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Sarah späht im All

Nach Drohnendebakel: Bundeswehr soll Aufklärungssatelliten für 800 Millionen erhalten *

Anders als bei dem gescheiterten Drohnenprojekt sei dieses Mal das Realisierungsrisiko gering, versichert das Verteidigungsministerium. Schließlich werde lediglich bereits existierende Technologie weiterentwickelt: Die Bundeswehr soll neue Späh-Satelliten im All bekommen. Kostenpunkt: 800 Millionen Euro. Dies geht aus einer Haushaltsvorlage hervor, über die der Bundestag voraussichtlich in der kommenden Woche entscheiden soll. Das neue Satelliten-Aufklärungssystem namens Sarah soll dem Papier zufolge vom Bremer Raumfahrtkonzern OHB sowie der EADS-Raumfahrttochter Astrium geliefert werden. Es soll den Vorgänger SAR-Lupe (Synthetic Aperture Radar) ersetzen, mit dessen fünf Satelliten die Bundeswehr seit 2008 die Erde aus 500 Kilometern Höhe bis in den letzten Winkel ausspähen kann. Zu den wesentlichen Zulieferern zählt nach Angaben aus Sicherheitskreisen der französische Rüstungskonzern Thales.

Sarah soll künftig nur noch aus drei Satelliten bestehen, aber eine bessere Leistung als das Vorgängersystem liefern, dessen Auflösung bereits bei unter einem Meter liegt. Die Inbetriebnahme der neuen Satelliten ist für 2019 vorgesehen. Mit dem neuen Projekt werde weiterhin eine Kooperation mit Frankreich bei der Satellitenaufklärung angestrebt.

Die gab es bisher arbeitsteilig. Die deutschen Satelliten lieferten Radarbilder auch bei Nacht und durch die Wolkendecke hindurch, die optischen Satelliten des französischen Systems Helios bei klarem Wetter.

Inzwischen orientiert Frankreich jedoch auch auf eine Zusammenarbeit mit Italien. Älteren vertraulichen Haushaltsunterlagen zufolge könne die BRD daher ihren Bedarf an optischen Bildern nicht mehr komplett aus Frankreich decken. Die Bundesregierung prüfe daher die Beschaffung eines eigenen optischen Satelliten für 170 Millionen Euro, um ihn dem Helios-Nachfolgesystem CSO (Composante Spatiale Optique) beizustellen, heißt es in dem vertraulichen Papier.

Das Bundesverteidigungsministerium erklärte dazu lediglich, man prüfe Möglichkeiten, die optische Aufklärung mit weiteren Mitteln zu stärken. »Diese Untersuchungen wurden nicht durch eine mögliche Kooperation zwischen Frankreich und Italien ausgelöst«, sagte ein Sprecher.

Bestrebungen zur Schaffung eines Aufklärungsverbundes für die gesamte Europäische Union gibt es aber nach Angaben der Bundesregierung nicht. Auf europäischer Ebene werde derzeit nur das zivile Satelliten-System Copernicus aufgebaut, dessen Fähigkeiten für eine militärische Nutzung nicht ausreichten, antwortete die Bundesregierung auf eine kleine Anfrage des Linken-Abgeordneten Jan Korte.

* Aus: junge Welt, Donnerstag, 20. Juni 2013


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