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Tadschikistan: Präsident Rachmon erneut gewählt *

DUSCHANBE, 07. November (RIA Novosti) - Der tadschikische Staatschef Emomali Rachmon hat laut Hochrechnungen die Präsidentenwahl mit 83,6 Prozent der Wählerstimmen gewonnen.

„Bei einer Wahlbeteiligung von 86,3 Prozent (3,640 Millionen Wähler) haben 83,6 Prozent für Emomali Rachmon gestimmt“, teilte der Leiter der Zentralen Wahlkommission, Schermuhammad Schochien, am Donnerstag in der Hauptstadt Duschanbe mit.

Selbst der bestplatzierte der anderen fünf Kandidaten sei auf weniger als fünf Prozent gekommen, so der Behördenchef.

Die Präsidentenwahl hatte am 5. November stattgefunden. Insgesamt sind 4 201 156 Bürger der mittelasiatischen Republik Tadschikistan stimmberechtigt.

Emomali Rachmon leitet die ehemalige Sowjetrepublik Tadschikistan, das ärmste zentralasiatische Land, seit 1992 und bekleidet seit 1994 das Präsidentenamt.

Die nächsten Präsidentenwahlen, bei denen Rachmon laut der Verfassung nicht mehr kandidieren darf, sollen 2020 stattfinden.

* Aus: Russische Nachrichtenagentur RIA Novosti, 7. November 2013; http://de.ria.ru


Rahmon Allmächtig

Von Klaus Joachim Herrmann **

Das genaue Ergebnis müsse Sieger Emomali Rahmon erst noch festlegen, witzelten ernsthafte Beobachter der tadschikischen Präsidentenwahlen vom Mittwoch. Am Donnerstag wird das Resultat bekannt gegeben. Jede Überraschung wäre mehr als eine Sensation. Wem in Kinderliedern mit Verszeilen wie »Du bist die Sonne« und »unser Glück« gehuldigt wird, der gebietet allmächtig über ein Staatswesen und Volk, schon gar über so ein paar Zahlen.

Über 20 Jahre Regentschaft – zuerst als Vorsitzender des Obersten Sowjets, dann als Präsident – kann Rahmon vorweisen. Als er nach dem Ende der Sowjets das »ow« von Rachmonow ablegte, war das kein Abschied von russisch dominierter Vergangenheit. Die einst allmächtige Partei hatte ihre Rolle ausgespielt, doch allmächtige Nachfolger gefunden. Dies Phänomen ist im post-sowjetischen Raum nicht gar so selten – Lukaschenko in Belarus, Nasarbajew in Kasachstan, Alijew in Aserbaidschan ...

Gegner und Kritiker beklagen hier Un-Demokratie, Kult und Gigantomanie. Befürworter und Bedächtige loben Befriedung und Stabilität. Das sind hohe Güter, doch nicht von unbegrenzter Haltbarkeit. Die beklagten Mängel passen so gar nicht zu den gepriesenen Vorzügen. Die Allmacht der Herrscher ist endlich, die des Vorbildes hielt auch nicht ewig.

** Aus: neues deutschland, Donnerstag, 7. November 2013 (Kommentar)


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