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Nazi-Name von Kaserne entfernt

Proteste hatten Erfolg

Von René Heilig *

Die Proteste haben gefruchtet: Die Gebirgsjägerkaserne in Bad Reichenhall bekommt nach 46 Jahren einen neuen Namen. Im Jahr 1966 war sie nach Wehrmachtgeneral Rudolf Konrad benannt worden, der nach dem Krieg Chef der Gebirgsjägerkameradschaft war. Treibende Kraft für die Ehrung des Nazi-Generals war CSU-Chef und Bundesminister Franz-Josef Strauß.

Konrad war ein fanatischer Anhänger des Nazi-Regimes und bekennender Antisemit. Im Zuge der sogenannten Partisanenbekämpfung hat er unter anderem auf der Krim ganze Ortschaften ausgelöscht.

Im Bayerischen Fernsehen kündigte Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt (CSU) am Freitag die Umbenennung noch für dieses Jahr an. Die »Initiative gegen falsche Glorie« schlägt vor, die Kaserne nach Feldwebel Anton Schmid zu benennen. Der wurde am 13. April 1942 von den Nazis hingerichtet, weil er während des zweiten Weltkriegs Hunderte Juden aus dem Ghetto in Vilnius gerettet hatte. Schmid war Österreicher, die Kaserne liegt nur wenige Kilometer von der Grenze zu Österreich entfernt. Aus Sicht von Oberleutnant Johannes Schmid, Sprecher der Gebirgsjägerbrigade 23, ist der Vorschlag jedoch »aus der Luft gegriffen« und hat keine Chance. »Die Entscheidung trifft das Bundesverteidigungsministerium.«

* Aus: neues deutschland, Montag, 23. April 2012


Ulla Jelpge, MdB, schreibt in ihrem Newsletter vom 23. April 2012:

Die Medienberichte über die bevorstehende Umbenennung der General-Konrad-Kaserne in Bad Reichenhall sind von der Bundesregierung auf eine Schriftliche Frage hin weitgehend bestätigt worden.
Zeit wird es: Der Namensträger war ein fürchterlicher Nazi. Die Bundesregierung legt zwar nicht gerade übergroßen Eifer an den Tag, kündigt aber an, dass "seit einiger Zeit bestehende Überlegungen zu einer Neubenennung der Liegenschaft ... in überschaubarer Zeit bewertet und entschieden" werden.

Dass die Namensänderung mehr als eine - wenn auch überfällige - kosmetische Änderung ist, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Die Bande zur Wehrmacht wird die Bundeswehr so schnell nicht kappen... der Kameradenkreis der Gebirgstruppe lässt grüßen.

Nachfolgend der Text meiner Frage, die Antwort kann hier heruntergeladen werden.

Frage: Wie weit sind etwaige Überlegungen gediehen, die General-Konrad-Kaserne in Bad Reichenhall, deren Namensgeber ein fanatischer Gefolgsmann Hitlers war (was sich beispielsweise in einem Tagesbefehl von Anfang 1942 dokumentierte: "Dem Führer und seinem Werk gehören unsere ganze Hingabe", der Tagesbefehl hatte eine Anlage, in der ausgeführt wurde, die Juden seien "unser Unglück"; des weiteren behauptete er anlässlich des "Führergeburtstages" am 20. April 1942, es sei Hitlers Verdienst, "das Eindringen der bolschewistischen Horden nach Europa im richtigen Augenblick zu erkennen und den Stoß blitzschnell zu parieren"), umzubenennen, und welche Angaben kann die Bundesregierung zum Stand der Beratungen im Ministerium selbst oder der Belegschaft der betroffenen Kaserne über einen neuen Namen machen?

Die Antwort auf die Frage von Ulla Jelpke kann hier als pdf-Datei heruntergeladen werden:

Betreff: Möglicher Namenswechsel ...





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