Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

"Empfehlen Ihnen, die Propaganda einzustellen"

Dokumentation. Ein offener Brief an US-Präsident Barack Obama. Exgeheimdienstler bezweifeln die Stichhaltigkeit angeblicher Beweise, die für eine Schuld Rußlands am Absturz der Maschine des Malaysia-Airlines-Flugs 17 sprechen sollen

Von Rainer Rupp *

Ehemalige hochrangige US-Geheimdienstmitarbeiter haben am 29. Juli 2014 einen offenen Brief an US-Präsident Barack Obama veröffentlicht. Er ist eine Reaktion auf die bisher durch nichts belegten Behauptungen und Beschuldigungen durch die US-Regierung im Zusammenhang mit dem Absturz von Malaysia-Airlines-Flug 17 über der Ostukraine und der sich zuspitzenden Konfrontation der USA mit Rußland. Im Brief üben sie nicht nur scharfe Kritik an der Art der »Beweisführung«, die jeden Beleg schuldig bleibt. Die Verfasser des Briefes sind in der US-Organisation »Ehemalige Geheimdienstler für Vernunft« (Veteran Intelligence Professionals for Sanity, VIPS) zusammengeschlossen. Unter den Unterzeichnern befindet sich auch der ehemalige Technische Direktor der NSA, der lange vor Snowden zum »Wistleblower« geläuterte William Binney, der jüngst vor dem NSA-Untersuchungsausschuß des Bundestags in Berlin ausgesagt hat.

Wegen des Umfangs des offenen Brief werden nachfolgend nur die wichtigsten Passagen ganz übersetzt, während der Rest sinngemäß zusammengefaßt wird. Vorweg jedoch einige Anmerkungen zum besseren Verständnis der geheimdienstlichen Analyse und der Nutzung von Aufklärungsergebnissen sowie der Motivation der Verfasser des offenen Briefs.

Bei den analytischen Bemühungen, die Intentionen und Fähigkeiten eines Gegners einzuschätzen und vorauszusagen, ist es ehernes Gesetz eines jeden seriös arbeitenden Geheimdienstes, sich niemals blind auf nur eine Quelle zu verlassen. Und wenn keine anderen Quellen vorhanden sind, müssen die Informationen der einen Quelle mit möglichst vielen anderen Faktoren abgeglichen werden. Im besten Fall entsteht dabei ein mehr oder weniger gutes Bild, dessen Unsicherheiten, bzw. Verläßlichkeit mit entsprechenden Wahrscheinlichkeitswerten beurteilt werden sollte. Bisher haben die Obama-Regierung und das politische Führungspersonal der US-Geheimdienste diese Grundwerte einer seriösen Aufklärungsarbeit vermissen lassen. Das heißt jedoch nicht, daß die Analysten der US-Aufklärungsdienste, insbesondere der CIA (Central Intelligence Agency), DIA (Defense Intelligence Agency) und NSA (National Security Agency), keine anständige Arbeit leisten könnten. Vielmehr das Gegenteil ist der Fall.

Ein Problem besteht darin, daß – ganz gleich wie gut die Arbeiten der Analysten sind – deren Ergebnisse dann keinen Eingang in den Entscheidungsprozeß der US-Regierung und die öffentlichen Stellungnahmen finden, wenn sie den politischen Zielen im Wege stehen. In den USA wurde diese Art des Umgangs mit geheimdienstlicher Arbeit bereits unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Zuge der aufkommenden Kommunistenhatz und des Kampfes gegen die Sowjetunion praktiziert. Das hieß, daß die Regierung in Washington dem Führungspersonal der Geheimdienste vorgab, welche Aufklärungsergebnisse sie erwartet, um ihre aggressive Außenpolitik möglichst im Lichte demokratischer, freiheitlicher und menschenrechtlicher Hilfeleistungen erscheinen zu lassen.



Glaubwürdigkeitskrise

Mehr und mehr wurden die Resultate der geheimdienstlichen Tätigkeit durch unwahre Behauptungen ergänzt, die von den westlichen Medien dann verbreitet und ständig wiederholt wurden. Diese Kombination von Lügen und Halbwahrheiten funktionierte etwa im 2003 angezettelten Irak-Krieg und wird aktuell auch in der Ukraine-Krise angewandt. Die Behauptung aber, man verfüge über unumstößliche Beweise stößt in der US-amerikanischen Öffentlichkeit zunehmend auf Kritik. Zu oft konnte die US-Regierung in den letzten Jahrzehnten der Lüge überführt werden und auch die Konzernmedien haben dank alternativer Quellen im Internet ihre Monopolstellung im Informationskrieg eingebüßt. Dieser Umstand hat wesentlich dazu beigetragen, daß die Obama-Administration im Falle des unter falscher Flagge geführten Giftgaseinsatzes in Syrien Schiffbruch erlitten hat. Ähnliches droht ihr nun auch im Ukraine-Konflikt.

Die Lügen und Fehlinformationen der politischen Führung hatten und haben stets einen verheerenden Einfluß auf die Moral all jener US-Geheimdienstmitarbeiter, die ihre intellektuelle Redlichkeit nicht bei Dienstantritt an der Garderobe abgegeben haben. Während meiner Zeit in der Politischen Abteilung im NATO-Hauptquartier in Brüssel (1977–1993) hatte ich engen Kontakt zu Analysten der CIA und der DIA. In dieser Zeit lernte ich drei Personen kennen, die zutiefst enttäuscht ihre jeweiligen Dienste verlassen haben. Sie alle waren entsetzt über die Art, wie die politische Führung mit ihren unter vielen Mühen und mit Sorgfalt erarbeiteten Analysen umging. Entweder wurden sie komplett ignoriert und wanderten ins Archiv, oder aber ihre Vorgesetzten verkehrten den Inhalt ins Gegenteil in der Absicht, der US-Regierung z.B. gegenüber dem Kongreß oder verbündeten Regierungen argumentative Munition für die beabsichtigte Politik zu liefern.

Vor diesem Hintergrund sollte der nachfolgende offene Brief (Memorandum) der ehemaligen US-Geheimdienstler an Präsident Obama gelesen werden. In der Zusammenfassung heißt es: »Die wegen der Ukraine entstandenen amerikanisch-russischen Spannungen sind dabei, sich in einer gefährlichen Weise weiter zu verschärfen. Wir sind nicht sicher, ob Ihre Berater in vollem Umfang die Gefahr der Eskalation erkennen. Die New York Times und andere Medien präsentieren sensible, noch vollkommen offene Fragen als unumstößliche Tatsachen, weil diese aus US-Regierungsquellen kamen.«

Aus dem Brief: »Zwölf Tage nach dem Abschuß von Malaysian-Airlines-Flug17 (am 17. Juli) hat Ihre Regierung immer noch keine einheitliche Einschätzung vorgelegt, die die geheimdienstlichen Erkenntnisse und Beweise zusammenfaßt und auf deren Basis die Schuldfrage geklärt werden könnte. Noch viel weniger haben sie getan, um überzeugend die ständig wiederholten Behauptungen zu untermauern, daß das Flugzeug von ukrainischen Separatisten mit einer von Rußland gelieferten Rakete abgeschossen wurde.«

»Ihre Regierung hat keine Satellitenbilder vorgelegt, die zeigen, daß die Separatisten über solche Waffen verfügen, und es gibt einige ›andere Hunde, die nicht gebellt haben‹ (womit die Machthaber in Kiew gemeint sind, Anm. Verfasser). Washingtons Glaubwürdigkeit, und Ihre eigene, werden weiter erodieren, falls Sie nicht bereit sind – oder es nicht können – mit konkreten Beweisen die Behauptungen Ihrer Regierung zu belegen. Dies werden wir im Folgenden aus der Perspektive ehemaliger Geheimdienstprofis mit einer Gesamtsumme von 260 Jahren Berufserfahrung in verschiedenen Branchen der US-Geheimdienste untersuchen (…) Zugleich wollen wir Ihnen mit diesem Memorandum eine andere Perspektive bieten.«

Im Anschluß weisen die Autoren darauf hin, daß sie als ehemalige Geheimdienstoffiziere und Analysten gewohnt sind, ohne schlüssige Informationen keine Urteile zu fällen. Die Vorwürfe gegen Rußland müßten »auf soliden und weitaus überzeugenderen Beweise als den vorliegenden beruhen, besonders wenn wie im Fall des Absturzes eines Verkehrsflugzeuges die Emotionen hochkochen. (…) Außerdem bringt uns die unprofessionelle Verwendung von einseitigen Geheimdienstinformationen in Verlegenheit.« Zugleich zeigen sich die Autoren sehr beunruhigt über die »amateurhafte Art und Weise, in der die Regierung verschwommene und fadenscheinige Beweise der Öffentlichkeit serviert«.

»Als Amerikaner finden wir nur in der Hoffnung Trost, daß Sie tatsächlich schlüssigere Belege haben und diese ohne weitere Verzögerung öffentlich machen, zumal US-Außenminister John Kerry besonders unmißverständlich erklärt hat, daß Rußland direkt oder indirekt schuldig ist. Die Beweislage aber sieht anders aus. Kerrys Aussagen sind verfrüht und zielen darauf ab, bei der Öffentlichkeit eine Vorverurteilung Rußlands zu erreichen.«

Sündenbock Rußland

Eine »unheimliche Ähnlichkeit« erkennen die Verfasser zwischen der Instrumentalisierung der MH-17-Tragödie und dem Verhalten der Reagan-Regierung nach dem Abschuß der Maschine des Korean-Airlines-Fluges 007 über Sibirien am 1. September 1983. Um die Parallelen deutlich zu machen, skizzieren sie, die damals als junge Geheimdienstoffiziere im »aktiven Dienst« waren, kurz die tragischen Ereignisse von 1983 und bestätigen dabei die Berichte des Verfassers dieser Zeilen, der damals den Abschuß der KAL007 und dessen Folgen als Vorsitzender der »Gruppe zur Aktualisierung der Nachrichtendienstlichen Erkenntnisse (CIG)« im Lagezentrum der NATO in Brüssel miterlebt hatte und die streng geheimen Berichte des DIA zu diesem Vorfall in den folgenden Wochen und Monaten mitlesen und auch abfotografieren konnte.

»Bereits wenige Stunden nach dem tragischen Abschuß von KAL007 am 30. August 1983 setzte die Reagan-Regierung ihre hocheffiziente Propagandamaschine ein, um die wenigen verfügbaren Erkenntnisse so zu verdrehen, daß in der Öffentlichkeit an der sowjetischen Schuld am Tod von 269 Menschen an Bord kein Zweifel mehr bestand«, heißt es in dem Brief. Das Flugzeug sei abgeschossen worden, nachdem es bei Nacht Hunderte von Meilen vom Kurs abgekommen und tief in Rußlands Luftraum eingedrungen war – in der Gegend von strategisch sensiblen, militärischen Einrichtungen in Kamtschatka und auf der Sachalin-Halbinsel. Nach Anweisungen der Bodenkontrolle hatte der Pilot eines Abfangjägers die KAL-Verkehrsmaschine mehrfach umkreist und mit den Flügeln gewackelt, eine international bekannte Aufforderung zum Landen. Aber die KAL-Piloten reagierten auch auf wiederholte Warnungen (z.B. Leuchtspurgeschosse vor den Bug) nicht. Inmitten der Verwirrung über die Identität des Flugzeugs – ein US-Spionageflugzeug vom Typ RC-135 hatte zuvor den Kurs von KAL007 gekreuzt – befahl die sowjetische Bodenkontrolle dem Piloten das Flugzeug abzuschießen.

Den Sowjets sei »schnell klar« gewesen, daß sie einen schrecklichen Fehler gemacht hatten. Das hätten damals »die US-Geheimdienste aus abgefangenen Funksprüchen gewußt. Aus denen sei ganz klar hervorgegangen, »daß die Tragödie das Resultat eines Fehlers und kein vorsätzlicher Mord war, ähnlich wie am 3. Juli 1988, als das US-Kriegsschiff Vincennes ein iranisches Zivil­flugzeug über dem Persischen Golf abgeschossen und 290 Menschen getötet hatte, eine Handlung, die Präsident Ronald Reagan damals abschätzig als ›verständlichen Unfall‹ darstellte«.

Aber die Reagan-Regierung unterdrückte alle entlastenden Beweise aus der US-Funkaufklärung, um Moskau so schlecht wie nur möglich aussehen zu lassen. »Moskau hat vorsätzlich ein ziviles Passagierflugzeug abgeschossen«, wurde in Washington zum Mantra. Newsweek titelte damals »Mord am Himmel«. Nach dem MH17 Absturz gab es Schlagzeilen wie »Putins gefährliches Spiel« z.B. auf der Titelseite des Time Magazin. Damals wie heute nahm die Propaganda­kampagne immer hysterischere Züge an. Und damals wie heute habe es nur »sehr wenig Unterschied zwischen der US-Regierungspropaganda und den von kommerziellen Medien verbreiteten Nachrichten« gegeben.

Zurechtgebogene Erkenntnisse

Um der Öffentlichkeit den Eindruck zu vermitteln, »daß die Sowjetunion kaltblütig einen barbarischen Akt« begangen hat, ging die damalige US-Regierung sogar so weit, »am 6. September 1983 dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine manipulierte Abschrift des Funkverkehrs zwischen dem sowjetischen Piloten und der Bodenkontrolle zu präsentieren«. Ein Jahrzehnt später, als die komplette Abschrift an die Öffentlichkeit gelangte, sei klar geworden, »daß viele der zentralen Elemente der US-Darstellung falsch waren«, und daß die sowjetische Seite damals überzeugt war ein US-Spionageflugzeug abzuschießen, stellen die Schreiber des Memorandums fest und verweisen auf die Parallelen zum Absturz von MH17 und Außenminister Kerrys »höchst unziemliche Eile bei der Schuldzuweisung«.

»Was den Flug MH17 betrifft, so halten die von Ihrer Regierung veröffentlichten Beweise einer genauen Prüfung nicht stand. Und sie erlauben schon gar nicht, ein Urteil zu fällen. Auf Grund unseres Berufslebens neigen wir fast instinktiv dazu, die Russen zu verdächtigen. Unsere jüngsten Erfahrungen aber, insbesondere die Art und Weise in der Außenminister Kerry sich vollkommen uneinsichtig an einen falschen Bericht nach dem anderen als ›Beweis‹ geklammert hat, hat uns dazu gebracht, unsere bisherige Neigung (nämlich instinktiv den Russen die Schuld zu geben) gehörig zu revidieren.«

»Wann immer Kerry vermeintliche ›Beweise‹ vorgelegt hat, die unabhängig überprüft werden konnten – wie z.B. die gefälschten antisemitischen Flugblätter im Osten der Ukraine oder die Fotos der Soldaten von angeblichen russischen Spezialeinheiten in der Ukraine – haben sich diese ›Beweise‹ als Luftnummern entpuppt. Doch das waren kleine Kavaliersdelikte im Vergleich zu der faustdicken Lüge, die Kerry nicht weniger als 35mal am Tag des 30. August 2013 wiederholt hat, nämlich: ›Wir wissen, daß die Regierung von Bashar Al-Assad in Syrien für den Chemiewaffeneinsatz vor neun Tage in der Nähe von Damaskus verantwortlich war.‹ Dafür zog sich Kerry sogar die persönliche Kritik von Präsident Putin zu, als der sagte: ›Er lügt, und er weiß, daß er lügt. Es ist traurig.‹«

»Hinsichtlich des MH17 Abschusses vom 17. Juli glauben wir, daß Kerry in der für ihn typischen Art ein vorschnelles Urteil abgegeben hat und daß seine unglaubliche Unglaubwürdigkeit einen großen Nachteil in den diplomatischen Initiativen und Propagandamanövern der USA gegenüber Rußland darstellt. Wir empfehlen Ihnen daher, sofort die fehlgeleitete diplomatische Offensive Kerrys (gegen Rußland) einzustellen (…) oder wenigstens einen weniger angeschlagenen Staatsmann für den Posten zu finden.«

Konfliktursachen beseitigen

»Wenn die Beweislage über den Abschuß von MH17 tatsächlich so schwach ist, wie es scheint, (…) dann empfehlen wir Ihnen dringend, den Propagandakrieg einzustellen und die Ergebnisse der Untersuchung abzuwarten. Wenn aber andererseits Ihre Regierung konkrete Beweis hat, dann schlagen wir ebenso dringend vor, diese unverzüglich zu veröffentlichen, selbst auf das Risiko hin, daß dadurch die Gegenseite Erkenntnisse über unsere Quellen und Methoden gewinnen könnte.«

Aus Sicht der Briefautoren erweist sich Außenminister Kerry für Obama »eher als belastend denn als gewinnbringend«. Gleiches gelte für den »Director of National Intelligence« James Clapper (oberster Chef aller 16 US-Geheimdienste). Der hatte bei einer Befragung zur NSA-Affäre vor dem Kongreß am 12. März 2013 unter Eid gelogen. Später mußte er zugeben, daß seine Aussage »eindeutig falsch« war. Daher empfehlen die Profis, daß Clapper von allem, was Flug MH17 betrifft, »so weit wie möglich ferngehalten werden« sollte.

Wenn die Obama-Regierung tatsächlich Beweise habe, dann sollten diese im Rahmen der bewährten Methode einer »Interagency Intelligence Assessment«, einer gemeinsamen Einschätzung aller mit Flug MH17 beschäftigten US-Geheimdienste, präsentiert werden. »Allerdings hören wir indirekt von einigen unserer ehemaligen Kollegen, daß die Version vom Absturz von MH17, mit der Minister Kerry hausieren geht, sich überhaupt nicht mit den wirklichen Erkenntnissen der Geheimdienste deckt. Gleiches war der Fall Ende August letzten Jahres, als Kerry ein neues, einzigartiges Instrument erfand, nämlich eine ›Regierungseinschätzung‹ – im Gegensatz zur gemeinsamen Einschätzung der Geheimdienste. Damit konnte er dann ohne jegliche überprüfbaren Beweise den syrischen Präsidenten Bashar Al-Assad für die Chemiewaffenangriffe in der Nähe von Damaskus verantwortlich machen. Alle ehrlichen Geheimdienstanalysten haben sich geweigert, dabei mitzumachen, und sie hielten sich statt dessen die Nasen zu.«

Die Exgeheimdienstler fordern Obama auf, »sich endlich von ehrlichen Analysten der nachrichtendienstlichen Aufklärung ins Bild setzen zu lassen«. Das würde ihn »überzeugen, die dringend notwendigen Schritte einzuleiten, um die Gefahr einzudämmen, daß die Beziehungen zu Rußland von einem neuen Kalten Krieg zu einer bewaffneten Konfrontation eskalieren«. Dann betonen sie: »In aller Offenheit, wir sehen wenig Grund zu glauben, daß Minister Kerry und Ihre anderen Berater die Ungeheuerlichkeit dieser Gefahr richtig einschätzen.«

Zugleich erinnern sie Obama daran, daß er den blutigen Bürgerkrieg zwischen Ost- und West-ukraine stoppen und damit eine russische Militärintervention im Osten der Ukraine verhindern könne: »Die meisten gut informierten Beobachter glauben, daß es in Ihrer Macht steht, die ukrainische Führung zum Einlenken zu bewegen. Je länger jedoch Kiew seine Offensiven gegen die Separatisten im Osten fortsetzt, desto heuchlerischer klingen alle US- Friedensappelle.«

Schließlich bekräftigen sie die Empfehlungen eines bereits am 4. Mai 2014 von ihnen verfaßten Statements, »die Ursachen für diese Konfrontation in der Ukraine zu eliminieren, indem Sie öffentlich jeden Wunsch, die Ukraine in die NATO zu integrieren, desavouieren und deutlich machen, daß Sie bereit sind, sich persönlich mit dem russischen Präsidenten Putin unverzüglich zusammenzusetzen, um Wege aus der Krise zu finden und um die legitimen Interessen der verschiedenen Partien anzuerkennen.«

Die Höflichkeit geböte eine Antwort.

Unterzeichner: William Binney, früherer Technischer Direktor der NSA, zuständig in der Abteilung »World Geopolitical and Military Analysis«, im Ruhestand (i.R.); Larry Johnson, CIA und US-Außenministerium, i.R.; Edward Loomis, NSA, Verschlüsselungsexperte, i.R.; David MacMichael, National Intelligence Council (ein Gremium der United States Intelligence Comunity, des Zusammenschlusses der 17 Nachrichtendienste der USA), i.R.; Ray McGovern, früherer US-Armee- bzw. Geheimdientsoffizier und CIA-Analyst, i.R.; Elizabeth Murray, Geheimdienstoffizierin im National Intelligence Council, zuständig für den Mittleren Osten, i.R.; Todd E. Pierce, Major des US Army Judge Advocate General’s Corps, der Justizinstanz des US-Heeres, i.R.; Coleen Rowley, Sonderbevollmächtigte (Special Agent) des FBI, i.R.; Peter Van Buren, Foreign Service Officer im US-Außenministerium, i.R.; Ann Wright, Oberst der US-Armee, i.R.; Foreign Service Officer im US-Außenministerium, gekündigt

Siehe: warisacrime.org/vips

* Aus: junge Welt, Samstag 9. August 2014

DOKUMENTIERT:

Obama Should Release Ukraine Evidence

July 29, 2014

With the shoot-down of Malaysia Airlines Flight 17 over Ukraine turning a local civil war into a U.S. confrontation with Russia, U.S. intelligence veterans urge President Obama to release what evidence he has about the tragedy and silence the hyperbole.

MEMORANDUM FOR: The President

FROM: Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS)

SUBJECT: Intelligence on Shoot-Down of Malaysian Plane


Executive Summary

U.S.–Russian tensions are building in a precarious way over Ukraine, and we are far from certain that your advisers fully appreciate the danger of escalation. The New York Times and other media outlets are treating sensitive issues in dispute as flat-fact, taking their cue from U.S. government sources.

Twelve days after the shoot-down of Malaysian Airlines Flight 17, your administration still has issued no coordinated intelligence assessment summarizing what evidence exists to determine who was responsible – much less to convincingly support repeated claims that the plane was downed by a Russian-supplied missile in the hands of Ukrainian separatists.

Your administration has not provided any satellite imagery showing that the separatists had such weaponry, and there are several other “dogs that have not barked.” Washington’s credibility, and your own, will continue to erode, should you be unwilling – or unable – to present more tangible evidence behind administration claims. In what follows, we put this in the perspective of former intelligence professionals with a cumulative total of 260 years in various parts of U.S. intelligence.



We, the undersigned former intelligence officers want to share with you our concern about the evidence adduced so far to blame Russia for the July 17 downing of Malaysian Airlines Flight 17. We are retired from government service and none of us is on the payroll of CNN, Fox News, or any other outlet. We intend this memorandum to provide a fresh, different perspective.

As veteran intelligence analysts accustomed to waiting, except in emergency circumstances, for conclusive information before rushing to judgment, we believe that the charges against Russia should be rooted in solid, far more convincing evidence. And that goes in spades with respect to inflammatory incidents like the shoot-down of an airliner. We are also troubled by the amateurish manner in which fuzzy and flimsy evidence has been served up – some of it via “social media.”

As intelligence professionals we are embarrassed by the unprofessional use of partial intelligence information. As Americans, we find ourselves hoping that, if you indeed have more conclusive evidence, you will find a way to make it public without further delay. In charging Russia with being directly or indirectly responsible, Secretary of State John Kerry has been particularly definitive. Not so the evidence. His statements seem premature and bear earmarks of an attempt to “poison the jury pool.”

Painting Russia Black

We see an eerie resemblance to an earlier exercise in U.S. “public diplomacy” from which valuable lessons can be learned by those more interested in the truth than in exploiting tragic incidents for propaganda advantage. We refer to the behavior of the Reagan administration in the immediate aftermath of the shoot-down of Korean Airlines Flight 007 over Siberia on August 30, 1983. We sketch out below a short summary of that tragic affair, since we suspect you have not been adequately briefed on it. The parallels will be obvious to you.

An advantage of our long tenure as intelligence officers is that we remember what we have witnessed first hand; seldom do we forget key events in which we played an analyst or other role. To put it another way, most of us “know exactly where we were” when a Soviet fighter aircraft shot down Korean Airlines passenger flight 007 over Siberia on August 30, 1983, over 30 years ago. At the time, we were intelligence officers on “active duty.” You were 21; many of those around you today were still younger.

Thus, it seems possible that you may be learning how the KAL007 affair went down, so to speak, for the first time; that you may now become more aware of the serious implications for U.S.-Russian relations regarding how the downing of Flight 17 goes down; and that you will come to see merit in preventing ties with Moscow from falling into a state of complete disrepair. In our view, the strategic danger here dwarfs all other considerations.

Hours after the tragic shoot-down on August 30, 1983, the Reagan administration used its very accomplished propaganda machine to twist the available intelligence on Soviet culpability for the killing of all 269 people aboard KAL007. The airliner was shot down after it strayed hundreds of miles off course and penetrated Russia’s airspace over sensitive military facilities in Kamchatka and Sakhalin Island. The Soviet pilot tried to signal the plane to land, but the KAL pilots did not respond to the repeated warnings. Amid confusion about the plane’s identity – a U.S. spy plane had been in the vicinity hours earlier – Soviet ground control ordered the pilot to fire.

The Soviets soon realized they had made a horrendous mistake. U.S. intelligence also knew from sensitive intercepts that the tragedy had resulted from a blunder, not from a willful act of murder (much as on July 3, 1988, the USS Vincennes shot down an Iranian civilian airliner over the Persian Gulf, killing 290 people, an act which President Ronald Reagan dismissively explained as an “understandable accident”).

To make the very blackest case against Moscow for shooting down the KAL airliner, the Reagan administration suppressed exculpatory evidence from U.S. electronic intercepts. Washington’s mantra became “Moscow’s deliberate downing of a civilian passenger plane.” Newsweek ran a cover emblazoned with the headline “Murder in the Sky.” (Apparently, not much has changed; Time’s cover this week features “Cold War II” and “Putin’s dangerous game.” The cover story by Simon Shuster, “In Russia, Crime Without Punishment,” would merit an A-plus in William Randolph Hearst’s course “Yellow Journalism 101.”)

When KAL007 was shot down, Alvin A. Snyder, director of the U.S. Information Agency’s television and film division, was enlisted in a concerted effort to “heap as much abuse on the Soviet Union as possible,” as Snyder writes in his 1995 book, “Warriors of Disinformation.”

He and his colleagues also earned an A-plus for bringing the “mainstream media” along. For example, ABC’s Ted Koppel noted with patriotic pride, “This has been one of those occasions when there is very little difference between what is churned out by the U.S. government propaganda organs and by the commercial broadcasting networks.”

“Fixing” the Intelligence Around the Policy

“The perception we wanted to convey was that the Soviet Union had cold-bloodedly carried out a barbaric act,” wrote Snyder, adding that the Reagan administration went so far as to present a doctored transcript of the intercepts to the United Nations Security Council on September 6, 1983.

Only a decade later, when Snyder saw the complete transcripts — including the portions that the Reagan administration had hidden — would he fully realize how many of the central elements of the U.S. presentation were false.

The intercepts showed that the Soviet fighter pilot believed he was pursuing a U.S. spy aircraft and that he was having trouble in the dark identifying the plane. Per instructions from ground control, the pilot had circled the KAL airliner and tilted his wings to order the aircraft to land. The pilot said he fired warning shots, as well. This information “was not on the tape we were provided,” Snyder wrote.

It became abundantly clear to Snyder that, in smearing the Soviets, the Reagan administration had presented false accusations to the United Nations, as well as to the people of the United States and the world. In his book, Snyder acknowledged his own role in the deception, but drew a cynical conclusion. He wrote, “The moral of the story is that all governments, including our own, lie when it suits their purposes. The key is to lie first.”

The tortured attempts by your administration and stenographers in the media to blame Russia for the downing of Flight 17, together with John Kerry’s unenviable record for credibility, lead us to the reluctant conclusion that the syndrome Snyder describes may also be at work in your own administration; that is, that an ethos of “getting your own lie out first” has replaced “ye shall know the truth.” At a minimum, we believe Secretary Kerry displayed unseemly haste in his determination to be first out of the starting gate.

Both Sides Cannot Be Telling the Truth

We have always taken pride in not shooting from the hip, but rather in doing intelligence analysis that is evidence-based. The evidence released to date does not bear close scrutiny; it does not permit a judgment as to which side is lying about the shoot-down of Flight 17. Our entire professional experience would incline us to suspect the Russians – almost instinctively. Our more recent experience, particularly observing Secretary Kerry injudiciousness in latching onto one spurious report after another as “evidence,” has gone a long way toward balancing our earlier predispositions.

It seems that whenever Kerry does cite supposed “evidence” that can be checked – like the forged anti-Semitic fliers distributed in eastern Ukraine or the photos of alleged Russian special forces soldiers who allegedly slipped into Ukraine – the “proof” goes “poof” as Kerry once said in a different context. Still, these misrepresentations seem small peccadillos compared with bigger whoppers like the claim Kerry made on August 30, 2013, no fewer than 35 times, that “we know” the government of Bashar al-Assad was responsible for the chemical incidents near Damascus nine days before.

On September 3, 2013 – following your decision to call off the attack on Syria in order to await Congressional authorization – Kerry was still pushing for an attack in testimony before a thoroughly sympathetic Senate Foreign Affairs Committee. On the following day Kerry drew highly unusual personal criticism from President Putin, who said: “He is lying, and he knows he is lying. It is sad.”

Equally serious, during the first week of September 2013, as you and President Vladimir Putin were putting the final touches to the deal whereby Syrian chemical weapons would be given up for destruction, John Kerry said something that puzzles us to this day. On September 9, 2013, Kerry was in London, still promoting a U.S. attack on Syria for having crossed the “Red Line” you had set against Syria’s using chemical weapons.

At a formal press conference, Kerry abruptly dismissed the possibility that Bashar al-Assad would ever give up his chemical weapons, saying, “He isn’t about to do that; it can’t be done.” Just a few hours later, the Russians and Syrians announced Syria’s agreement to do precisely what Kerry had ruled out as impossible. You sent him back to Geneva to sign the agreement, and it was formally concluded on September 14.

Regarding the Malaysia Airlines shoot-down of July 17, we believe Kerry has typically rushed to judgment and that his incredible record for credibility poses a huge disadvantage in the diplomatic and propaganda maneuvering vis-a-vis Russia. We suggest you call a halt to this misbegotten “public diplomacy” offensive. If, however, you decide to press on anyway, we suggest you try to find a less tarnished statesman or woman.

A Choice Between Two

If the intelligence on the shoot-down is as weak as it appears judging from the fuzzy scraps that have been released, we strongly suggest you call off the propaganda war and await the findings of those charged with investigating the shoot-down. If, on the other hand, your administration has more concrete, probative intelligence, we strongly suggest that you consider approving it for release, even if there may be some risk of damage to “sources and methods.” Too often this consideration is used to prevent information from entering the public domain where, as in this case, it belongs.

There have been critical junctures in the past in which presidents have recognized the need to waive secrecy in order to show what one might call “a decent respect for the opinions of mankind” or even to justify military action.

As senior CIA veteran Milton Bearden has put it, there are occasions when more damage is done to U.S. national security by “protecting” sources and methods than by revealing them. For instance, Bearden noted that Ronald Reagan exposed a sensitive intelligence source in showing a skeptical world the reason for the U.S. attack on Libya in retaliation for the April 5, 1986 bombing at the La Belle Disco in West Berlin. That bombing killed two U.S. servicemen and a Turkish woman, and injured over 200 people, including 79 U.S. servicemen.

Intercepted messages between Tripoli and agents in Europe made it clear that Libya was behind the attack. Here’s an excerpt: “At 1:30 in the morning one of the acts was carried out with success, without leaving a trace behind.”

Ten days after the bombing the U.S. retaliated, sending over 60 Air Force fighters to strike the Libyan capital of Tripoli and the city of Benghazi. The operation was widely seen as an attempt to kill Colonel Muammar Gaddafi, who survived, but his adopted 15-month-old daughter was killed in the bombing, along with at least 15 other civilians.

Three decades ago, there was more shame attached to the killing of children. As world abhorrence grew after the U.S. bombing strikes, the Reagan administration produced the intercepted, decoded message sent by the Libyan Peoples Bureau in East Berlin acknowledging the “success” of the attack on the disco, and adding the ironically inaccurate boast “without leaving a trace behind.”

The Reagan administration made the decision to give up a highly sensitive intelligence source, its ability to intercept and decipher Libyan communications. But once the rest of the world absorbed this evidence, international grumbling subsided and many considered the retaliation against Tripoli justified.

If You’ve Got the Goods…

If the U.S. has more convincing evidence than what has so far been adduced concerning responsibility for shooting down Flight 17, we believe it would be best to find a way to make that intelligence public – even at the risk of compromising “sources and methods.” Moreover, we suggest you instruct your subordinates not to cheapen U.S. credibility by releasing key information via social media like Twitter and Facebook.

The reputation of the messenger for credibility is also key in this area of “public diplomacy.” As is by now clear to you, in our view Secretary Kerry is more liability than asset in this regard. Similarly, with regard to Director of National Intelligence James Clapper, his March 12, 2013 Congressional testimony under oath to what he later admitted were “clearly erroneous” things regarding NSA collection should disqualify him. Clapper should be kept at far remove from the Flight 17 affair.

What is needed, if you’ve got the goods, is an Interagency Intelligence Assessment – the genre used in the past to lay out the intelligence. We are hearing indirectly from some of our former colleagues that what Secretary Kerry is peddling does not square with the real intelligence. Such was the case late last August, when Kerry created a unique vehicle he called a “Government (not Intelligence) Assessment” blaming, with no verifiable evidence, Bashar al-Assad for the chemical attacks near Damascus, as honest intelligence analysts refused to go along and, instead, held their noses.

We believe you need to seek out honest intelligence analysts now and hear them out. Then, you may be persuaded to take steps to curb the risk that relations with Russia might escalate from “Cold War II” into an armed confrontation. In all candor, we see little reason to believe that Secretary Kerry and your other advisers appreciate the enormity of that danger.

In our most recent (May 4) memorandum to you, Mr. President, we cautioned that if the U.S. wished “to stop a bloody civil war between east and west Ukraine and avert Russian military intervention in eastern Ukraine, you may be able to do so before the violence hurtles completely out of control.” On July 18, you joined the top leaders of Germany, France, and Russia in calling for an immediate ceasefire. Most informed observers believe you have it in your power to get Ukrainian leaders to agree. The longer Kiev continues its offensive against separatists in eastern Ukraine, the more such U.S. statements appear hypocritical.

We reiterate our recommendations of May 4, that you remove the seeds of this confrontation by publicly disavowing any wish to incorporate Ukraine into NATO and that you make it clear that you are prepared to meet personally with Russian President Putin without delay to discuss ways to defuse the crisis and recognize the legitimate interests of the various parties. The suggestion of an early summit got extraordinary resonance in controlled and independent Russian media. Not so in “mainstream” media in the U.S. Nor did we hear back from you.

The courtesy of a reply is requested.

Prepared by VIPS Steering Group
  • William Binney, former Technical Director, World Geopolitical & Military Analysis, NSA; co-founder, SIGINT Automation Research Center (ret.)
  • Larry Johnson, CIA & State Department (ret.)
  • Edward Loomis, NSA, Cryptologic Computer Scientist (ret.)
  • David MacMichael, National Intelligence Council (ret.)
  • Ray McGovern, former US Army infantry/intelligence officer & CIA analyst (ret.)
  • Elizabeth Murray, Deputy National Intelligence Officer for Middle East (ret.)
  • Todd E. Pierce, MAJ, US Army Judge Advocate (Ret.)
  • Coleen Rowley, Division Counsel & Special Agent, FBI (ret.)
  • Peter Van Buren, U.S. Department of State, Foreign Service Officer (ret.)
  • Ann Wright, Col., US Army (ret.); Foreign Service Officer (resigned)

Quelle: http://consortiumnews.com/


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