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Kriegsmanagement

Thüringen: Bundeswehr eröffnet Logistikkommando in Erfurt, um Einsätze rund um den Erdball besser zu koordinieren

Von Susan Bonath *

Die Kriegseinsätze der Bundeswehr sollen künftig effektiver koordiniert werden. Dafür hat die Truppe am Dienstag in Thüringens Landeshauptstadt Erfurt ein neues Logistik-Kommandozentrum eröffnet. Panzer, Raketen, Waffen, Lebensmittel für Soldaten – was immer das Militär zu transportieren hat und egal wohin, wird jetzt von Erfurt kommandiert. Umsetzen sollen die Lieferungen 66 Standorte in der gesamten Bundesrepublik mit insgesamt 23000 Soldaten. Bislang betreibt die Bundeswehr 17 Logistikzentren, die künftig dem Erfurter Kommando unterstehen. Dort sind Munition und Ausrüstung gelagert.

Generalmajor Hans-Erich Antoni erklärte dem MDR Thüringen, daß dafür ab März vorerst etwa 300 zusätzliche Soldaten, langfristig 850 aus dem Köln-Bonner Raum nach Erfurt abkommandiert würden. Die anderen Mitarbeiter und Soldaten stammen aus dem vorzeitig geschlossenen Wehrbereichskommando III, wie Vizeadmiral Manfred Nielsen ergänzte. Das »logistische Großprojekt« solle der geplante Abzug aus Afghanistan werden. Zudem stünden Lieferungen von Patriot-Flugabwehrraketensystemen an die türkisch-syrische Grenze an, informierte die Bundeswehr weiter. Über diese Waffentechnologie, mit der die Türkei angeblich syrische Angriffe abwehren soll, verfügen nur Deutschland, die Niederlande und die USA.

Auch nach Mali könnte demnächst Kriegsgerät geliefert werden. Zur Zeit prüft die Bundesregierung den dortigen Einsatz und kündigte bereits eine logistische Beteiligung an. Seit vergangenem Freitag fliegt Frankreich Luftangriffe auf seine ehemalige Kolonie. Ziel sind vermutete Stellungen islamistischer Rebellen, die seit einem dreiviertel Jahr etwa zwei Drittel von Mali kontrollieren. Die Lage ist unübersichtlich; Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht, es gab bereits mehrere zivile Tote, deren genaue Zahl unbekannt ist. »Mali ist ja zur Zeit noch in der politischen Debatte. Wenn die ausgestanden ist, sind wir in der Lage, sehr schnell zu reagieren«, blickte Antoni auf MDR-Nachfrage voraus.

Thüringens Innenminister Jörg Geibert sagte bei der Zeremonie am Dienstag, die neue Einheit sei »sehr, sehr positiv« und eine »sehr schöne Angelegenheit«. Der Freistaat profitiere von den neuen Arbeitsplätzen, was sich auf Wirtschaft, Immobilien- und Wohnungsmarkt auswirke, so Geibert. Er sei »stolz«, daß Thüringen nun »Standort eines der fünf Führungskommandos der Bundeswehr« sei.

Erst am 11. Dezember wurde in Erfurt das »Karrierecenter« der Bundeswehr eingeweiht, das an die Stelle des Kreiswehrersatzamtes tritt. Dort und in 15 weiteren »Centern« sollen in diesem Jahr bundesweit 13000 neue Zeitsoldaten, 14000 Reservisten und 900 »zivile« Mitarbeiter rekrutiert werden. In Erfurt sind zudem das Landeskommando Thüringen, das Feldjägerregiment 3, das Führungsunterstützungsbataillon 383, das Dienstleistungszentrum und die regionale Sanitätsversorgung stationiert.

* Aus: junge Welt, Donnerstag, 17. Januar 2013


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