Größter Flughafen Asiens startet
Airport Bangkok in Korruptionsaffäre des gestürzten Präsidenten verwickelt
Von Thomas Berger, Bangkok*
Heute nimmt Bangkoks neuer Suvarnabhumi Airport seinen Betrieb auf. Der hochmoderne
Flughafen der Superlative soll die thailändische Hauptstadt nicht nur im Luftverkehr wieder zur
Nummer eins unter den Metropolen Südostasiens werden lassen.
Die letzten Tests verliefen erfolgreich, selbst das anspruchsvolle Förderbandsystem für Gepäck
funktionierte bestens, wie Vertreter der Luftaufsichtsbehörde zufrieden vor der Presse berichteten.
Doch eben die Lieferung dieser amerikanischen Bänder und Sprengstoff-Scannern sind auch im
Visier der neuen Anti-Korruptionskommission. Sie wurde nach dem Sturz von Ministerpräsident
Thaksin von den Putschisten eingesetzt.
Doch nachdem sich die Fertigstellung des Mega-Airports mehrfach verzögert hatte, konnten nicht
einmal mehr die politischen Turbulenzen die Eröffnnung verschieben. Ab 28. September starten und
landen alle Flugzeuge in Suvarnabhumi. 87 Airlines werden im Oktober auf dem Gelände im Osten
der Stadt ihren Sitz haben, im Folgemonat gar 92. Bis 2007 könnten es einschließlich
Chartergesellschaften mindestens 100 sein, schätzt die Flughafenverwaltung. Ob sonst alles klappt
in der Anfangsphase, kann niemand sagen, aber selbst für einen Ausfall der normalen
Computersysteme sei mit Laptops vorgesorgt, hieß es.
Mit der Einweihung will Bangkok nicht nur bei der Beförderung von Fluggästen wieder in der
Spitzenliga mitspielen, nachdem die Zehn-Millionen-Metropole allerhand Boden an die Konkurrenten
Kuala Lumpur und Singapur verloren hatte. Um den Rückstand aufzuholen, haben die Thais keine
Anstrengung gescheut: Suvarnabhumi, vom deutschen Team um den Architekten Helmut Jahn und
den Ingenieur Werner Sobek entwickelt, will mit Spitzenattributen Geschichte schreiben. Es ist der
größte Flughafen Asiens, der von zunächst 45 Millionen Passagieren pro Jahr schrittweise auf 100
Millionen erweitert werden soll. Zudem handelt es sich um das größte Einzelterminal der Welt.
Nirgendwo sonst gibt es ein weiteres so großes, mit einer Membran bedachtes, Gebäude. Die
Gigantomanie ist nicht nur Spielerei. Bangkok will endlich einmal Kuala Lumpur und Singapur den
Rang ablaufen, die in Sachen Modernisierung, Innovation und Attraktivität seit Jahren vorweg sind.
Mit dem Flughafen, fünfmal so groß wie der bisherige Don Muang Airport im Norden der City, soll
Bangkok wieder das Luftdrehkreuz in Südostasien werden. Ob abgewanderte Airlines
zurückkommen können, werden aber erst die nächsten Jahre zeigen.
Dabei stehen die Träger des Riesenbauwerkes unter Erfolgszwang: Mindestens vier Milliarden
Dollar hat das Projekt verschlungen, die schnell hereingeholt werden sollen. Deshalb sind allein fünf
der Gates auf die Abfertigung des neuen Riesen-Airbus A 380 ausgelegt. Schon zu Anfang wird es
76 Flugbewegungen pro Stunde geben.
Doch der Name Suvarnabhumi (Goldenes Land) mag trügerisch sein. So schnell werden Profite
nicht fließen, denn bei der mehr als 30 Jahre währenden Verzögerung des Vorhabens, das in den
frühen Sechzigern erstmals auf den Tisch kam, ist einiges auf der Strecke geblieben. Vor allem die
mangelnde Verkehrsanbindung des 56-Hek-tar-Areals, das noch zehn Kilometer mehr als Don
Muang vom Stadtzentrum entfernt liegt, könnte sich als Fiasko erweisen. Taxis fahren ungern so
weit, eine neue Bahnlinie steht in den Sternen. Innen mag in dem drei Kilometer langen Gebäude
mit 108 nationalen und 252 interntionalen Check-in-Schaltern alles funktionieren, doch draußen vor
den Toren sieht es weit weniger rosig aus.
* Aus: Neues Deutschland, 29. September 2006
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