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Zerstörung und Wiederaufbau Jugoslawiens: Ein düsteres Bild

Die Wirkung der Uranmunition. Opposition veröffentlichte "Weißbuch der Herrschaft Milosevics"

Von Ilina Fach

Ein düsteres Bild der aktuellen Lage in Jugoslawien geht aus den offiziellen Statistiken hervor, welche die demokratische Opposition unter dem Titel "Weißbuch der Herrschaft Milosevics" veröffentlichte. Ilina Fach (Marburg), die sich längere Zeit in Serbien aufhielt, übersetzte und kompilierte wesentliche Ergebnisse dieser Studie. Wir geben im Folgenden wieder, was Ilina Fach daraus und aus eigener Anschauung über die Situation in Jugoslawien in Erfahrung bringen konnte.

Flüchtlinge

In Jugoslawien leben infolge der Bürgerkriege und des Nato-Kriegs etwa eine Million Flüchtlinge (1996 waren es noch 646.066, 1997/98 stabilisierte sich die Situation, vor, während und nach dem NATO-Krieg kam es zu erneuten Flüchtlingsbewegungen). Sie sind die wirklichen Opfer der Kriege und Sanktionen.

Mehr als 200.000 (Der Amselfelder Letter spricht von 350.000) sind aus dem Kosovo und Metochien ohne "humanitären" Aufschrei der westlichen Politiker und Medien geflüchtet. Täglich werden es mehr, weil die UCK oder ihre Nachfolgeorganisation unter Aufsicht der KFOR-Truppen ihre Häuser anzündet, sie ungestraft ermordet. Den von ihnen Verschleppten würden Organe herausoperiert, um sie meistbietend im Westen zu verkaufen, erzählte mir ein jugoslawischer Arbeitsemigrant. Kinder werden getötet.

Die erste Flüchtlingswelle nahmen die Verwandten auf, die zweite wurde in Belgrad in Hotels untergebracht, die dritte in Kellern der Krankenhäuser, die dann von der NATO bombardiert wurden. Die letzte Flüchtlingswelle wurde in Lagern untergebracht, z.B. in der Nähe von Kragujevac, unter unvorstellbaren Zuständen. Frauen, Männer und Kinder leben dort in einem großen Raum. Ihre Intimität wird durch Einbauten von Holzwänden in der Breite eines Familienbettes notdürftig voreinander getrennt. Ohne Hoffnung auf Rückkehr in ihre Heimat, auf Arbeit und Ausbildung werden die Flüchtlinge krank und depressiv. Kriminalität blüht auf, wie die Statistik zu wachsender Jugendkriminalität belegt. Flüchtlinge, wie die Roma aus dem Kosovo, leben in Belgrad z.T. unter den Brücken oder unter langsam vor sich hinmodernden Schiffen.

Vor dem Krieg war das Kosovo eine kleine Idylle mit geweißelten Häusern, in denen sich die Menschen freundlich begegneten, wie mir ein Arbeitsemigrant erzählte, der noch 1998 dort war. Ohne Gefahr für ihr Leben konnten in den Wäldern der Umgebung die Roma übernachten, wie mir eine Roma-Familie in Bonn erzählte. Nun sind abgesehen von den Wohnhäusern mehr als 100 serbisch-orthodoxe Klöster und Kirchen im Kosovo und in Metochien von der UCK durch Bomben oder Brandschatzung zerstört und ausgeraubt. Die Enteignung des Klosterbesitzes durch die KFOR zwingt die Mönche ihre jahrhundertealten, angestammten Sitze zu verlassen. Ein Vergleich der im 11. bis 15. Jahrhundert gebauten Kirchen und Klöster aus dem Kosovo mit Moscheen aus Albanien zeigt gemeinsame Stilmerkmale. International umherziehende Bauhütten produzierten damals die Architektur. So zerstören manche der in der UCK vereinten Albaner, die über die Grenze kamen, Teile der fremden und doch eigenen Kultur und die KFOR-Soldaten begreifen nicht, daß damit auch unser aller Kulturerbe, die frühesten Zeugnisse der Kultur Europas unwiederbringlich verloren gegangen sind.

Bevölkerungswachstum

Die Geburtsrate von Serbien (ohne Kosovo und Metochien) geht von 1987 bis 1998 stetig bergab, nimmt man die Geburtsrate dieser Gebiete hinzu, so stabilisiert sie sich in den Jahren 1990 bis 1996, um mit dem Auftreten der UCK ebenfalls abzufallen. Die Sterblichkeitsrate stieg in Serbien von etwa 10,5 % im Jahr 1987 auf 12,9% im Jahr 1998 an, die Sterblichkeitrsrate von Serbien einschließlich Kosovo und Metochien wuchs von 9,6 % auf 10,5 % im Jahr 1997. Hierin kommt die hohe Geburtenrate unter Albanern zum Ausdruck, die zu einem überproportionalen Bevölkerungswachstum in diesen Gebieten oder einer Abschwächung der Sterblichkeitsrate in Rest-Jugoslawien führten. Das natürliche Bevölkerungswachstum in Serbien sank demzufolge von 2 % auf -3 % in den Jahren von 1987-1998 mit einer kleinen Stabilitätsphase in den Jahren 1992-1995, in Serbien einschließlich Kosovo und Metochien von 6 % auf 1,9%.

Immer weniger Ehen werden geschlossen infolge der Unsicherheit, die mit Kriegen, Sanktionen, Arbeitslosigkeit und Inflation einhergeht (etwa 53.000 im Jahr 1987 in Serbien, 67.000 einschließlich Kosovo und Metochien stehen 40.000 im Jahr 1998 in Serbien und etwa 53.000 einschließlich Kosovo und Metochien). Der Alterungsindex steigt dagegen sowohl in Serbien (40% im Jahr 1987 auf 65% im Jahr 1997, als auch in Serbien einschließlich Kosovo von 59% auf 89%).

Gesundheit

Die Zahl der Herzkreislauf- und zerebral-vaskulären Erkrankungen stieg von 1987 bis 1996 mit minimalen Abweichungen stetig von etwa 52.000 auf etwa 62.000 an. Sie sind ein Indikator für den Streß, der mit dem Kampf ums Überleben unter Krieg und Sanktionen zusammenhängt.

Verbrechens- und Suizidstatistik

Die Zahl der Morde stieg sowohl in Serbien als auch in Serbien, einschließlich von Kosovo von 1989-1995 stetig von etwa 170 auf etwa 320, fiel im Jahr 1996 auf etwa 270, um dann mit Auftreten der UCK 1997 wieder auf 320 anzusteigen, in Serbien auf etwa 300. Die Zahl der gemeldeten Straftaten stieg von etwa 280 im Jahr 1989 auf 420 im Jahr 1999, die Zahl der Bestraften im selben Zeitraum von 170 auf etwa 280. Daraus geht hervor, daß eine große Anzahl von Morden nicht aufgeklärt wird. Mit Beginn der Bürgerkriege 1990-1995 und als Folge der mit den Interventionen einhergehenden Misere begeht eine stetig wachsende Anzahl an Menschen Selbstmord (von 1990 waren es 1.250 Menschen, 1991 fast 1500 sowohl in Serbien wie im Kosovo, 1992 und 1993 zwischen etwa 1.650 und 1.620, 1997 fast 1.700, mit geringerem Umfang in Serbien mit Kosovo).

Die wirtschaftliche Entwicklung in Zahlen und Kennziffern

Das statistische Amt der Republik Jugoslawien belegt, daß das gesellschaftliche Gesamtprodukt von 1987 bis 1989 stabil bei etwa 100 % lag, danach infolge der Kriege bis 1993 auf etwa 40 % sank, sich langsam bis 1998 erholte, auf 60 % anstieg, um dann erneut infolge der Nato-Bomben auf 40 % zu fallen.

Das Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung (=Bruttoinlandprodukt) verhielt sich ähnlich, der Index des phyischen Umfangs der Industrieproduktion sank in den Jahren 1987 bis 2000 von der Indexzahl 100 auf etwa ein Drittel infolge der internationalen ökonomischen Sanktionen, der Hyperinflation, der Kriege und Bombeneinkreisung durch die NATO.

Die Entwicklung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts der ehemaligen Republiken Jugoslawiens stellt sich so dar, daß Sloveniens gesellschaftliches Gesamtprodukt von 1987 von 100% bis 1992/1993 drastisch auf etwa 80 % sank, um dann wieder bis 1999 auf ca. 100 % anzuwachsen, dasjenige von Kroatien sank im selben Zeitraum von 100 % auf etwa 58 %, um bis 1999 auf ca. 80 % anzusteigen; das gesellschaftliche Gesamtprodukt von Makedonien sank in denselben Zeitspannen von 100 % auf ca. 65 %, um bis 1999 auf etwa 70 % anzuwachsen. Dagegen sank es in der serbischen Republik Jugoslawien im selben Zeitraum von 100 % auf etwa 42 %, erholte sich langsam bis 1998 auf etwa 58 %, um 1999 infolge der NATO-Bombardierung erneut auf ca. 40 % zu fallen.

Das gesellschaftliche Gesamtprodukt der serbischen Republik Jugoslawien entwickelte sich im Vergleich zu Transformationsländern am schlechtesten. Für das Jahr 1987 wird 100 % für alle Republiken angenommen. In Polen verlief die Entwicklung am günstigsten. Von 1987 bis 1991 sank es zwar von 100 auf unter 90 %, stieg danach aber stetig bis 1999 auf 130 %. Die Tschechoslowakei schnitt etwas schlechter ab, blieb aber mit einer Abschwungphase auf etwa 100 % im Jahr 1999 stehen. Für Albanien stieg das gesellschaftliche Gesamtprodukt bis 1989 auf 110 %, sank bis 1991 und 1992 drastisch auf etwa 70 %, erholte sich bis 1996 mit über 90 %, sank aber bis 1997 auf unter 90 %, um wieder bis 1999 auf 100 % anzusteigen. Die Entwicklung von Bulgarien und Rumänien verlief ähnlich. Seit 1987 sank das gesellschaftliche Gesamtprodukt beider Staaten auf etwa 70 % bzw. 80%, um sich bis 1995 zu stabilisieren, fiel dann bis unter 70% (Bulgarien) im Jahr 1997, um auf den gemeinsamen Stand von etwa 70 % einzupendeln.

Nur die serbische Republik Jugoslawien hatte, ausgehend von einer stabilen Phase von 1987-1989, in den Jahren von 1989 bis 1993 einen ständigen Fall des gesellschaftlichen Gesamtproduktes zu verzeichnen von etwa 100 % auf etwas über 40 %, stieg bis 1998 auf etwa 50 %, um erneut 1998 und 1999 auf etwas über 40% abzusinken. Verantwortlich sind hierfür die Bürgerkriege und die NATO-Aggression.

Gegenüber dem Lebenshaltungsniveau (=Bruttoinlandprodukt pro Erwerbstätiger) der Republik Slovenien, die mit Ausnahme der Jahre 1991-1994 ein stabiles Wachstum von 1990 bis 1999 von etwa 9.000 US-Dollar auf 10.000 US-Dollar aufwies, sank dieses für die serbische Republik Jugoslawien von etwa 3.000 US-Dollar im Jahr 1990 auf 1.500 im Jahr 1993, stieg bis 1998 auf etwa 2000, um wieder 1999 auf den Stand von 1993 abzufallen. Während die Monatslöhne in Slovenien von 1992 bis 1999 von 600 DM auf etwa 1.100 DM stetig stiegen, stagnierten die Löhne von Serbien oder nahmen ab. 1992 waren es noch 180 DM, 1994 nur noch 20 DM, sie stiegen bis 1997/1998 auf etwa etwas über 200 DM an, um nach der NATO-Bombardierung auf unter 100 zu fallen.

Auch bei der Ausfuhr und Industrieproduktion schnitt Serbien gegenüber Slovenien seit 1992 drei- bis viermal so schlecht ab. Während Serbien noch von 1987 bis 1991 die Ausfuhrleistungen der Slovenen etwa um ein Viertel überragte, kehrte sich dieses Verhältnis drastisch um. Während die Industrieproduktion von Slovenien in den Jahren 1987 bis 1993 von 100% auf 70% sank und sich dort einpendelte, sank die Industrieproduktion Serbiens mit minimaler Erholung in den Jahren 1994-1998 auf etwa 40%, im Jahr 1999 auf etwa 31 %.

Die realen Ausgaben pro Erwerbstätiger machen deutlich, daß die Ausgaben von 1987 bis 1991 in etwa stabil bei 100 % blieben, dann bis 1993 auf 20 % fielen, um wieder auf 80 % bis zum Jahr 1997 anzusteigen.

Die Landwirtschaft kann als Basis des Sozialfriedens angesehen werden, weil sie in den Jahren 1987 bis 1990 etwa stabil bei 100 % und etwas drüber liegt. Nur 1992 und 1993 sinkt sie auf etwa über 80%, um dann bis 1997 leicht wieder auf über 90 % anzusteigen. Selbst während der Nato-Bombardements mähten die Bauern ihr Korn auf den Feldern, unbeeindruckt von der giftigen Rauchwolke über Pancevo, die sich über sie und die Felder legte. Die landwirtschaftlichen Erträge in Kg pro Hektar Weizen zeigen, daß die Produktion in der Vojvodina, in Serbien und anderen Regionen sich jeweils zu Bürgerkriegs- und NATO-Kriegszeiten geringfügig verringerte. Einschnitte in der landwirtschaftlichen Produktions gab es zwar auch, allerdings in der Vojvodina am geringsten. Sie ist die Kornkammer von Serbien. Dennoch sanken die landwirtschaftlichen Erträge insgesamt von etwa 5.000 kg/ha und etwas unter 6.000 kg/ha in den Jahren 1987, 1988 auf weniger als 4.000 kg./ha bis zum Jahr 1999 in der Vojvodina, während sie in der Republik Serbien von 3.000 bis 4.000 kg/ha in den Jahren 1987, 1988 bis zum Jahr 1992/1996 auf 2.000 kg./ha sanken, um langsam wieder auf das Niveau von 3.000 kg./ha anzusteigen. Der landwirtschaftliche Viehbestand an Kühen, Schafen und Schweinen ist seit 1987 stetig gefallen, mit besonders großen Einschnitten in den Jahren 1993 und 1998 (von etwa 1.500 Tausend Kühen auf rd. 620 Tausend, von über 2.600 Tausend Schafen auf etwas über 1.800 Tausend; von 5.000 Tausend Schweinen auf rd. 4.400 Tausend, mit starken Einbußen an Vieh in den Jahren 1991, 1993 auf 3.800 bzw. über 3.600 Tausend).

Ausschließlich die Stromerzeugung ist in etwa in allen Jahren mit geringen Einbußen beim Stand von 100 % stabil geblieben. Während in OECD-Ländern die Energiepreise stabil auf etwa 6 cent/kWh blieb, waren sie in Serbien insbesondere 1992 und 1993 von etwas unter 5 cent/kWh auf 0,5 cent/kwh gefallen, um bis 1997 auf etwas unter 4 cent/kwh anzusteigen und dann auf unter 3 cent/kwh zu fallen.

Tourismusindustrie und Übernachtungen gingen drastisch zurück von etwas unter 4.800 Personen im Jahr 1987 kamen nur mehr etwa 2.400 im Jahr 2000. Etwas über 13.000 Übernachtungen im Jahr 1987 sanken auf 7-8.000 im Jahr 1998.

Neubauten gingen sowohl in Serbien wie in Serbien mit Kosovo drastisch von 38.000 bzw. etwa 45.000 bis 50.000 in den Jahren 1987-1989 auf 10.000 in den Jahren 1997/1998 zurück. Milosevic plante jedoch 100.000 Neubauten für junge Leute. Überall im Land sieht man tatsächlich, wie gebaut wird. Manche Bauten allerdings stehen schon lange als Bauruine da, ohne einen Finanzier zu finden.

Desgleichen gingen die Transportleistungen drastisch zurück: während noch etwa 6.500 Millionen Tonnen pro km im Jahr 1987 befördert wurde, sank diese Summe auf unter 1.000 Millionen Tonnen pro km im Jahr 1999.

Die Außenhandelsbilanz belegt, daß in den Jahren 1989 bis 1999 immer mehr eingeführt als ausgeführt wurde, wobei das Defizit besonders in den Jahren 1996-1997 wuchs, um 1998 sich langsam abzuschwächen. Der Anteil der Gesamtausfuhr macht mit Bulgarien 5 %, der russischen Föderation 8 %, Italien 10 %, Deutschland 12 %, Serbische Republiken BiH(RS) 20 %, den restlichen Ländern 59 % aus. Die Einfuhr aus der Schweiz beträgt 7 %, aus Italien 10 %, aus Deutschland 11 %, aus Makedonien 12 %, BiH (RS) 20 %, Restliche 40 %.

Die Zahl der Beschäftigten und Rentner geht generell zurück von 1987 bis 1999 von 3,2 auf ca. 1,6 Millionen. Die Zahl der Nicht-Beschäftigten nimmt proportional zu, von etwa 400.000 im Jahr 1987 auf 750.000 im Jahr 1999 in Serbien, von 525.000 auf ca. 780.000 in Serbien mit Kosovo und Metochien. Damit steigt die Rate der Nicht-Beschäftigten von etwa 16 % im Jahr 1987 auf etwa 28 % im Jahr 1999.

Einkommen und Pensionen

Das Realeinkommen und die Durchschnittsrenten fielen vom Jahr 1990 mit etwas unter 140 auf 20 im Jahr 1993, erholte sich bis 1998 auf 70-80 und fiel 1999 auf etwa 60. Der durchschnittliche Monatslohn von Dezember 1990 mit 772 DM fiel im Dezember 1993 auf 21 DM, stieg langsam bis 1998 auf etwa 180 DM an, um erneut im Jahr 1999 auf 70 zu sinken. Bei den monatlichen Renten ist das Verhältnis ähnlich. Sie fielen von 450 DM im Jahr 1991 auf rd. 50 DM im Jahr 1999.

Das Verhältnis von Renten zu Löhnen in Prozentzahlen ergibt, daß 1987 75 % ausbezahlt wurden, 1993 noch 70 %, 1999 nur mehr etwa 62 %.

Die Geldausgaben für Strom, kommunale Dienstleistungen und Pensionen erhöhten sich von 1995 mit 32,15% auf 64,22 % im Jahr 1999, während die jährliche Wachstumsrate für Preise in der Zeit zwischen 1987 bis 1993 stark stieg, hielten sich die Preise relativ stabil in den Jahren 1995-1999. Am größten war die jugoslawische Hyperinflation mit 50% in den Jahren 1992-1994.

Der schwarze Devisenkurs stieg von Februar 1994 bis Februar 2000 stetig, so daß es zu einigen Bankenzusammenbrüchen kam. In den letzten beiden Wochen zeigte sich die Inflation etwa an den Kosten für eine Tasse Mokka in einem Kaffe darin, daß sie die erste 10 Dinar, die nächste bereits 15 Dinar, in Luxusdampfern 60 Dinar. Bekam man in Banken für 1 DM 20 Dinar, so in Wechselstuben 29 Dinar, die nächste Woche 30 Dinar, in Montenegro 33 Dinar.

NATO-Bombardierung

Wenn am 6. Oktober 2000 Tony Blair und Präsident Bill Clinton im Fernsehen davon sprachen, nun müsse vergessen werden, was gewesen sei, so kann das nicht für die Serben und übrigen Ethnien in der Bundesrepublik Jugoslawien gelten. Nach etwa 2.300 Luftschlägen der USA und NATO mit 22.000 Tonnen explodiertem Material (Schätzungen sprechen von 79.000 Tonnen), etwa 20.000 Brandbomben, 5.000 konventionellen Bomben von verschiedenem Gewicht und Zweck, einschließlich der Waffen mit Depleted uranium, 400 Tomahawks Cruise missiles, 130 air-to-ground missiles, etwa 27.000 Flugzeugabwürfen (nach NATO-Daten 34.250 Flügen), die 367.000 Tonnen Kerosin verbrauchten, belaufen sich die geschätzten gesamtökonomischen Schäden in Jugoslawien auf etwa 29,6 Milliarden US-Dollar. In diese Summe sind einbezogen: Instrastruktur, wie z.B. Brücken, Elektro-Energie, mit 805,4 Millionen US-Dollar, Wirtschaftsobjekte wie Industrie, Landwirtschaft, Tourismus und öffentliche Gebäude mit 2.884,2 US-Dollar, Kliniken 373,3 Millionen US-Dollar, nicht-wirtschaftliche Objekte, wie kulturhistorische Denkmäler, Privathäuser (Vgl. FR Yugoslavia. Report "The consequences of NATO Bombing for the Environment in FR Yugoslavia", Februar 2000, S. 11, übersetzt von I. Fach).

Uran-Munition

Nicht einbezogen in die gesamtökonomische Rechnung wurden die durch Abwurf von (nach NATO-Angaben 35.000 Projektilen, nach jugoslawischen Armeeangaben etwa 50.000 Projektilen mit) depleted uranium, das etwa 1 bis 1,5 Tonnen Uran-238 entspricht und langfristige Schäden an der Natur (Erde, Wasser, Luft) und der Gesundheit der tierischen und menschlichen Bevölkerung (Störung der Brutzeit, genetische Schäden an tierischen und menschlichen Föten, Kindern, Frauen, Krebserkrankung der inneren Organe, Hautveränderungen, Immunerkrankungen, Tod) verursacht. "Bereits die Inhalierung von kleinsten Partikeln dieses radioaktiven und toxischen Erd-Luftgemischs verursacht Krankheiten, wie Dermatitis, Nierenschäden, akute nekrotische arterielle Verletzungen, Krebserkrankungen der inneren Organe und Tod. Nach einer sehr langen Periode (20-25 Jahre) tauchen immer noch maligne Veränderungen auf, öfters Carcinome der Bronchien, osteosarcome, Leukosen, Tumore in der Leber" (ebd. S. 48).

Betroffen sind von der Wirkung dieser nach Genfer Militärkonvention zu verbietenden, unmenschlichen, langfristig extremes Leid hervorbringenden Massenvernichtungswaffe: die Bevölkerung von 7 Gebieten der Republik Serbiens, einem von Montenegro. Die Journalistin Vesna Hacivucovic berichtete: "Jetzt besteht die Gefahr, daß das wasserlösliche depleted uranium über das Grundwasser in die Bucht von Montenegro gelangt und dort dann für Jahrtausende das Meer und über die Fische die Menschen vergiften wird". 100 Gebiete im Kosovo und in Metochien, darunter am intensivsten jene Gebiete, in denen die Albaner (mit der höchsten Geburtenrate der Welt) die Mehrheit ausmachten; KFOR, UNMIK und alle Anreinerstaaten Europas. Die USA beseitigen auf diese Weise ihre Angst vor Überbevölkerung.

Ein weiteres, vom Pentagon verschwiegenes heimliches Ziel besteht darin, die Atomabfälle, die bei der Produktion von Reaktoren, Raketen und Nuklearwaffen anfallen, kostengünstig zu verklappen. Daher stellten die USA und NATO bisher keinen Dekontaminationsplan auf. Offiziell soll diese Waffenart die Abwehr von Tanks effektivieren. Dieses wäre aber mit Titan und Wolfram ohne die obigen Folgen auch möglich.

"Eine Kampagne informierte die Bevölkerung über die Gefahren dieser Waffen. Medizinische Prüfungen wurden von den potentiell am meisten gefährdeten Personen gemacht. Infolge der Streubreite der radioaktiven Erd-Luftpartikel ist es jedoch sehr schwierig, die Dekontamination des mit depleted uranium verseuchten Bodens vorzunehmen. Uran 238 gehört zu den Radionukleiden, deren langfristige Kontamination von Erde, Wasser, Gesteinen und Luft, von Menschen, Tieren und Pflanzen praktisch unbegrenzt ist. Beträchtliche Fonds müssen vorgesehen werden, um den größten Umfang des kontaminierten Bodens wegzubewegen und in speziellen radioaktiven Abfallkontainern zu plazieren. Dies wird die Assistenz der internationalen Gemeinschaft erfordern." (ebd. S. 50).

Langfristige Schäden durch Abwurf von depleted uranium

In die gesamtökonomische Rechnung wurden durch depleted uranium angerichteten langfristigen Schäden an der Natur (Erde, Wasser, Luft) und Gesundheit (genetische Schäden an Föten, Kindern, insbesondere Frauen, die für Krebs anfälliger sind) nicht einbezogen. Aus dem "FR Yuguslavia Report" zu "The Consequences of NATO Bombing for the Environment in FR Yugoslavia", in Belgrad, Februar 2000, geht die Problematik dieser Waffen hervor:
  1. Der Umfang des aus 3.000-5.000 Geschossen abgefeuerten depleted uranium entspricht einem Wert von etwa 1-1,5 Tonnen Uran.
  2. Damit wurden 8 Gebiete des 44. Längengrads (außerhalb des Territoriums von Kosovo und Metochien) kontaminiert. Das heißt: 7 Gebiete in der Republik Serbien und eines in der Republik Montenegro, mit der Gefahr, daß das wasserlösliche depleted uranium ins Grundwasser gelangt und die Bucht von Montenegro, das Meer und die Fische die Menschen vergiftet. 100 Landstriche im Kosovo und Metochien wurden mit depleted uranium bombardiert, am intensivsten die Gebiete Prizren, Urosevac, Djakovica, Decani und Djurakovac. Dort feuerten A10A-Flugzeuge der USA nach Angaben der NATO etwa 31.000 Projektile mit depleted uranium, nach Schätzungen der jugoslawischen Armee etwa 50.000 ab. Zusätzlich schlugen depleted uranium-Waffen in Gebiete, wie Bujanovac und Podujevo ein, wo der größte Prozentsatz der Bevölkerung aus Albanern besteht. Dies erregt den Argwohn, ob die Ziele der USA und NATO in einer systematischen Zerstörung kommender Generationen von albanischer Bevölkerung bestanden (deren Geburtsrate die höchste der Welt ist.
  3. Zusätzlich zur lokalen Bevölkerung wurden KFOR und UNMIK den Gefahren des depleted uranium ausgesetzt. Zwar erhielten die KFOR-Soldaten sofort nach ihrer Ankunft Trinkwasser aus Italien, aber die Einatmung der kontaminierten Erd-Luft-Partikel war evtl. nicht zu vermeiden. Die Hilfsorganisationen erfuhren erst durch ausländische Medien von der Wirkung der Bomben.
  4. Durch die Explosion der Bomben wurde Hitze frei und ein kontaminiertes Erd-Luftgemisch bis zu 40 km weit verstreut. Je nach Windrichtung konnten diese Partikel auch in weitere Gebiete getragen werden. "Basierend auf der chemischen Aktivität der Uranoxide kann eine umgebende Kontamination in den Nachbarländern mit Sicherheit erwartet werden. Die Gebiete, wo die NATO-Luftkrieg stattfand, waren bewohnt. Die Föderative Republik von Yugoslawien ist ein europäisches Land und die Kreuzung von europäischen Routen, in östlicher Fahrtrichtung. Absichtlich warfen die NATO-Bomber unkontrollierte Mengen von radioaktivem Abfall ab und attackierten und gefährdeten damit Europa."
  5. Das Pentagon war sich, wie Bill Metzler in "The Nation" vom 26. Juni 1997 unter dem Titel "Pentagon Gift - die große Verheimlichung radioaktiver Waffen" schreibt, der gesundheits- und umweltschädlichen Wirkung von depleted uranium bewußt. Der armeeeigene radiologische vereinigte Report empfahl eine Unterdrückung der Nachrichten, um die Armee vor möglichen internationalen Reaktionen zu schützen. Die USA rechtfertigten den Einsatz dieser Waffen mit der Effektivität in der Abwehr von Tanks. Dieses Argument zählt jedoch nicht, wenn dieselbe Effektivität durch Einsatz von Titan und Wolfram erzielt werden kann.
  6. "Depleted Uranium ist ein Beiprodukt der Aufbereitung von Brennstäben oder von nuklearen Reaktoren und Nuklear-Waffen. Es ist ein sehr gefährlicher radioaktiver Abfall und seine Lagerung verursacht ein großes Problem für jedes Land mit entwickelter Nuklearenergie. Den Grad der Gefahr illustriert Leonard Dietz in seinem Artikel vom Februar 1980: Eine Regierungsorder vom State New York zwang die "National Lead Industries", einen Hersteller von Depleted Uranium Angriffsstücken die Produktion zu stoppen, da sie den zugelassenen monatlichen Ausstoß an radioaktiven Material in die Luft überschritten hatten. Dieser Wert korrespondiert mit 387 g von Depleted Uranium. Zum Beispiel enthält ein Angriffsstück von nur einer Hülse in den 30 mm Flugzeuggeschossen 298 g von Depleted Uranium." Der entscheidende Grund, Waffenarten mit depleted uranium zu bestücken, ist also, daß die USA dadurch große Quantitäten von gefährlichem radioaktivem Abfall, der zu teuer zu verstauen und zu sichern ist, los werden. So lag es auch nicht im Interesse der USA und NATO einen Dekontaminationsplan zu erstellen. Wie Bundeskanzler Schröder auf Anfrage mitteilte, hat auch die bundesdeutsche Armee keinen aufgestellt, weil diese Aufgabe der internationalen Gemeinschaft zukomme."
Die kontaminierten Gebiete wurden zuerst von Spezialisten der jugoslawischen Armee, später von jugoslawischen Wissenschaftlern identifiziert, abgesteckt und mit Schildern ausgestattet, die auf die Lebensgefahr beim Betreten hinweisen. Waffenreste und Gebietsproben wurden entnommen, analysiert und in Atombehältern sicher verwahrt. "Die Gamma Dosis der Kontaktproben betrug 0,1 mGy/h. [...] Uran hat eine extrem hohe Dichte und Konzentration von radioaktiven und toxischen Beiprodukten. Wenn ein Urangeschoß auf ein festes Hindernis trifft, steigt die Temperatur sehr hoch an. Dann verbrennt 10% der gesamten Masse von depleted uranium. Während sich bis zu 70% des depleted uranium Einschlags in ein oxidiertes Lufterdgemisch ändert, können seine Partikel durch den Wind, je nach meterologischen Bedingungen, noch weitere Gebiete vergiften. Uran-238 ist im Wasser und in den Körperflüssigkeiten schwach löslich, während Uranoxide löslicher sind. Langfristig können sie das Grundwasser und durch die Pflanzen in Form von Futter Tiere und Menschen kontaminieren. Bereits die Inhalierung von kleinsten Partikeln dieses radioaktiven und toxischen Erd-Luftgemischs (bereits 5 ų) verursacht Krankheiten, wie Dermatitis, Nierenschäden, akute nekrotische arterielle Verletzungen, Krebserkrankungen der inneren Organe und Tod. Nach einer sehr langen Periode (20-25 Jahre) tauchen immer noch maligne Veränderungen auf, öfters Carcinome der Bronchien, Osteosarcome, Leukosen, Tumoren in der Leber."

Eine Kampagne informierte die Bevölkerung über die Gefahren dieser Waffen. Medizinische Prüfungen wurden von den potentiell am meisten gefährdeten Personen gemacht. Infolge der Streubreite der radioaktiven Erd-Luftpartikel ist es jedoch sehr schwierig, die Dekontamination des mit depleted uranium verseuchten Bodens vorzunehmen. Uran-238 gehört zu den Radionukleiden, deren langfristige Kontamination von Erde, Wasser, Gesteinen und Luft, von Menschen, Tieren und Pflanzen praktisch unbegrenzt ist.

"Beträchtliche Fonds müssen vorgesehen werden, um den größten Umfang des kontaminierten Bodens wegzubewegen und in speziellen radioaktiven Abfallkontainern zu plazieren. Dies wird die Assistenz der internationalen Gemeinschaft erfordern."

Schäden am Naturreichtum Jugoslawiens

"Bis 1999 war die Umgebung der BR Jugoslawien relativ gut bewahrt und weniger als in Ländern von West-, Zentral- und Osteuropa gefährdet. Jugoslawien zählte zu einer der 10 artenreichsten Gebiete Europas. Durch die UN-Sanktionen wurde die Implementation der von Jugoslawien angenommenen Prinzipien der Agenda 21 auf Eis gelegt. Da die Ökonomie mit reduzierten Kapazitäten arbeiten mußte, wurde eine Verringerung der Umweltgifte erwartet, aber entsprechend der restriktiven ökonomischen Möglichkeiten wurden Investitionen für den Schutz und die Verbesserung der Umwelt reduziert und die erwarteten Ergebnisse nicht erreicht. Der intensivierte Gebrauch von natürlichen Ressourcen ließ die Emissionen von Umweltgiften ansteigen, da. Instandsetzungen und Importe von überschüssigen Teilen unmöglich waren, und eine arme Qualität konsumiert wurde. Eine geringere Qualität der Ernteschutzsubstanzen wurden in der Landwirtschaft benutzt. Es gab einen Anstieg im Transport von gefährlichen Stoffen durch die FR Jugoslawien und ein Teil der gefährlichen Substanzen kam durch humanitäre Hilfe ins Land. Die Unterbrechung der internationalen Kooperation hatte ebenso negative Effekte auf den Umweltschutz. Die Bombardierung der FRY 1999 war ein weiterer Schritt zurück von der verträglichen Entwicklung, welche die Föderative Republik Jugoslawien 1992 gewählt hatte" (ebd., S. 15).

Konsequenzen für die Biodiversität

Die biologische Vielfalt von Serbien war direkt und indirekt negativen physischen, radiologischen und chemischen Auswirkungen der Kriegsaktivitäten ausgesetzt. Es gab eine fortgesetzte Zerstörung der Erd- und Wasserbevölkerung. Bewohner dieser Gebiete wurden extensiv zerstört. Toxische Substanzen fließen in tropische Eichen, Micro-Organismen im Wasser, in Pflanzen als Produzenten von organischer Materie (beide Algen und Erdpflanzen) und schließlich in den menschlichen Organismus. Diese mutagenischen, carcinogenen und teratogenen Substanzen zerstören die genetischen Komponenten der Biodiversivität. Die indirekten Effekte gefährden ebenfalls die Artenvielfalt, weil der Krieg in einer Periode stattfand, in der die Befruchtung von Tieren und Pflanzen stattfand (Folge: Abwesenheit von Vögeln und Insekten, chemische Vergiftung des Wassersystems und Unterbrechung der Wanderung, Flüge und des Herumschwärmens in der Frühlingszeit). Betrachten wir alle biologischen Niveaus - molekulare, zellulare, individuelle Bevölkerung, Arten, Gemeinschaften, Ökosysteme, Biome und Biosphäre - so beeinflußte der Krieg aufgrund der hierarchischen Organisation des Lebens die Biodiversivität in Jugoslawien negativ. Diese Hierarchie ist in einem Zustand dynamischen Gleichgewichts, während Menschen nur eines der Subsysteme ausmachen. Ein Wechsel in irgend einem Teil des Systems das ganze System betrifft und all seine Teile. Biodiversivität aller Arten der ökologischen Interaktionen, die während einer langen Evolutionsperiode herausgebildet wurden, ist die Basis der Existenz, Komplexität, Stabilität und das Funktionieren jeden Ökosystems, Biome, wie die Biosphäre als ein Ganzes und als ein Schlüssel zum Überleben und zur Evolution jeder Spezies, den homo sapiens eingeschlossen" (ebd., S. 71 f.).

"Die Wasserressourcen der FR Jugoslawien bestehen in einem durchfließenden Wasser aus anderen Territorien in einer Länge von 175 x 109 m3, der totalen Wassermenge von 207 x 109 m3. Lokales Wasser umfaßt 32 x 109 m3, aufbereitetes Wasser 90 x 109 m3, es existiert eine Verdunstung von 58,9 x 10 9 m3. Infolge der Sanktionen war der Transitverkehr auf der Donau nicht mehr so umfangreich. Für Fluß- und Strandreinigung blieb nicht genug Geld. Der Krieg hat hier große Schäden angerichtet. Nur noch wenige Schiffe verkehren seitdem auf der Donau, so daß hierdurch eine Erholung hinsichtlich der Ölspuren der Tanker zu erwarten ist... Die NATO-Bombardierung der Flüsse, Sedimente und Industrie wirkte sich negative auf die Qualität des Wassers, der Sedimente und der Wasserorganismen in den Flüssen aus, die entweder von den Bombardements selbst betroffen waren oder sekundär oder langfristig durch Grundwasserverseuchung gefährdet sind. Die Möglichkeit, dieses Wasser zum Trinken für alle Tiere und Menschen und für die Landwirtschaft und Fischteiche zu verwenden, wurde maßgeblich gefährdet. "Der Zustand der Erde: Landwirtschaftlich nutzbarer Boden ist nicht zerstört durch Übersäuerung und zuviel Alkaloide und hat ein zufriedenstellendes Niveau hinsichtlich der Biogenese, aber es gibt eine leichte Schwächung im Humusgehalt. Die Konzentration von riskanten und gefährlichen Substanzen ist weit von einem alarmierenden Level entfernt, außer in der unmittelbaren Nachbarschaft von gewissen Gasminen, industriellen und thermoelektrischen Einrichtungen. Auf diese Weise ist der Boden sehr vorteilhaft für die Produktion von Nahrungsmitteln von hoher Qualität.

Bodenschäden oder Bodenerosion verdanken sich unterschiedlichen Faktoren, einschließlich der häufigsten: Erze, Kohle und offene Eisenminen, Schwerwasser, Schwermetalle, städtische, ländliche und Wochenendaktivitäten, verschiedene Sporteinrichtungen, Flugzeuge, Verkehrsadern, Industriekomplexe und verschiedene chemische Zusammensetzungen, die in der Landwirtschaft genutzt wurden. Die schlechtere Struktur des Bodens besteht zu 30 % aus offenen Eisenminen, 20% aus Rückständen, 20% aus Niederschlägen von verschiedenen Substanzen, 10% aus Besiedlung, und 25% aus Fabriken, Verkehrswegen und andere Einrichtungen."

Der Zustand der Wälder: Das gesamte Waldland in Jugoslawien umfaßt 2.337,00 Hektar und 2.858,00 Hektar (85 %) sind mit Wald bedeckt. Die gesamte Waldfläche macht 28 % aus, welches die höchste in Europa ist. Dieses Faktum ermutigt, da Schäden für Bäume von allen Quellen, verglichen mit den vorigen Jahren dank der intensiven Art der Aufforstung und des Waldschutzes, in den letzten Jahren reduziert werden konnten.

Luftqualität: 25 metereologische Stationen, ein lokales städtisches Netzwerk von 28 speziellen Maßstationen für Luftverschmutzung und ein Netzwerk von 14 Meßstationen für Industriezonen haben die Luftqualität gemessen. Ein Zielnetzwerk wurde in Belgrad und Pancevo von März bis Juni 1999 errichtet. Die Prüfung der Luftproben zeigten keine Abweichung von ETL (der Emissionsgrenzwerte) in Bezug auf die spezifischen Luftverschmutzungen. Periodische Abweichungen von den beschriebenen Normen für spezielle Luftverschmutzer wurden in Industriezonen registriert. Vom März bis Juni 1999 war eine beträchtlicher Anstieg des Niederschlags von totaler Verschmutzung, von ganzen herunterfallenden Teilen, individuellen Schwermetallen (Cd, Cr, Ni und polycyclischen aromatischen Hydrokarbonen (PAHs) in den Meßstationen zu bemerken).

Im "FR Yugoslavia Report" vom Februar 2000 in Kapitel 7 heißt es zu den Bombenschäden in der Natur:
"Allein im ersten Nationalpark Serbiens (25,525 ha), Fruska Gora, und in dem einen der Vojvodina, die Heimat für mehr als 1.500 Pflanzenarten, reicher Fauna (200 Vogelarten), über 20 Baumgemeinschaften und 17 orthodoxen Klöstern ist, wurden durch 300-500 Bomben und 2 Cluster-Bomben, welche die NATO und USA vom 4. April bis 8. Juni 1999 abwarfen, 103 Krater produziert. Diese Krater in einer Tiefe von 5-8 m zerstörten 12.29 ha Erde und alles Leben darauf. In Iriški Venac, Kraljeve Stolice, Dubocas, Crveni Cot und Ravne entstanden Waldschäden im Umfang von 4,733 m3. Acht geschützte Pflanzenarten aus der Roten Liste der gefährdeten Flora erlitten direkten Schaden und wurden fast vollständig ausgerottet. Beträchtlicher Schaden an seltenen gefährdeten Vogelarten wurden 72 Tage lang während ihrer Nistperiode gestört. Während verschiedener Luftangriffe auf den TV-Turm in Iriski Venac wurde ein Besucherparkzentrum zerstört, ebenso 6 orthodoxe Klöster in Hopovo, Sisatovac, Ravanica, Mala Remeta, Jazak und Rakovac (Dinic, Stojsic und Paunovic, 1999).

Darüber hinaus gibt es noch viele Gebiete, in denen die Lage ähnlich aussieht, z.B. im Kapaonik Nationalpark. Der Park wurde 21 Tage lang mit 72 Projektilen und 10 Clusterbomben, beschossen. Dort gab es 62 Krater mit einem Umfang von 48 m, 2-8 m Tiefe und einem Gebiet von 176m2. Dieser Bereich repräsentiert 10,951 m2 des zerstörten Gebiets oder 0,01 % des gesamten Parks. Rechnen wir das zerstörte Gebiet um die Krater und solche Landschaften, welche Feuer fingen infolge der Cluster-Bomben, so beträgt das gesamte Gebiet 54 ha oder 0,46% des Parks. [...]

Konsequenzen für die Biodiversität

Die biologische Vielfalt von Serbien war direkt und indirekt negativen physischen, radiologischen und chemischen Auswirkungen der Kriegsaktivitäten ausgesetzt. Es gab eine fortgesetzte Zerstörung der Erd- und Wasserbevölkerung. Individuen, Teile der Bevölkerung und Bewohner dieser Gebiete wurden extensiv zerstört. Negative Faktoren sind (und werden es für eine längere Periode sein), daß Grundelemente der tropischen Eichen, der Micro-Organismen im Wasser, in Pflanzen als Produzenten von organischer Materie (beide Algen und Erdpflanzen) getroffen wurden. Toxische Substanzen fließen in die tropischen Eichen und schließlich in den menschlichen Organismus. Die Ansammlung dieser Substanzen und ihre kumulierenden Effekte, ihre mutagenischen, carcinogenen und teratogenen Eigenschaften zerstören die genetischen Komponenten der Biodiversivität. Die indirekten Effekte gefährden ebenfalls die Artenvielfalt, welche schon den direkten Kriegsauswirkungen ausgesetzt war, als die Bevölkerungsstruktur, besonders jener sensible, wenig umfangreiche Bevölkerung gestört wurde. Diese Effekte wurden durch die Tatsache befördert, daß der Krieg in einer Periode stattfand, in der die Befruchtung von Tieren und Pflanzen stattfand (Folge: Abwesenheit von Vögeln und Insekten, chemische Vergiftung des Wassersystems und Unterbrechung der Wanderung, Flüge und des Herumschwärmens in der Frühlingszeit).

Die Kriegsschäden zeitigen negative Folgen hinsichtlich der Biodiversivität in Jugoslawien aufgrund der hierarchischen Organisation des Lebens, betrachten wir alle biologischen Niveaus – molekulare, zellulare, individuelle Bevölkerung, Arten, Gemeinschaften, Ökosysteme, Biome und Biosphäre. Diese Hierarchie ist in einem Zustand dynamischen Gleichgewichts, während Menschen nur eines der Subsysteme ausmachen. Behalten wir diesen Punkt im Bewußtsein, so ist leicht zu verstehen, daß ein Wechsel in irgend einem Teil des Systems das ganze System betrifft und all seine Teile. Alle Lebensformen auf unserem Planeten sind mehr als eine Sammlung von individuellen Arten. Biodiversivität als ein Phänomen schließt alle Arten der ökologischen Interaktionen und Beziehungen ein, die während einer langen Evolutionsperiode herausgebildet wurden. Das ist die Basis der Existenz, Komplexität, Stabilität und das Funktionieren jeden Ökosystems, Biome, wie die Biosphäre als ein Ganzes und als ein Schlüssel zum Überleben und zur Evolution jeder Spezies, den homo sapiens eingeschlossen." (S. 67-72)


Wiederaufbau Jugoslawiens ...

Trotz der Sanktionen unternahmen die BürgerInnen des Milosevic-Regimes enorme Wiederaufbauleistungen seit Kriegsende. Der statistische Bericht der demokratischen Opposition macht diese deutlich: "Von 334,4 Objekten der Infrastruktur konnten erst 31,8, vom 258,0 Objekten der Elektro-Energie-Infrastruktur 40, von 2.609,9 Objekten des Industriekomplexes 81,9, von 201,0 Privatobjketen 17,9 wiederhergestellt werden. In Prozentzahlen wurde durch die NATO-Aggression 78,8 % der Infrastruktur zerstört, davon 10,5 wiederhergestellt, von 82,5 % bombardierten Wirtschaftsobjekten nur 3,0 %, von 29,9 % zerstörten Zivilobjekten nur 8,0 %. Insgesamt wurde von 191,2 % der zerstörten Objekte 5 % wiederhergestellt" (ebd., S. 11).

... und die Versprechen des Westens

Bereits kurz nach dem Wahlsieg der demokratischen Opposition in Jugoslawien zeigt sich, daß die Westeuropäer ihr Versprechen, die Sanktionen aufzuheben, nur partiell einlösen wollen. Das Flugverbot bleibt aufgehoben und das Ölembargo wird aufgehoben. Die Banksanktionen bleiben bestehen. Zur Debatte stehen die Investitionsbeschränkungen, von denen bisher nur 190 jugoslawische Firmen ausgenommen sind, die nachweislich zu Milosevic keine Verbindung haben. Die USA und NATO-Länder wollen sich Erpressungsmittel in der Hand behalten. Angesichts des durch den US- und Nato-Krieg in Jugoslawien angerichteten gesamten ökonomischen Schadens von 29.608,5 Millionen US-Dollar sind die von Holbooke vor der Wahl versprochenen 2,3 Milliarden Euro, die bis 2006 ausgezahlt werden sollen, Wiederaufbauhilfe ein Tropfen auf den heißen Stein (Tanjug, Beta, INET/BK-TV, 9.10.2000).

Die am 13. Oktober in Biaritz von der Europäischen Union beschlossene Soforthilfe in der Höhe von 400 Millionen Mark für Serbien ist eine wichtige Maßnahme, die aber die Probleme nicht löst. Am Beispiel der aus der Bundesrepublik Jugoslawien ausgeschiedenen Länder konnten die Bürger erkennen: solche Wiederaufbaugelder fließen zumeist in die Taschen der Länder, die sie einbezahlt hatten. Bereits während des Kriegs wurde in Deutschland (GTZ) errechnet, wieviel an Gewinn ein Wiederaufbau bringt. Zum anderen soll über die Höhe der Wiederaufbauhilfe nun erst verhandelt werden. Weltbank und Internationaler Währungsfonds erwarten erst die Tilgung der vor etwa 10 Jahren gemachten Schulden in Höhe von 1,7 Milliarden US-Dollar nach einem von ihnen vorgeschlagenen neoliberalen Plan (BK-TV/INET, Brüssel, 13.10.2000). Eine Aufrechnung eines Teils der von der NATO verursachten Schäden mit den offenen Rückzahlungen an die Europäische Bank könnte eine Lösung bringen. Aber ein solcher Vorschlag wurde bisher nirgens gemacht. Daher ist ein Elitenwechsel bei weiterer Verarmung Serbiens in Sicht. Ungeklärt ist die Frage eines Mandats der NATO über den Kosovo, was aus ihren Interessen wird, wenn sie den Kosovo, wie es in den Gesetzen steht, an Jugoslawien zurückgeben müssen. Kostunica hat bereits öffentlich verkündet, daß er als Präsident nur die erste Ordnung des Landes vornehmen und dann Neuwahlen für dieses Amt ausschreiben wird. Wie dann ein künftiger Präsident diese Angelegenheiten regelt, bleibt abzuwarten.

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