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60 Jahre Hiroshima - und kein Ende des Wahnsinns

Gedenkveranstaltungen so zahlreich wie nie zuvor - Presseerklärung im Wortlaut

Im Folgenden dokumentieren wir eine Pressemitteilung aus der Friedensbewegung, in der ein Überblick über die bevorstehenden Aktivitäten zum Gedenken an Hiroshima und Nagasaki - 60 Jahre nach den Atombombenabwürfen - gegeben wird.



60 Jahre Hiroshima - und kein Ende des Wahnsinns

Presseerklärung des Bundesausschusses Friedensratschlag
  • Überall Aktionen der Friedensbewegung zum Hiroshima-Tag
  • Kein Grund zur atomaren Entwarnung
  • Abzug der Atomwaffen aus Deutschland gefordert
  • Vorschlag aus Hiroshima: Atomwaffenkonvention
  • Kampagne "atomwaffenfrei 2020" von über 200 Städten und Gemeinden
Kassel, 28. Juli 2005 - Anlässlich des 60. Jahrestags der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki (6. und 9. August 1945) appelliert die Friedensbewegung an Politik und Öffentlichkeit, alles zu unternehmen, um die gefährlichste aller Waffen für immer zu beseitigen. "Ginge es nach dem Willen der Weltbevölkerung, so müssten diese heimtückischen Massenvernichtungswaffen sofort geächtet und abgeschafft werden", betonte ein Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag.

Über 110 Veranstaltungen, Mahnungen und Kundgebungen finden in diesem Jahr zwischen dem 6. und 9. August hier zu Lande statt. "Seit den 80er Jahren hat es nicht wieder so viele Hiroshima-Gedenkveranstaltungen gegeben wie heuer." Das Spektrum der lokalen Veranstaltungen und Aktionen reicht von Vortrags- und Informationsabenden über Mahn- und Gedenkkundgebungen sowie traditionelle Lichterzeichen bis hin zu einem großen Benefizkonzert in Berlin (veranstaltet von der IPPNW). Es gibt kaum eine Großstadt, in der nicht auf besondere Weise des Hiroshima-Nagasaki-Tages gedacht wird; hier eine Auswahl: Augsburg, Berlin, Bielefeld, Bonn, Braunschweig, Bremen, Darmstadt, Dortmund, Düsseldorf, Erfurt, Frankfurt a.M., Freiburg, Göättingen, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Kassel, Kiel, Köln, Krefeld, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Stuttgart, Ulm, Wuppertal. (Eine umfassende, wenn auch nicht vollständige Übersicht über die Aktivitäten zum Hiroshimatag können Sie dem Terminkalender der Bonner Friedenskooperative entnehmen: http://www.friedenskooperative.de/ )

Auch 60 Jahre nach Hiroshima gibt es keinen Grund zur Entwarnung. Der Bundesausschuss Friedensratschlag sieht im Gegenteil sechs Anzeichen dafür, dass sich die atomare Gefahr erhöht:
  1. Die fünf Atommächte USA, Russland, Frankreich, Großbritannien und China verfügen immer noch über die riesige Menge von über 20.000 Atombomben. Alles menschliche Leben auf dieser Erde könnte damit mehrfach total vernichtet werden.
  2. Die USA beharren noch immer auf dem angeblichen Recht zum "Erstschlag" mit Atomwaffen. Aktuell wird sogar der Ersteinsatz gegen Länder ohne Atomwaffenbesitz möglich. Russland verhält sich ähnlich.
  3. Die siebte Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag im Mai d.J. in New York ist u.a. daran gescheitert, dass die USA und die anderen Atomwaffenstaaten nicht bereit sind, ihre Arsenale wirklich abzurüsten, obwohl Art. 6 des Vertrags dies vorsieht. Insbesondere die USA sind auch nicht bereit, auf die Neuentwicklung einer ganz neuen Generation von Atomwaffen (sog. "mini nukes") zu verzichten.
  4. Indien und Pakistan haben sich Atomwaffen und Trägersysteme zugelegt und drohen damit, im Krieg um Kaschmir Atombomben einzusetzen. Begründet wird dies u.a. mit Lehren aus dem NATO-Krieg gegen Jugoslawien.
  5. Auch Nordkorea hat sich inzwischen zum Atomwaffenstaat erklärt. Andere Länder werden folgen.
  6. Noch immer halten die USA auf deutschem Boden (in Ramstein und Büchel) eine geheim gehaltene Zahl von B61-11 Atombomben bereit, jede davon mit der 5-fachen Sprengkraft der Hiroshima-Bombe ausgestattet.
Die Bundesregierung und das Parlament haben es bisher unterlassen, gegenüber den USA und der NATO darauf zu bestehen, dass die Atomwaffen aus Deutschland abgezogen werden. Der "Friedensratschlag" wird den bevorstehenden Wahlkampf u.a. dazu nutzen, von den Kandidaten Auskunft über ihre Haltung zu dieser Frage zu erhalten. Der Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland und Europa wäre ein erster wichtiger Schritt zur atomaren Abrüstung. 92 Prozent der Deutschen erwarten laut Forsa-Umfrage die dringende Beseitigung dieser Waffen.
Ein zweiter Schritt wäre der erklärte Verzicht Washingtons auf die Weiterentwicklung moderner Atomwaffen.
Ein dritter Schritt wäre der Abschluss einer völkerrechtlich verbindlichen Atomwaffenkonvention, wie sie der Bürgermeister von Hiroshima für das Jahr 2010 (Jahr der nächsten Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrags) gefordert hat. Nur so können auch die atomaren Schwellenländer zum Verzicht auf die Entwicklung eigener Atomwaffen gebracht werden. "Wer von Nordkorea oder vom Iran atomare Enthaltsamkeit verlangt, muss mit gutem Beispiel voran gehen und selbst abrüsten", betont der Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag.

Der Bundesausschuss Friedensratschlag ruft die Friedensgruppen in Deutschland auf, sich vor Ort dafür einzusetzen, dass die Städte und Gemeinden Mitglied der der weltweiten Vereinigung "Mayors for Peace" werden. Bisher haben sich in Deutschland über 200 Städte und Gemeinden dieser Kampagne "atomwaffenfrei 2020" angeschlossen. Weltweit sind es mehrere tausend.

Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Peter Strutynski (Sprecher)


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