Illegale Fracht aus der Westsahara
Schweizer Parlamentarier protestieren gegen Phosphatkäufe aus besetztem Gebiet
Von Axel Goldau *
Am 10. September lief das deutsche Frachtschiff »Christine O« mit einer Ladung Phosphat aus der
marokkanisch besetzten Westsahara im Hafen von Risdon/Hobart auf der australischen Insel
Tasmanien ein. Bereits vor Wochen war die »Christine O« der internationalen zivilgesellschaftlichen
Organisation »Western Sahara Resource Watch« aufgefallen, als sie von Al-Ayoun in der
Westsahara Kurs auf Tasmanien nahm.
Die »Christine O« gehört der deutschen Opielok Reederei GmbH aus Hamburg und fährt unter der
Flagge des karibischen Inselstaates Antigua und Barbuda. Trotz mehrfacher Nachfrage war die
Reederei zu keinerlei Stellungnahme gegenüber ND bereit.
Die Westsahara ist seit 1975 völkerrechtswidrig von Marokko besetzt und wird von den Vereinten
Nationen als »nicht selbstständig regiertes Gebiet« geführt. Alle Versuche der Vereinten Nationen,
eine völkerrechtsgemäße Lösung dieses Konflikts herbeizuführen, wurden vom Königreich Marokko
vereitelt. Unterstützt wird Marokko vor allem von Frankreich, das als ständiges Mitglied im
Weltsicherheitsrat Resolutionen stets verwässert und Gedanken an Strafmaßnahmen gegen
Marokko gar nicht erst aufkommen lässt.
Mittlerweile verdient Marokko – besser gesagt: der königliche Machtapparat – gut an der Plünderung
der Westsahara. So führt »Forbes« die erhebliche Vermehrung des Privatvermögens von König
Mohamed VI. vor allem auf den Export von Phosphat aus der Westsahara zurück. Völkerrechtlich
wäre der Verkauf von Ressourcen einer Kolonie nur erlaubt, wenn der Erlös der betroffenen
Bevölkerung zugute käme. Davon aber kann in diesem Fall nicht die Rede sein: Immer wieder
protestieren die Sahrauis, wie sich die Bewohner nennen, gegen die Ausplünderung ihres Landes.
Empfänger der illegalen Fracht der »Christine O« ist der tasmanische Düngemittelhersteller Impact
Fertilisers, seit Anfang des Jahres eine Tochtergesellschaft der Schweizer Ameropa. Acht Mitglieder
des Schweizer Parlaments forderten das Unternehmen daraufhin auf sicherzustellen, dass seine
tasmanische Tochtergesellschaft auf weitere Käufe gestohlenen Phosphats verzichtet. Sie werfen
dem Konzern vor, sich auf Kosten der Bevölkerung in der besetzten Westsahara zu bereichern und
die Friedensbemühungen der UNO zu unterlaufen. Die Parlamentarier erinnern daran, dass Yara
International, der weltgrößte Düngemittelhersteller, auf Importe aus der Westsahara so lange
verzichten wird, wie der Kolonialkonflikt andauert. »Wir fordern Sie auf, dem regionalen
geopolitischen Kontext Rechnung zu tragen und ihre Tochtergesellschaft anzuweisen, auf Importe
aus der Westsahara zu verzichten, solange den betroffenen Menschen ihr legitimes Recht, über ihre
natürlichen Ressourcen selber zu bestimmen, verwehrt bleibt«, heißt es in dem Schreiben der acht
Parlamentarier an den Schweizer Mutterkonzern.
* Aus: Neues Deutschland, 14. September 2010
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