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Jubel in Caracas

Venezuelas Präsident Hugo Chávez kehrt überraschend nach Hause zurück. Freudenfeiern in der Hauptstadt. Fidel Castro schickt Grüße

Von Modaira Rubio, Barinas *

Völlig überraschend ist Venezuelas Präsident Hugo Chávez am frühen Montag morgen in seine Heimat zurückgekehrt. Er selbst teilte seine Ankunft über den Internetdienst Twitter mit und überrumpelte damit auch die staatlichen Medien: »Wir sind wieder im venezolanischen Heimatland angekommen. Danke, mein Gott! Danke, geliebtes Volk! Hier werden wir die Behandlung fortsetzen.« Erst fast eine Stunde später bestätigte Vizepräsident Nicolás Maduro telefonisch in einer eilig gestarteten und vom freudestrahlenden Informationsminister Ernesto Villegas moderierten Sondersendung des staatlichen Fernsehens VTV die Nachricht. Chávez sei um 2.30 Uhr Ortszeit gelandet und vom Flughafen in des Militärkrankenhaus »Dr. Carlos Arvelo« in Caracas gebracht worden, um dort weiter behandelt zu werden. Wie eine Krankenschwester des Hospitals im Gespräch mit Journalisten sagte, konnte der Staatschef selbst in das Gebäude laufen. »Es ist das zweite Mal, daß ich Präsident Chávez hierher ins Militärkrankenhaus kommen sehe«, sagte Dubraska Mora gegenüber VTV. »Unser Präsident kam stark und tapfer zu Fuß. Er kam weder auf einer Krankentrage noch in einem Rollstuhl, sondern zu Fuß.« Er habe auch keine Atemwegskanüle mehr gehabt, von der am vergangenen Freitag noch die Rede gewesen war, als die Regierung erstmals aktuelle Fotos des Staatschefs veröffentlicht hatte.

Maduro dankte für die Unterstützung der großen Mehrheit des venezolanischen Volkes und erklärte, der beste Weg, die Freude auszudrücken, sei, die Arbeit zu verstärken, um das Land voranzubringen. Trotzdem versammelten sich am Militärkrankenhaus nahe dem Viertel San Juan de Caracas im Westen der Hauptstadt spontan Hunderte Menschen, so daß hochrangige Regierungsvertreter die Menschen aufriefen, die Feiern ein wenig einzuschränken, da die Zufahrtswege zum Krankenhaus freibleiben müßten und die Patienten Ruhe bräuchten. Zugleich füllte sich die zentral gelegene Plaza Bolívar mit Menschen, die rote und venezolanische Fahnen schwenkten und sangen. Viele hatten Tränen in den Augen.

Kurz darauf veröffentlichte das Internetportal Cubadebate einen auf Sonntag datierten Brief des früheren kubanischen Präsidenten Fidel Castro an seinen Freund Hugo Chávez aus Anlaß von dessen Rückkehr. Diese habe »mit großer Diskretion gehandhabt werden« müssen, »um den faschistischen Gruppen keine Gelegenheit zu geben, ihre zynischen Aktionen gegen den revolutionären bolivarischen Prozeß zu planen«, so Castro. Er dankte Chávez für die Unterstützung, die dessen Regierung Havanna in den vergangenen Jahren geleistet hat: »Als das sozialistische Lager zusammenbrach und sich die Sowjetunion auflöste, nahm sich der Imperialismus vor, die Kubanische Revolution mit dem scharfen Dolch seiner Blockade im Blut zu ertränken. Venezuela, ein relativ kleines Land im zersplitterten Amerika, war in der Lage, das zu verhindern.«

Auch Venezuelas Parlamentspräsident Diosdado Cabello räumte ein, daß die Heimkehr des Staatschefs von langer Hand geplant worden war. Sein eigener Flug nach Havanna in der vergangenen Woche habe dazu gedient, die Details der Reise abzuklären, sagte er VTV. Demgegenüber wurde die Opposition von der Rückkehr des Präsidenten kalt erwischt und flüchtete sich in sarkastische Kommentare.

* Aus: junge Welt, Dienstag, 19. Februar 2013


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