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Sechs Stunden sind genug

Venezuela: Die tägliche Arbeitszeit wird verkürzt

Von André Scheer *

Noch in diesem Jahr soll die tägliche Arbeitszeit in Venezuela von acht auf sechs Stunden verkürzt werden. Das kündigte Arbeitsminister Roberto Hernández am Mittwoch (15. Oktober) gegenüber den Medien an. Sein Ministerium bereite gegenwärtig einige Änderungen im Arbeitsgesetz vor, die noch vor Jahresende der Nationalversammlung vorgelegt und beschlossen werden sollen.

Die Verkürzung der Arbeitszeit war bereits im Rahmen der im vergangenen Dezember bei einer Volksabstimmung knapp abgelehnten Reform der venezolanischen Verfassung vorgesehen gewesen. Damals hatte die Regierung auch ausdrücklich betont, daß die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich erfolgen werde.

Zugleich kündigte der Minister schärfere Sanktionen für Verletzungen des Arbeitsrechts durch Unternehmer an. Die bislang im Gesetz vorgesehenen Strafen für arbeitsrechtliche Verstöße wie ungerechtfertigte Entlassungen seien »einfach lachhaft«, so der Minister. Damit griff er Forderungen der Gewerkschaften auf, die in der Vergangenheit kritisiert hatten, daß viele Unternehmer lieber die geringen Strafen bezahlen, als unrechtmäßig entlassene Beschäftigte wieder einzustellen.

Auch die Frage der von Subunternehmen beschäftigten Arbeiter soll in der Reform behandelt werden. Bislang werden in zahlreichen Firmen offiziell bei Drittfirmen angestellte Arbeiter beschäftigt, die nicht in den Genuß aller im Unternehmen geltenden Vergünstigungen kommen und oft auch deutlich weniger verdienen als ihre festangestellten Kollegen. Die venezolanische Regierung hat mehrfach angekündigt, diese Situation im Sinne der Arbeiter lösen zu wollen und den Grundsatz gleicher Lohn für gleiche Arbeit durchzusetzen.

Im kommenden Jahr soll dann eine grundlegende Überarbeitung des Arbeitsgesetzes angegangen werden, so der Minister. Die Zeit sei aber zu knapp, um die dafür notwendige umfassende Diskussion noch in diesem Jahr abzuschließen.

* Aus: junge Welt, 17. Oktober 2008


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