Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Pentagon prüft Strategie präventiver Atomangriffe

Das Dokument sei seit dem 15. März im Umlauf, meldet AFP

Im Folgenden dokumentieren wir eine äußerst beunruhigende Agenturmeldung von AFP vom 11. September 2005. Das Dokument, um das es geht, kann hier im Original eingesehen werden:

Doctrine for Joint Nuclear Operations /Doktrin für gemeinsame nukleare Operationen

Final Coordination (2) 15 March 2005 / Das Dokument aus dem US-Verteidigungsministerium im Original (pdf-Datei)



Das Pentagon in Washington prüft derzeit eine neue Verteidigungsdoktrin, die präventive Atomangriffe gegen feindliche Staaten und Extremistengruppen empfiehlt. Das Dokument sei seit dem 15. März im Umlauf und in Reaktion auf die neue Weltlage seit dem 11. September 2001 erstellt worden, sagte ein ranghoher Beamter des Verteidigungsministeriums in Washington. Sinn der in dem Papier entworfenen Strategie sei es, Feinde vom Einsatz von Massenvernichtungswaffen abzuschrecken. Pentagon-Chef Donald Rumsfeld habe das Papier bisher nicht gebilligt.

Der Entwurf, von dem AFP eine Kopie vorliegt, fordert die Befehlshaber der verschiedenen US-Einheiten weltweit auf, spezielle Pläne für den Einsatz nuklearer Waffen zu entwickeln. Er beschreibt Szenarien, unter denen es gerechtfertigt sein könne, grünes Licht vom Präsidenten für den Einsatz dieser Waffen einzuholen.

So könnte dem Entwurf zufolge ein präventiver Atomangriff vor allem auf Staaten oder Extremistengruppen ratsam sein, die einen Angriff mit Massenvernichtungswaffen auf die USA oder verbündete Kräfte planen. Der Einsatz von Nuklearwaffen könne aber auch beschlossen werden, um konventionelle Kriege rascher zu beenden oder "den Erfolg von US- und multinationalen Operationen zu gewährleisten". Anzeige

Auch sieht der Entwurf den Einsatz von Atomwaffen zur Zerstörung von biologischen Waffen vor, wenn dies nicht mit konventionellen Waffen möglich ist und der Feind zu deren Einsatz bereit scheint. Auch könnten Atomsprengköpfe zum Einsatz kommen, um Bunkeranlagen mit chemischen und biologischen Waffen beziehungsweise die Kommandozentrale für deren Einsatz zu zerstören.

In dem Papier heißt es weiter: "Für eine größtmögliche Abschreckung gegen den Gebrauch von Massenvernichtungswaffen ist es unerlässlich, die US-Truppen auf den Gebrauch von Atomwaffen wirkungsvoll vorzubereiten und dass die US-Truppen zum Einsatz von Atomwaffen entschlossen sind, falls dies zur Vorbeugung oder zur Vergeltung eines Einsatzes von Massenvernichtungswaffen notwendig ist." Dabei sollten die USA mit Atomwaffen auch gegen feindliche Staaten vorgehen, die versuchten, militante Extremistengruppen mit ABC-Waffen auszurüsten.

Die Doktrin würde das Pentagon zudem ermächtigen, Atomwaffen in allen Regionen der Welt zu stationieren, in der ihr Einsatz am ehesten gefragt sein könnte. Die Truppen und ihre Kommandeure müssten zudem ständig im Umgang mit Nuklearwaffen geschult werden.

Quelle: AFP, 11. September 2005


Zurück zur Seite "Atomwaffen"

Zur USA-Seite

Zurück zur Homepage