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Kein Zug in den Süden

Kautschukfarmer in Thailand fordern staatlich garantierte faire Abnahmepreise. Nationaler Aktionstag am Dienstag

Von Thomas Berger *

Vermittlungsgespräche zwischen protestierenden Kautschukfarmern und Regierungsvertretern in Thailand sind am Mittwoch fehlgeschlagen. Neben den in einzelnen Regionen schon seit mehreren Tagen laufenden Demonstrationen für einen staatlich garantierten Abnahmepreis ist nun für kommenden Dienstag ein nationaler Aktionstag geplant. An diesem 3. September will das Kabinett in Bangkok über ein Hilfspaket für die vom akuten Preisverfall geplagte Branche beraten, das allerdings von den Farmern als deutlich zu gering eingestuft wird. Statt durchschnittlich 80 Baht (gut zwei Euro) pro Kilo Rohstoff für die weiterverarbeitende Industrie fordern die Arbeiter mindestens 92 Baht.

Wer den Blick zweieinhalb Jahre zurückwirft, der kann deutlich erkennen, worin das Grundproblem besteht. Denn Anfang 2011 waren auf dem thailändischen Markt noch 152 Baht pro Kilo für geerntete Kautschukmilch und 180 Baht als Kilopreis für Rohgummi erzielt worden. Seither zeigt die Kurve mit nur wenigen kurzen Ausnahmen kontinuierlich abwärts. Wer aktuell seine Ernte zu marktüblicken Konditionen verkauft, kann gerade einmal noch mit 66, höchstens 74 Baht pro Kilo rechnen. 70 bzw. 80 Baht, die von Regierungsseite zuletzt als Angebot staatlich garantierter Aufkaufpreise auf dem Tisch lagen, seien zwar eine geringfügige Verbesserung, würden aber die enormen Schwierigkeiten der Kautschukbranche nicht wirksam beseitigen, heißt es. Die Politik wiederum verweist darauf, daß das Hilfspaket schon zu diesen Sätzen insgesamt mit 25 Milliarden Baht (600 Millionen Euro) für die Staatskasse zu Buche schlagen würde. Zehn Milliarden würden in die Preisstützung direkt fließen, die übrige Summe über kostengünstige Sonderkredite ausgereicht werden, um in technische Verbesserungen und notwendige Modernisierung von Maschinen der Weiterverarbeitung des Rohstoffes zu Halbfabrikaten investieren zu können.

Der zuständige Landwirtschaftsminister Yukol Limlaemthong betonte, daß die Kautschukarbeiter durchaus das Recht zum Protest hätten – allerdings müßten sie sich an geltende Gesetze halten. Die geplante Blockade einer wichtigen Straßenkreuzung in der Provinz Nakhon Si Thammarat am späten Dienstag abend war mit einem polizeilichen Großaufgebot von 500 Einsatzkräften verhindert worden. Die Unterbrechung der Eisenbahn-Direktverbindung von der Hauptstadt in den Süden des Landes hält indes an. Insgesamt zehn Zugpaare fielen bisher seit Mittwoch aus. Das alles sei jedoch nur ein Vorschmack auf den großen Protest nächsten Dienstag, sollte die Regierungsofferte vor der Kabinettssitzung nicht noch nachgebessert werden, drohen die Demonstranten. Die Regierung fürchtet nicht nur das, sondern auch eine Politisierung des Streits. Bereits mehrfach waren Abgeordnete der oppositionellen Demokratischen Partei (DP), deren wichtigste Bastion der Süden ist, bei Solidaritätsbekundungen gesehen worden.

Zudem droht der Konflikt auf andere Landwirtschaftsbereiche überzugreifen. Maisfarmer beginnen bereits mit ähnlichen lokalen Protestaktionen, weil auch der Abnahmepreis für ihr Produkt in den Keller gerutscht ist. Die Stoßrichtung ist dabei, gegenüber der Hilfe für Reisbauern nicht schlechter gestellt zu werden. Letzteren hatte die Regierung in den zurückliegenden Monaten erhöhte Beihilfen zur Kompensation für Preisschwankungen gewährt.

* Aus: junge Welt, Samstag, 31. August 2013


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