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Die Versprühung dioxinhaltiger Herbizide durch die US-Streitkräfte in Vietnam ...

... und das politische Engagement gegen den Vietnam-Krieg

Von Stefan Kühner *

In keinem anderen Krieg hat eine in den Kämpfen stehende Armee das Territorium des Gegners so geplant und so großflächig zerstört wie im Krieg, den die USA zwischen 1960 und 1975 gegen Vietnam führten. Mit dem Ein-satz chemischer Substanzen und der systematischen Bombardierung der Deichsysteme verfolgte die US-Regierung das Ziel, die Lebensräume der Bevölkerung zu verwüsten und ihr durch die Vernichtung der Reisanbauflä-chen die Nahrungsmittelbasis zu nehmen. Die Chemikalien, die über weite Teile Südvietnams versprüht wurden, waren Pflanzenvernichtungsmittel und sollten den Urwald entlauben, in dem die US-Militärs die Aktions- und Rückzuggebiete der vietnamesischen Befreiungskräfte vermuteten. Außer-dem sollten die Sprühaktionen die Reis- und Obstkulturen der Bevölkerung vernichten, weil diese die Befreiungskräfte unterstützten. Auch wenn militä-risch gesehen dieses Ziel nicht erreicht wurde, so hatte die chemische Kriegs-führung in Vietnam Auswirkungen, die weit über die kurzfristigen Ziele hinausgingen. Bereits sehr schnell nach den ersten Sprüheinsätzen stellte sich heraus, dass nicht nur die Pflanzen abstarben, sondern auch die Menschen, die mit dem Gift in Berührung kamen, schwer erkrankten. Besonders fürch-terlich sind die Langzeitwirkungen der versprühten Chemikalien.

Der völkerrechtswidrige Einsatz chemischer Waffen und das menschliche Elend, das diese Chemikalien langfristig bewirken, empören viele Menschen in den USA und in Europa bis heute. Der Hamburger Arzt Kalle Fabig beließ es nicht bei einer emotionalen Empörung. Als Mediziner und Wissenschaftler untersuchte er zusammen mit Kollegen aus Vietnam und aller Welt die Aus-wirkungen der von den USA eingesetzten Gifte. In zahlreichen Veröffentli-chungen und auf internationalen Kongressen klärte er die über Krankheitsbil-der und ihre Ursachen auf. Bis zuletzt unterstützte er insbesondere die vietnamesischen Institutionen sowie die internationalen Organisationen, die Hilfe für die noch lebenden Opfer verlangen und Gerechtigkeit für die Be-troffenen einfordern.

Vietnam im Würgegriff Frankreichs und der USA

Vietnam hat eine alte Geschichte. Die ältesten Hinweise auf Menschen in der Region am südchinesischen Meer sind zirka 5 000 Jahre alt. Lange Zeit stand die Region unter der Hegemonie Chinas. Das „Land des Südens“ (NAM VIET) wurde 111 v. Chr. eine Provinz Chinas, um die bestehenden Autonomiebestrebungen der Region unter Kontrolle zu halten. Erst im 9. Jahrhundert n. Chr. konnten die vietnamesische Feudalherren die Eindring-linge vertreiben. Eine besondere Rolle spielen in der ganz auf die Landwirt-schaft ausgerichteten Ökonomie Vietnams die Bauern. Ihr Stolz und Selbst-bewusstsein prägten Vietnam über Jahrtausende. Im 15. und vor allem im 18 Jahrhundert stellen sich die Bauern immer wieder gegen die Feudalherren. (Giesenfeld 1988)

1885 brachte Frankreich Vietnam als Kolonie unter seine Macht. Das Land wurde, wie andere Kolonien auch, systematisch ausgeplündert. Erster Widerstand regte sich schon bald in den Kohlegruben im Norden bei Hong Gai und auf den Plantagen des Landes, der von den französischen Kolonial-truppen aber stets mit brutaler Gewalt niedergeschlagen wurde. 1940, als Frankreich vom faschistischen Deutschland überrannt wurde, musste es aus seiner Position als Kolonialmacht in Vietnam zurückweichen. Japan bemächtigte sich vorübergehend des Landes. Am 02. 09. 1945 proklamiert Ho Chi Minh in Hanoi vor Tausenden jubelnden Menschen die Demokratische Re-publik Vietnam (DRV).

Mit dem Ende des 2. Weltkrieges trat allerdings auch Frankreich wieder als Kolonialmacht an. Bereits wenige Tage nach der Proklamation der Unabhängigkeit Vietnams landete, unterstützt durch britische „Ordnungstruppen“, ein französisches Expeditionskorps in Saigon. Bis 1950 tobte ein erbitterter Ko-lonialkrieg. Die Befreiungsbewegung Vietnams, der Viet Minh, hatte zu diesem Zeitpunkt eine eigene gut organisierte Volksarmee für die DRV auf-gebaut, die technisch von China unterstützt wurde. Aber auch in allen ande-ren Teilen des Landes lieferten die Volksarmee und die Befreiungskräfte den französischen Truppen sowie der von Frankreich unterhaltenen Fremdenlegi-on heftigen Widerstand. Auf der Seite Frankreichs standen die Truppen der Saigoner Marionettenregierung, die im September 1949 unter dem ehemali-gen vietnamesischen Kaiser Bao Dai durch Frankreich installiert worden war. 1954 besiegten die Viet Minh Frankreichs Kolonialarmee in Dien Bien Phu.

Auf der Genfer Indochinakonferenz von 1954 wurde entschieden, die Streitkräfte der Saigoner Regierung und der DRV in zwei Zonen nördlich und südlich des 17. Breitengrades zu trennen. Auf politischer Ebene erkannten die Vereinbarungen die Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale Unabhän-gigkeit der Länder Indochinas, Laos, Kambodscha und Vietnam, an. Die Demarkationslinie entlang des 17. Breitengrades sollte keine politische Gren-ze sein. Spätestens im Juli 1956 sollten allgemeine, geheime und freie Wahlen Vietnam eine vereinigte Regierung bringen. Die USA haben dies verhindert.

Bereits seit Anfang der 50er Jahre verstärkte die US-Regierung ihre Ein-flussnahme in dieser Region in Südostasien, um auch dort ihre Vormachtspo-sitionen zu sichern. Mit riesigen Finanz- und Waffenhilfen unterstützen die USA die französischen Expeditionsarmeen in Indochina. 1953 finanzierten die USA 60 % der Kosten für die französischen Kolonialtruppen in Höhe von 385 Millionen Dollar. (Nguyen 1999) Amerikanische Politiker, unter ihnen Außenminister John Foster Dulles und Richard Nixon, waren außerdem di-rekt an der Ausarbeitung der französischen Militärstrategie beteiligt. Im Juni 1954, während in Genf noch verhandelt wurde, wurde der Antikommunist und Katholik Ngo Dinh Diem, der in den USA vom CIA ausgebildet worden war, als Chef der Saigoner Regierung installiert.

Ab 1956 bauen die USA trotz Proteste der „internationalen Kontrollkom-mission zur Überwachung des Genfer Abkommens“ systematisch ihre Prä-senz in Südvietnam aus. Militärberater halten Einzug in Saigon und kurz darauf werden auch Waffen geliefert.

Warum die USA so aggressiv gegen die DRV auftraten, lag in der politi-schen Orientierung der DRV. Die Regierung unter Ho Chi Minh war siegreich aus dem Antikolonialkrieg gegen Frankreich hervorgegangen. Die auf nationale Unabhängigkeit und soziale Gerechtigkeit (Sozialismus) ausgerich-tete Politik der Viet Minh wurde in der politischen Phase des kalten Krieges von den USA massiv bekämpft. Robert McNamara, der zwischen 1961 und 1968 US-Verteidigungsminister war und den Krieg gegen Vietnam bis zur Spitze eskalierte, schrieb: „Als John F. Kennedy 1961 Präsident wurde, stan-den wir [...] einer Krise in Südostasien gegenüber, hatten aber nur geringe Kenntnisse, wenig Erfahrungen und gingen von vereinfachenden Annahmen aus [...]. Mit unseren Entscheidungen Vietnam betreffend legten wir uns auf eine Politik für eine Region fest, die terra incognita war“. (McNamara 1996, 51, 55) Die „vereinfachenden Annahmen“ waren der blinde Antikommunis-mus und die abstruse Domino-Theorie von Ex-Präsident Truman, nach der alle Staaten in Süd- und Südostasien in den Kommunismus fallen würden, wenn erst ein erster Dominostein – Vietnam – kippen würde. Nur Ignoranz und politische Verblendung allein waren es aber nicht. Der Antikommunis-mus ging einher mit den Interessen von Militär und Großindustrie in den USA. Es waren geostrategische Überlegungen, „die Hand, die sich nach allen Rohstoffreserven ausstreckt“ sowie die Sicherung von Absatzmärkten, die den Antikommunismus anheizten.

Die Front zur Befreiung Vietnams

Das Diem-Regime geriet jedoch schon sehr bald in Widerspruch zu breiten Teilen der Bevölkerung. Der Antikommunismus Diems führte zu einer brutalen Unterdrückung jeglicher Opposition einschließlich der Gruppierun-gen, die für freie Wahlen gemäß des Genfer Abkommens eintraten. Außer-dem konnte Diem für breite Teile der Bauern keine wirtschaftliche Perspekti-ve bieten. Die alten Großgrundbesitzer erhielten das Land zurück. Als Diem 1956 daran ging, die Bauern massenweise in militärisch überwachte Agrar-dörfer, so genannte „strategische Wehrdörfer“, zu deportieren, wuchs der Widerstand stetig an. Im Dezember 1960 gründete sich die Nationale Be-freiungsfront (FNL). Die FNL setzte sich aus zahlreichen Parteien und Vereinigungen zusammen, mit dem Ziel der Einhaltung des Genfer Indochina-Ab-kommens, der Durchführung freier Wahlen und der Befreiung von ausländischer Unterdrückung. Die Befreiungsbewegung ist in der bäuerlichen und ländlichen Bevölkerung Südvietnams fest verwurzelt. Diem kann den Widerstand der FNL und der aus ihr hervorgegangenen Partisanengruppen, die aktiv gegen die Unterdrückung kämpfen, trotz massiver US-Unterstützung nicht eindämmen. Auch die Nachfolger Diems, der 1963 mit Billigung des CIA ermordet wird, schaffen es nicht, die FNL zurückzudrängen; diese beginnt in einzelnen Gebieten Südvietnams, den befreiten Zonen, autonome Verwaltungen aufzubauen.

Operation „Ranch Hand“ oder die Besprühung eines Landes mit Herbiziden

Der hohe Grad der Unterstützung der Bevölkerung sowie die Aktionen der Befreiungsfront in den ländlichen Regionen stellten die Saigoner Armee und die Militärberater vor bislang unbekannte Herausforderungen, auf die sie mit blanker Gewalt und chemischer Kriegsführung antworteten.

Bereits im November 1961 schickte US Präsident John F. Kennedy seinen Vizepräsidenten Lyndon B. Johnson nach Saigon, um mit der südvietnamesi-schen Regierung Diem über die Ausweitung der amerikanischen Militärhilfe zu verhandeln. Eins der Ergebnisse war ein militärisches Entwicklungs- und Testzentrum in Vietnam unter Federführung des Pentagon. Es hatte das Ziel, neue Methoden und Waffen für die Bekämpfung von Aufständischen zu entwickeln. Eine der ersten Aufgaben bestand darin herauszufinden, wie weit Pflanzenvertilgungsmittel (Herbizide) als Mittel zur Kriegsführung taugen. (Jaeggi 2000) Der Einsatz chemischer Kampfmittel wurde bereits 1907 in der Haager Konvention (Haager Landkriegsordnung) verurteilt. Obwohl auch die USA diese Vereinbarung unterschrieben haben, segnete Präsident Kennedy im November 1961 ein Programm ab, das unter dem zynischen Decknamen „Operation Ranch Hand“ in die Geschichte einging.

„Ranch Hand“ (Erntehelfer) war ein Programm, das gleichzeitig mehrere Ziele verfolgte:

Entlaubung des Dschungels: Durch die Entlaubungsmittel sollte den Kämpfern der Befreiungsfront die Deckung der dichten Vegetation des Dschungels genommen werden, um sie anschließend durch Luftangriffe per Hubschrauber und Bodentruppen besser bekämpfen zu können. Weite Teile des tropischen Regenwaldes wurden zwischen 1961 und 1969 mehrfach mit Herbiziden besprüht und nachfolgend mit Napalm in Brand gesteckt. Beson-ders betroffen waren nach 1965 die Grenzregion zwischen Vietnam und Laos, durch die der so genannte Ho Chi Minh Pfad führte. Über das weit verzweigte Netz von Straßen und Pfaden rollte der Nachschub an Waffen und Verpflegung für die im Süden Vietnams kämpfenden Soldaten der Befrei-ungsfront.

Zerstörung der Reisernte und anderer Nahrungsquellen: Die systematische Zerstörung von Feldfrüchten gehörte zu den Hauptzielen des Chemiewaffen- Einsatzes. Hauptsächlich konzentrierte sich die Ausbringung von Herbiziden auf die Reisfelder. Betroffen waren aber auch Kokosplantagen und der Ge-müseanbau. Indirekt wirkte sich der Gifteinsatz drüber hinaus auf den Fisch-fang aus. Die Zerstörung der Ernte sollte die Bevölkerung und vor allem die Befreiungskämpfer in den Hunger und somit zur Aufgabe des Befreiungs-kampfes zwingen. Eine Absicht bestand darüber hinaus darin, die Unterstüt-zung der Bevölkerung für die FNL aufzubrechen, indem die Schuld an der Zerstörung der Ernte der FNL zugeordnet wird.

Zerstörung der Gesundheit der Menschen: Auch wenn die US-Regierung und die Militärführung nicht über alle Wirkungen des Giftes auf Tiere und Menschen in der vollen Konsequenz Bescheid wussten, so wurde doch billi-gend in Kauf genommen, dass Menschen erkrankten und damit nicht mehr in der Lage waren zu kämpfen.

Zerstörung der Sozialstrukturen: Durch die Zerstörung der Ackerböden durch den Gifteinsatz sollten die Bauern gezwungen werden, das Land zu verlassen und in die Städte bzw. die strategischen Wehrdörfer zu ziehen. Dort wurde ihnen staatliche Unterstützung durch Lebensmittel versprochen, was allerdings häufig nur dann eingehalten wurde, wenn sich die Söhne der Fami-lie für den Dienst in der Armee der Saigoner Marionettenregierung rekrutieren ließen. Die Umsiedelung von Bauernfamilien diente dem Zweck, die traditio-nellen sozialen Strukturen des Dorfes aufzubrechen, in denen die Unterstüt-zung des Befreiungskampfes fest verankert war. Zwischen 1961 und 1963 wurden zirka 8 Millionen Menschen im Rahmen des Wehrdörferprogramms aus ihren Dörfern entfernt. Auch Angehörige der nationalen Minderheiten waren von diesem Maßnahmen betroffen. Das in den USA entwickelte und in Südvietnam durchgeführte Programm der Wehrdörfer veränderte die Gesellschaftsstrukturen in Vietnam nachdrücklich. Vor allem die groß ange-legten Bombardierungen und die chemischen Entlaubungen hatten viele Dörfer völlig zerstört und die Felder verwüstet. Millionen Menschen flohen aus ihren Dörfern in die Städte. Lebten 1960 15 % der Bevölkerung Südvietnams in Städten, so waren es 1969 bereits 50 % und 1972 65 % der Bevölkerung. (Übersee-Museum Bremen 1983)

Der chemische Krieg in Vietnam entrüstet die Welt

Von Beginn der Sprüheinsätze an gab es Berichte über die Aktivitäten und die Auswirkungen von Agent Orange auf Menschen, Tiere und die Pflanzen-welt. Proteste gegen die biochemische Kriegsführung gab es in den USA schon unmittelbar nach ihrem Start – vor allem von Wissenschaftlern. Für die internationale Bewegung gegen den Vietnamkrieg und die Solidaritätsbewe-gung mit Vietnam waren der Bombenterror der USA gegen die DRV sowie die Gewaltorgien der US-Bodentruppen in Südvietnam anfangs allerdings noch der augenfälligste Anlass für ihre Protestaktionen. Das ganze Ausmaß der chemischen Kriegsführung sowie der Toxizität von Agent Orange und der anderen versprühten Substanzen drang erst allmählich in das Bewusstsein der Vietnam Friedens- und Solidaritätsbewegung. Kalle Fabig und die Freundschaftsgesellschaft Vietnam haben Anfang der 80er Jahre einen ent-scheidenden Beitrag dazu geleistet, dass diese Verbrechen der USA in Deutschland bekannt wurden. Bis zu seinem Tod hat Kalle Fabig sich mit den Auswirkungen von Agent Orange befasst und dazu aufgerufen, die Opfer zu unterstützen und ihnen Gerechtigkeit zuteil werden zu lassen.

Wissenschaftler alarmieren

Die ersten Berichte über den Einsatz von Herbiziden erschienen bereits unmittelbar nach dem Beginn der Sprühaktionen. Am 27. 11. 1961 berichtete die amerikanische Zeitschrift Newsweek, dass „amerikanische Spezialisten in Südvietnam den vietnamesischen Fliegern die Methode beibrächten, welche die Reisfelder gelb werden lässt und die Ernten sofort vernichtet“. Laut New York Times vom 22. 01. 1962 „bestreuen amerikanische Flugzeuge den Urwald mit chemischen Produkten“. Life vom 09. 04. 1962 sowie La Tribune des Nations vom 09. 03. 1962 bestätigen diese Aussage und erläutern, dass es sich bei diesen Chemikalien um 2,4-D und 2,4,5-T handelt. Diese Substanzen entblättern und zerstören aber nicht nur die Kulturen, sondern rufen auch sehr ernste Störungen bei Mensch und Tier hervor. Der amerikanische Biologe John T. Edsall weist in einem Brief an die US-Armee darauf hin, dass die Wirkung dieser Produkte bei Kindern und alten Leuten besonders stark ist. (Guignard u. a. o. J.)

Intensiv befasste sich die 14. internationale Pugwash-Konferenz (gegrün-det 1957 von Bertrand Russell) vom 11.-16. April 1965 in Venedig in einer Arbeitsgruppe mit der chemischen und biologischen Kriegsführung. Sie for-derte eine vollständige Ächtung solcher Waffen ähnlich wie bei den Kern-waffen. Die Empfehlungen der Pugwash Konferenz fanden ein weltweites Echo – insbesondere in den USA, wo immer mehr Einzelheiten über die völkerrechtswidrige Form der Kriegsführung in Vietnam in der Öffentlichkeit bekannt wurden. In einem Artikel in der „New York Times“ (NYT) vom 21. 12. 1965 wird berichtet, dass 29 Wissenschaftler unter der Überschrift „Amerikanische Spritzungen vernichten Reis in Vietcong Gebieten“ protes-tieren. Unter den Unterzeichnern befinden sich Angehörige der Harvard-Universität und des Massachusetts Institute of Technology (MIT). In der Diskussion wurde Präsident Johnson aufgefordert, den Gebrauch chemischer und biologischer Waffen durch die Streitkräfte der USA zu untersagen und die Verwendung durch die Südvietnamesen zu unterbinden. Nur wenige Tage später schickte ein Pfarrer, Professor P. J. Riga, einen Lesebrief an die NYT, der am 27. 12. 1967 veröffentlicht wurde. Darin heißt es: „Es gibt einige so verbrecherische Taten, dass man nicht zugleich Christ sein kann, ohne mit ganzer Seele dagegen zu protestieren. Die Behandlung von Reispflanzen durch Flugzeuge der Vereinigten Staaten ist eines dieser Verbrechen […]. Nahrung wird hier nicht zufällig vernichtet. Das Ergebnis besteht darin, dass Tausende von Unschuldigen leiden und sterben müssen.“ (zit. n. Vietnam-ausschuß 1969, 152)

Am 18. Februar 1967 schickten 5 000 Wissenschaftler aus den USA, dar-unter 17 Nobelpreisträger, einen Brief an Präsident Johnson und baten um eine öffentliche Erklärung über die Politik der Regierung hinsichtlich che-misch-biologischer Waffen und ihrer Kontrolle. Unter anderem heißt es in der Resolution: „Die Streitkräfte der USA haben in großem Maßstab mit dem Einsatz chemischer Waffen gegen Kulturpflanzen und nicht-tödlicher Stoffe gegen den Menschen in Vietnam begonnen. Unserer Meinung nach ist damit ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen worden, dessen langfristige Gefah-ren jeden kurzfristigen militärischen Vorteil bei weitem aufwiegen. Der Ein-satz irgendeiner chemisch-biologischen Waffe verringert den Abstand bis zum Einsatz der nächsten.“ (a. a. O., 154f)

Ein breites internationales Echo gab es auch während und nach dem Rus-sell Tribunal zur Untersuchung der Kriegsverbrechen der USA in Vietnam. Es tagte vom 20. 11.-1. 12. 1967 in Stockholm. Dort wurden Berichte mit de-taillierten Informationen über die eingesetzten Chemikalien und die betroffe-nen Gebiete vorgelegt, die die Kriegsverbrechen der USA auf dem Sektor der chemisch-biologischen Kriegsführung nachwiesen. Die Berichte eines japa-nischen Komitees, das in Stockholm über die in Vietnam eingesetzten chemi-schen Waffen berichtete, bestätigten, dass diese Sprühaktionen bei den be-troffenen Menschen schwere Vergiftungserscheinungen hervorriefen. Zeugen bestätigten außerdem, dass nach solchen Sprühaktionen das Vieh verendete und verzehrter Fisch schlimme Vergiftungserscheinungen hervorgerufen hat. (a. a. O., 39ff)

In der Bundesrepublik Deutschland (BRD) fanden diese Berichterstattun-gen und Anklagen in den öffentlichen Medien kaum Beachtung. In einigen Publikationen studentischer Gruppen gab es in den 60er und 70er Jahren allerdings immer wieder Artikel, in denen auf die Rolle der Wissenschaft in der Kriegsforschung hingewiesen wurde. Vor allem an technischen Hoch-schulen spielte dabei auch der Einsatz von Herbiziden der US-Armee in Vietnam eine wichtige Rolle.

Anders war dies in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Dort befasste sich der Vietnam-Ausschuss beim afroasiatischen Solidaritätskomi-tee bereits während der Zeit der Sprühaktionen mit dem Einsatz von Agent Orange, Agent Blue und Agent White. In einer ausführlichen Buchveröffent-lichung von 1969 unter dem Titel „Herbizide in Vietnam“ wird der gesamte Themenkomplex gründlich und umfassend untersucht. Die fast 200 Seiten umfassende Publikation beschreibt als erste deutschsprachige Publikation in sehr verständlicher Form die eingesetzten Mittel, die versprühten Mengen und betroffenen Gebiete sowie ihre Wirkung auf Pflanzen, Menschen und Ökosystem. Leider muss hier erwähnt werden, dass die Quelle kaum mehr erhältlich ist. (a. a. O.)

Vietnamesische Ärzte schildern das Grauen

Das ganze Grauen des Herbizid-Einsatzes erreichte die Vietnam Solidari-tätsbewegung in den Jahren ab 1979, als die ersten Berichte über schwere Missbildungen in Vietnam nach Europa und in die USA gelangten. Die ersten Berichte über die Langzeitauswirkungen von Agent Orange in der Bundesre-publik Deutschland beschreibt Kalle Fabig nach einem Besuch in Vietnam in einer Sonderausgabe des Viet Nam Kurier vom Februar 1980.

Seit Mitte der siebziger Jahre sah sich der international bekannte Chirurg Ton That Tung vermehrt mit Leberkrebs konfrontiert, vor allem bei Men-schen, die während des Krieges im Süden gelebt hatten. Seine systemati-schen Untersuchungen brachten bald noch weitere fürchterliche Folgen der Sprühaktionen ans Licht. In einem Artikel mit dem Titel „Das Problem der mutagenen Effekte bei der zweiten Generation nach der Einwirkung von Pflanzengiften“, der in einer Übersetzung Kalle Fabigs im Viet Nam Kurier erschien, wurden die Untersuchungsergebnisse über Missbildungen bei den Kindern von Paaren dargestellt, bei denen der männliche Partner von der Besprühung mit Agent Orange oder anderen Herbiziden betroffen war. (Ton et al. 1980) Die Bilder von verkrüppelten Kindern und von Föten, die an Wesen aus Gruselfilmen erinnerten, lösten in der Solidaritätsbewegung Ent-setzen aus. Von den Medien der BRD wurden diese Informationen weitge-hend verschwiegen. Vietnam stand in diesen Tagen wieder einmal am anti-kommunistischen Pranger. Die Regierungen der USA und der EG-Länder rächten sich für den Aufbau eines sozialistischen Systems in Vietnam und die Verjagung Pol Pots aus Kambodscha durch Vietnam mit einer Verschärfung des Boykotts gegen das Land.

Weitere erschreckende Fakten aus der medizinischen Praxis brachte die Frauenärztin und Leiterin der gynäkologischen Abteilung der Tu Du Klinik in Ho Chi Minh Stadt, Frau Dr. Nguyen Thi Ngoc Phuong, in die Öffentlichkeit. Ihre bereits oben erwähnten Fotos von missgebildeten Föten und ihre Berichte über Gebärmutterkrebs und andere Frauenkrankheiten belegten schon Anfang der 80er Jahre die fürchterlichen Langzeitfolgen von Agent Orange.

Viel Ignoranz, wenig Aufklärung in Westeuropa

Im Herbst 1983 besuchte Frau Dr. Phuong auf Einladung der Freund-schaftsgesellschaft Vietnam die Bundesrepublik Deutschland. In mehreren Städten besuchte sie Kliniken. Oftmals gelang es aber nur nach erheblichen Schwierigkeiten, Klinikdirektoren zu überzeugen, Frau Dr. Phuong zu emp-fangen. An wissenschaftlichen oder humanitären Kontakten mit vietnamesi-schen Kliniken gab es wenig Interesse. Der Humanismus unterlag seinerzeit dem Antikommunismus. So erlebte ich es selbst hautnah beim Versuch, Ge-spräche mit führenden Ärzten der Frauenklinik der städtischen Kliniken in Karlsruhe zu arrangieren. Kein Interesse! Einen Besuch gab es schließlich bei dem Direktor der pathologischen Abteilung und einigen wenigen vorwiegend sozialdemokratischen Ärztinnen und Ärzten, die sich die Schilderungen ihrer vietnamesischen Kollegin anhörten. Aber es gab in dieser Zeit auch positive Beispiele eines kritischen Journa-lismus, der in puncto Dioxin Zusammenhänge zwischen den Folgen in Viet-nam, Seveso und in Hamburg herstellte, wo u. a. bei der Müllverbrennung über Jahre hinweg hohe Dioxinanteile ausgestoßen wurden. Das politische Fernsehmagazin Monitor sendete im Juni 1984 einen Aufsehen erregenden Bericht über dieses Thema und Der Spiegel griff in seinen Ausgaben 24-26/1984 unter dem Titel „Auffallend diese Parallele mit Seveso“ das Thema auf. Das Magazin berichtete über sehr ähnliche Missbildungen in Vietnam und Hamburg. Auch hier war es wieder Kalle Fabig, der zusammen mit Frau Nguyen Thi Ngoc Phuong entscheidende Fakten für die Berichterstattung lieferte. (Der Spiegel 1984 [Nr. 24], 37-53, [Nr. 25], 62-75, [Nr. 26], 73-85) Die Berichte rüttelten auf – auch wenn das Thema anschließend wieder sehr schnell in die Versenkung geriet. Insbesondere zog in der BRD niemand Konsequenzen aus diesen Berichten, etwa, den Opfern in Vietnam Hilfe anzubieten. Grund genug hätte es, schon aus rein humanitären Gesichtspunkten, gegeben.

Solidarität mit den Agent Orange Opfern

Die Solidaritätsbewegung ließ sich durch die Ignoranz und Böswilligkeit der öffentlichen Meinungsmacher aus Politik und Medien nicht davon abhal-ten, das Thema immer wieder in die Öffentlichkeit zu tragen, zum Beispiel mit lokalen Veranstaltungen und Artikeln im Viet Nam Kurier und der linken Alternativpresse. Kalle Fabig war in dieser Zeit einer der wichtigsten Experten für dieses Thema, der unermüdlich auf die neuen Forschungsergebnisse aus Vietnam und von einigen wenigen international tätigen Wissenschaftlern zurückgriff. Einen wichtigen Beitrag, das Wissen über die Folgen der Agent Orange-Besprühungen in die Öffentlichkeit zu tragen, leistete 1983 das Über-see-Museum in Bremen. Unter seinem Direktor Dr. Herbert Ganslmayr führte das Museum eine zumindest lokal viel beachtete Ausstellung mit dem Titel „Ökologische Folgen eines Krieges z. B. Vietnam“ durch. Auch hier unters-tützte Kalle Fabig das Projekt mit seinem Know-how und seinen wissen-schaftlichen Vorträgen.

Dass das Thema Agent Orange bis heute nicht vergessen ist, liegt an zwei Punkten. Der erste und wesentliche ist, dass die Folgen des Agent Orange- Einsatzes bis heute nicht überwunden sind. Auch 40 Jahre nach den Sprühaktionen leiden die Menschen immer noch an den Spätfolgen, und zwar nicht nur die unmittelbar Betroffenen. Bis heute bringen junge Frauen Kinder zur Welt, die schwere dioxintypische Schädigungen haben.

Der zweite Punkt resultiert aus dem Leiden dieser Menschen – insbeson-dere in Vietnam. Es ist das Mitleid, die Solidarität mit den Opfern und die Wut, dass die Täter bis heute nichts getan haben, um den Opfern zu helfen. Wiedergutmachen lassen sich diese Leiden ja nicht, aber lindern könnte man sie, indem man den Opfern materiellen Schadenersatz zukommen ließe. Noch wichtiger, so sagen die vietnamesischen Hilfsorganisationen, sei es, den Opfern Gerechtigkeit zuteil werden zu lassen. Dies bedeutet anzuerkennen, dass ihre Leiden ihre Ursache in den Sprühaktionen haben.

Ein Gerichtsurteil, das die Welt empört

Die Solidaritätsbewegung gegen das Vergessen geht heute in starkem Ma-ße von Vietnam selbst aus. Der wichtigste Träger der Aktivitäten ist die Or-ganisation „Vietnam Association of Victims of Agent Orange“ (VAVA) (http://www.vava.org.vn) Am 30. 01. 2004 entschlossen sich drei Agent Orange-Opfer, mit Unters-tützung der VAVA eine Sammelklage vor dem US-Bezirksgerichtshof in Brooklyn/NewYork gegen die amerikanischen Hersteller der Herbizide zu erheben. Die Klage richtete sich gegen 36 US-Chemieunternehmen und ande-re, die Hersteller oder Lieferanten von solchen Herbiziden waren. Ziel der Klage war die Zahlung von Schadenersatz für die erlittenen Verletzungen und Beeinträchtigungen. In der Klage stützten sie sich auf internationales Recht und das United States Alien Tort Statute (Gesetz über Schadenersatz für Ausländer). Am 28. Februar 2005 fand eine mündliche Verhandlung unter Leitung des Richters Weinstein statt, in der komplizierte Rechtsfragen erörtert wurden. Am 10. März erließ Richter Weinstein eine 234 Seiten umfassende Entscheidung und lehnte die Aufnahme der Verhandlung über die Klage ab. Das Urteil löste weltweite Empörung aus.

In zahlreichen Zeitungsartikeln wurde im März und April 2005 über die Klage der vietnamesischen Opfer und das Urteil berichtet – auch in Deutsch-land. Vielfach wurden dabei sehr offen und sachlich auch die Schuldigen benannt. Viele Journalisten nahmen sich des Themas erstmals an und recher-chierten über die Hintergründe. So sendete zum Beispiel das Erste Deutsche Fernsehen am 02. August 2006 eine Reportage mit dem Titel „Regen der Vernichtung – Das Erbe des Vietnamkrieges“. Nach der Ausstrahlung der Films sagten spontan vier Chirurgen Hilfe zu. Sie wollen den oft mittellosen Betroffenen in Vietnam medizinisch helfen. Anwälte aus Belgien boten sich an, sie kostenlos juristisch beim Kampf um Wiedergutmachung zu vertreten.

Solidarität konkret

Heute gibt es weltweit Organisationen, die sich der Opfer von Agent Orange annehmen und praktische Solidarität üben. Hier nur eine Handvoll Beispiele von Organisationen und Kampagnen:

Dorf der Freundschaft

George Mizo, ein mit vielen Orden dekorierter Artillerieoffizier der US-Armee, hatte nach zwei Jahren Dienst im Vietnamkrieg begonnen, diesen in Frage zu stellen. Das war 1967. Aber erst ein Schlüsselerlebnis in der Zeit der Tet-Offensive im Jahr 1968, als er als einziger von seiner Einheit einen Angriff überlebte, brachte ihn zu der Einsicht, dass dieser Krieg un-gerechtfertigt, nicht zu gewinnen und somit unmoralisch war. Von diesem Moment an widmete sich Mizo nicht mehr dem Krieg, sondern dem Frieden. Im April des Jahres 1992 traf sich der US-amerikanische Vietnam-Kriegsveteran George Mizo mit Vertretern der Organisation der vietnamesi-schen Kriegsveteranen in Hanoi und besprach mit ihnen seinen Plan, ein Dorf der Freundschaft aufzubauen. Der Plan war, ein Heim für Waisenkinder und ältere behinderte Menschen zu schaffen. Man ging davon aus, dass das Dorf am Ende etwas 250 Kindern und 100 Erwachsenen Platz bieten sollte. Die Baukosten schätzte man auf etwa 2,5 Mio. US $. (Giesenfeld 2005, 7ff) Kriegsveteranen aus den USA, aus Vietnam, Japan, Großbritannien und Frankreich begeisterten sich für diese Idee. Ehemalige Feinde wollten durch ihr Zusammenarbeiten ein „Zeichen des Friedens und der Versöhnung” set-zen. Im Gründungsdokument des Projektes wurde als Ziel vereinbart, durch konkrete Hilfen dazu beizutragen, die „Wunden des Krieges zu heilen”. Kurze Zeit später wurde auf einem ehemaligen Reisfeld in der Nähe der vietna-mesischen Hauptstadt Hanoi mit dem Bau der ersten Wohnhäuser begonnen. Mittlerweile werden dort über 100 behinderte Kinder, Waisen und ältere Menschen betreut und medizinisch versorgt. Die meisten von ihnen sind Opfer der Spätfolgen von Agent Orange. Nach dem Tod von George Mizo, der 2002 an den Spätfolgen von Verletzungen im Vietnamkrieg starb, wird das Projekt von seiner Frau Rosemarie Höhn-Mizo und dem gemeinnützigen Verein „Dorf der Freundschaft in Vietnam e. V.” in Bönnigheim-Hofen weitergeführt. (http://www.dorfderfreundschaft.de)

Ausstellung zu den Spätfolgen des Chemiewaffeneinsatzes im Vietnamkrieg

In einer beeindruckenden Ausstellung berichten der Schweizer Rundfunk-journalist Peter Jaeggi und der Fotograph Roland Schmid über die Auswir-kungen des Agent Orange Einsatzes in Vietnam. Mehrere Wochen reisten Schmid und Jaeggi 1999 durch Vietnam, besuchten Krankenhäuser, Heime für Behinderte und Dörfer in den ehemals am stärksten von Agent Orange besprühten Provinzen. Dort sprachen sie mit den Opfern, ihren Eltern und Betreuern.

Sie brachten von ihrem Besuch keine Zahlenwerke oder wissenschaftli-chen Abhandlungen mit nach Hause, sondern Fotos und Gesprächsprotokolle. Sie schauten den Opfern ins Gesicht und porträtierten Menschen, auch wenn sie schlimme Verstümmelungen und Missbildungen tragen. Bei der Eröffnung der Ausstellung am 15. 01. 2000 in Basel wurden die beiden Autoren der Ausstellung gefragt, warum sie so direkt den Blick auf die Körper der Opfer gerichtet hätten. Peter Jaeggi antwortete: „Wohin sollen wir denn sonst blicken, wenn nicht in die Gesichter und Augen der Opfer?“ Es ist ihm zuzustimmen – ohne wenn und aber! Die Fotos (schwarzweiß) der Opfer stehen im Zentrum der Ausstellung, begleitet von sehr sachlichen kurzen einfühlsamen Texten. Ein großer Teil der Bilder ist von den Autoren der Ausstellung im Internet publiziert worden. (http://www.agentorange.reflection.org/) Zusätzlich ist die Ausstellung auch in einem Buch/Ausstellungsband dokumentiert. (Jaeggi 2000)

Ein Brief von 700 000 Menschen

Eine der bemerkenswertesten Aktionen, die sich der neuen Medien be-dient, startete Len Aldis, Vorsitzender der Freundschaftsgesellschaft Vietnam in Großbritannien. Er veröffentlichte im Internet einen offenen Brief an den US-Präsidenten, in dem George W. Bush aufgefordert wird, endlich Scha-denersatz an die Agent Orange-Opfer zu zahlen. Knapp 700 000 Menschen aus aller Welt haben diese Petition inzwischen schon unterzeichnet. (http://www.petitiononline.com/AOVN/)

Freundschaftsgesellschaft Vietnam

Auch die Freundschaftsgesellschaft Vietnam, der Kalle Fabig bis zu sei-nem Tode angehörte, ist seit Beginn ihres Bestehens Teil diese Bewegung, die an die Folgen von Agent Orange erinnert und immer wieder kleinere Hilfsprojekte für die Opfer initiiert. Anlässlich seines Todes wurde eine Spendenaktion für Dioxinopfer durchgeführt. Auf dem Konto der Freund-schaftsgesellschaft konnten bisher 3.000 Euro gesammelt werden. Die Spen-densumme wurde im September 2005 an das „Dorf der Freundschaft“ über-geben. Für 2007/2008 plant die Freundschaftsgesellschaft die Unterstützung weiterer Projekte in Vietnam, durch die in ländlichen Gebieten Südvietnams Kinder medizinisch und schulisch unterstützt werden, die an den Dioxinfol-gen leiden.

Hierfür existiert ein Spendenkonto: bei der Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Kontonummer 0001160501.

Internationaler Aufruf für die Opfer von Agent Orange-Dioxin

In Hanoi trafen sich am 28. und 29. März 2006 Opfer von Agent Orange mit Unterstützern und Wissenschaftlern aus den Vereinigten Staaten, Austra-lien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Neuseeland, Ruß-land, der Republik (Süd-) Korea, der Schweiz und Vietnam. Sie formulierten einen Aufruf an die internationale Gemeinschaft. Unter anderem rufen sie die Regierungen der Welt sowie nichtstaatliche Organisationen auf, materielle und moralische Hilfe für die Opfer von Agent Orange in Vietnam zu leisten und das Land bei der Überwindung der schwerwiegenden Folgen der giftigen Chemikalien zu unterstützen. Der volle Wortlauf des Aufrufs findet sich unter www.fg-vietnam.de/aufrufdt.htm.

Quellen und Literatur
  • Der Spiegel 1984: Auffallend, diese Parallele mit Seveso. In: Der Spiegel 38, Nr. 24, 37-53, Nr. 25, 62-75, Nr. 26, 73-85
  • Fabig, Karl-Rainer, 1980: Interview mit Kalle Fabig. In: Viet Nam Kurier Extra Febr. 1980 [Sonderausgabe], Düsseldorf, S. 3-5
  • Giesenfeld, Günter, 1988: Land der Reisfelder, Vietnam, Laos, Kampuchea, Geschichte und Gegenwart, Köln
  • Giesenfeld, Günter, 2005: Dorf der Freundschaft – ein Heim für Opfer von agent orange. In: Viet Nam Kurier 27, Nr. 2, S. 7-10
  • Guignard, J. P. [u. a.], o. J.: Dokumente über den chemischen und bakteriologischen Krieg, hrsg. von Centrale Sanitaire Suisse, Zürich
  • Jaeggi, Peter, 2000: Spätfolgen des Chemiewaffeneinsatzes im Vietnamkrieg, Basel
  • McNamara, Robert, 1996: Vietnam, Trauma einer Weltmacht, Hamburg
  • Nguyen Khac Vien, 1999: Vietnam eine lange Geschichte, Hanoi, Düsseldorf
  • Ton That Tung, [et al.],1980: Das Problem der mutagenen Effekte bei der zweiten Generation nach der Einwirkung von Pflanzengiften. In: Viet Nam Kurier Extra Febr. 1980 [Sonderausgabe], Düsseldorf, S. 6-11
  • Übersee-Museum Bremen, Hrg., 1983: Ökologische Folgen eines Krieges z. B. Vietnam, Ausstellungskatalog, Bremen
  • Vietnamausschuß 1969: Vietnamausschuß des Antiimperialistischen Solida-ritätskomitees, Hrg., Herbizide in Vietnam, Berlin (DDR)


* Aus: Anita Fabig und Kathrin Otte (Hrsg.): Umwelt, Macht und Medizin. Zur Würdigung des Lebenswerks von Karl-Rainer Fabig
VERLAG WINFRIED JENIOR, Redaktion: Margarete Tjaden-Steinhauer, Karl Hermann Tjaden
325 S., brosch., € 18,- (ISBN: 978-3-934377-24-0)

Preis bei Subskription (über den Buchhandel oder den Verlag)
bis 15. Mai 2007: € 15,-

Verlagsanschrift:
Verlag Winfried Jenior
Lassallestr. 15, D-34119 Kassel
Tel. 0561-7391621, Fax 0561-774148
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