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Geschenke und Graupengrütze

Russland beging den 68. Jahrestag des Sieges über den Hitlerfaschismus

Von Irina Wolkowa, Moskau *

Mit einer großen Militärparade in Moskau, Veteranentreffen und Volksfesten im ganzen Land hat Russland an den Sieg über den Hitlerfaschismus im Zweiten Weltkrieg erinnert.

Eindrucksvolle Militärtechnik rollte am Donnerstag bei der Parade zum 68. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion im Großen Vaterländischen Krieg über den Roten Platz in Moskau: Panzer T-90, Panzerwagen des Typs Tiger und Russlands neuer Schützenpanzer BTR-82A sowie Selbstfahrlafetten Msta-S, Luftabwehrsysteme BUK-M2, Raketenwerfer Panzir-S und Raketenabwehrsysteme - darunter Iskander M und Topol-M, denen die NATO aus Sicht russischer Experten für Jahrzehnte nichts Gleichwertiges entgegensetzen kann. Es folgten Startfahrzeuge der Fliegerabwehrraketen S-400-Triumph. Dazu spielte ein Militärorchester bekannte Märsche, darunter »Steh' auf, du großes Land, zum Heiligen Krieg«, ein Lied, das durch das Alexandrow-Ensemble weltweit bekannt wurde. Zum Abschluss der Parade flogen 68 Flugzeuge aus 17 Fliegergruppen der Luftstreitkräfte in niedriger Höhe über die Tribünen hinweg, auf denen die Staatsführung, ausländische Gäste und die letzten noch lebenden Kriegsveteranen Platz genommen hatten.

Es war die erste Parade für Verteidigungsminister Sergej Schoygu, der im offenen SIL-Wagen die Front der rund 11 000 angetretenen Soldaten abfuhr und danach Präsident Wladimir Putin, der qua Amt auch Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte ist, Meldung erstattete.

Russland, so der Kremlchef in seiner kurzen Ansprache, werde nicht zulassen, dass neue Kriege entfesselt werden. »Wir«, so Putin wörtlich, »haben die Tragödie des Krieges noch gut im Gedächtnis und werden niemandem erlauben, unsere Kinder, unsere Familien und unser Haus zu bedrohen.« Der Sieg der Sowjetunion 1945 sei Symbol für Treue und Ergebenheit gegenüber der Heimat und der Einheit der Völkerfamilie der Russischen Föderation. Die Größe dieses Sieges, der die Tür zu einer Welt ohne Kriege aufgestoßen habe, werde für immer im historischen Bewusstsein der Völker Russlands verankert bleiben.

Kritische Blogger monierten indes, dass Putin nicht einmal die westlichen Alliierten und deren Beitrag zum Sieg über den Hitlerfaschismus erwähnte.

Am Nachmittag fanden in allen Städten Russlands Volksfeste und Treffen ehemaliger Frontsoldaten und Partisanen statt. Spontan überreichten Jüngere ihnen Nelken und kleine Geschenke. In Moskau hatten sich im Garten des Eremitage-Theaters gegen Abend wie jedes Jahr Hunderte Menschen zum historischen »Ball des Sieges« eingefunden, tanzten zu den Klängen der Lieder des Krieges in Kleidern und Uniformen der damaligen Zeit und verkosteten Graupengrütze aus der Feldküche.

Nach dem Ende der Festveranstaltungen um 22 Uhr Ortszeit verfolgten die Hauptstädter auf zentralen Plätzen und von den Balkons der Hochhäuser ein grandioses Feuerwerk, des seit über fünfzig Jahren ebenfalls traditioneller Bestandteil der Feierlichkeiten zum Tag des Sieges ist.

* Aus: neues deutschland, Freitag, 10. Mai 2013


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