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Aufholjagd

Hillary Clinton warnt auf ihrer Afrika-Reise vor zu großem Einfluß Chinas auf dem Kontinent

Von Simon Loidl *

Neun Länder in in elf Tagen stehen auf dem Reiseplan von Hillary Clinton. Nach Kurzbesuchen in Senegal, Südsudan, Uganda, Kenia und Malawi landete die US-Außenministerin am Montag in Südafrika, der wichtigsten Station auf ihrer Afrikareise. Dort hatte sie zunächst mit dem ehemaligen Präsidenten Nelson Mandela einen Fototermin. Der Anti-Apartheidkämpfer empfängt auf Grund seines schlechten Gesundheitszustandes nur noch selten Gäste.

Beim anschließenden Geschäftsessen trafen Clinton und Mitglieder ihrer Delegation – unter anderem bestehend aus Vertretern von Boeing, Chevron, EMD/Caterpillar und Wal-Mart – mit südafrikanischen Wirtschaftsvertretern zusammen. Die Ministerin pries die guten Beziehungen zwischen den beiden Ländern sowie zwischen den USA und dem Kontinent insgesamt. Ein Blick auf Afrika zeige »enormes ökonomisches Wachstum«, während die Weltwirtschaft weiterhin in der Krise stecke. »Sieben der zehn am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt liegen in der Region«, so Clinton, »diese sich entwickelnden Märkte stellen eine enorme Möglichkeit für amerikanischen Handel und Investitionen dar«.

Die Reise wirkt teilweise wie eine Wiederholung vom vorigen Sommer. Im Juni 2011 besuchte Clinton ebenfalls mehrere afrikanische Länder. Damals sorgten ihre Warnungen vor einem »neuen Kolonialismus« für Aufsehen. Dabei hatte sie allerdings nicht das Land, das sie selbst repräsentiert, sondern den neuen Erzfeind China im Blick. Gleich zu Beginn ihrer diesjährigen Afrika-Tour erklärte Clinton in Senegal, daß die USA für Demokratie und Menschenrechte auf dem Kontinent einträten, »auch wenn es einfacher oder profitabler wäre wegzusehen, um die Rohstoffe strömen zu lassen«. Nicht alle »Partner« Afrikas würden sich so verantwortungsvoll verhalten wie die USA, so Clinton weiter, »aber wir werden es weiterhin tun«. Obwohl nicht explizit genannt, wurde in Peking genau verstanden, wen die US-Außenministerin mit ihren Worten meinte.

Chinesische Kommentatoren wiesen Clintons indirekte Angriffe auch sofort zurück. In einem Beitrag des englischsprachigen Portals der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua hieß es, daß die »verborgenen Motive« von Clintons Afrika-Besuch tatsächlich »kein großes Geheimnis« seien. »Kommentatoren in aller Welt haben darauf hingewiesen, daß die Reise zumindest teilweise darauf abzielt, Chinas Engagement auf dem Kontinent zu diskreditieren und Chinas Einfluß zu bremsen«, so der Autor des Xinhua-Beitrages.

Tatsächlich hat China die USA bereits vor drei Jahren als wichtigster Handelspartner für Afrika überholt. Betrug das chinesisch-afrikanische Handelsvolumen im Jahr 2006 gerade mal 55 Milliarden US-Dollar, so hat sich dieses bis 2011 auf 166 Milliarden mehr als verdreifacht. In vielen Ländern investiert das asiatische Land in umfangreiche Infrastrukturprojekte, der chinesische Einfluß ist unübersehbar. Daß es dabei letztlich auch um politischen Einfluß geht, dafür steht symbolisch der von Peking finanzierte Bau des Anfang 2012 eingeweihten neuen Hauptsitzes der Afrikanischen Union in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba.

Die USA setzen unterdessen nicht zuletzt darauf, an der weiteren Aufrüstung und Militarisierung von Konflikten in Afrika zu verdienen. Bei ihrem Zwischenstop in Uganda ließ sich Clinton US-Drohnen vorführen, welche die ugandische Armee unter anderem bei ihrem Einsatz im Nachbarland Somalia verwendet. Sie hoffe darauf, daß die USA bald noch bessere Drohnen liefern könne, die es ermöglichen, auch durch das Dschungeldickicht zu spähen, so Clinton. Dann könne etwa der gesuchte Anführer der Lords Resistance Army, Joseph Kony, endlich aufgespürt werden, ergänzte die US-Außenministerin. Bis Donnerstag weilt Clinton in Südafrika, danach will sie Nigeria, Benin und Ghana besuchen.

* Aus: junge Welt, Mittwoch, 8. August 2012


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