenso wie alle anderen Terroranschläge«, sagte Zarif am Montag und warf Israel »Staatsterrorismus« vor.

Die Hisbollah ist seit 2012 an der Seite der Armee in Syrien und war unter anderem an der Befreiung der christlich-aramäischen Staat Maalula beteiligt, die ein halbes Jahr lang von bewaffneten Gruppen besetzt wurde.

Am vergangenen Donnerstag hatte der politische und religiöse Führer der Hisbollah, Hassan Nasrallah sich ausführlich zum Krieg in Syrien und der Rolle Israels geäußert. Dem libanesischen Fernsehsender Al-Mayadeen sagte Nasrallah, die Hisbollah betrachte »jeden Angriff gegen Syrien als Angriff gegen die ganze Achse des Widerstandes, nicht nur gegen Syrien.« Die »Achse des Widerstandes« sei jederzeit bereit und in der Lage, auf israelische Attacken zu reagieren, so Nasrallah. Er betonte, dass eine Lösung des Konflikts in Syrien nur mit Präsident Baschar Al-Assad möglich sei. Als »Achse des Widerstandes« versteht man in der arabischen Welt die Hisbollah, Syrien und Iran, die sich gegen die expansive und repressive Politik Israels in der Region zur Wehr setzen.

* Aus: junge Welt, Dienstag, 20. Januar 2015


Zurück zur Syrien-Seite

Zur Syrien-Seite (Beiträge vor 2014)

Zur Israel-Seite

Zur Israel-Seite (Beiträge vor 2014)

Zurück zur Homepage