Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Der Abrüster

Thomas Küchenmeister wird für sein Engagement gegen Landminen ausgezeichnet

Jenny Becker *

Sie kämpfen gegen die Herstellung von Landminen und für eine verbesserte Opferhilfe. Darum bekommen Thomas Küchenmeister und das von ihm geleitete »Aktionsbündnis Landmine.de« morgen den Henry Mathews Preis verliehen. Der undotierte Preis wird seit 2007 vom Dachverband Kritischer Aktionäre vergeben, der sich seinerseits für soziale und ökologische Verantwortung von Unternehmen stark macht. Zur Begründung der diesjährigen Entscheidung hieß es, das Bündnis habe sich auf herausragende Weise für die Opfer von Waffenproduzenten eingesetzt und das öffentliche Bewusstsein für die Gefahren durch Minen und Streumunition geschärft.

In der Tat hatte es dem Bundestag schon 2007 eine Unterschriftenliste vorgelegt, in der sich über eine Million Bürger für ein Verbot von Landminen und Streumunition ausgesprochen hatten. In dem 1995 gegründeten Aktionsbündnis sind 17 deutsche Hilfswerke und Nichtregierungsorganisationen zusammengeschlossen, darunter etwa die Diakonie Katastrophenhilfe, Handicap International oder UNICEF. Küchenmeister wurde 1997 als Leiter angeworben, nachdem er gemeinsam mit Otfried Nassauer das Buch »Gute Mine zum bösen Spiel? Landminen made in Germany« veröffentlicht hatte. Der 53-Jährige studierte Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung an der Freien Universität Berlin und schrieb als Freier Journalist über Abrüstungsthemen.

Gegenüber dem ND unterstrich Küchenmeister besonders die Mitwirkung des Aktionsbündnisses an der aktuellen »Konvention zum Verbot von Streumunition«, die von über hundert Staaten unterzeichnet wurde und am 1. August 2010 in Kraft getreten ist. Die völkerrechtlich bindende Konvention sieht ein Verbot von Streumunition vor und verpflichtet darüber hinaus zu Maßnahmen der Opferhilfe. Die Zustimmung Deutschlands habe das Aktionsbündnis durch starke Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit maßgeblich vorangebracht, so Küchenmeister. Zugleich kritisierte er, dass deutsche Banken noch immer Kreditgeschäfte mit Produzenten von Streumunition tätigen. Hier sei ein striktes Investmentverbot gefordert, wie es in Belgien oder Irland längst existiere.

* Aus: Neues Deutschland, 17. September 2010

Henry Mathews Preis

Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre hat 2007 zum ersten Mal den Henry Mathews Preis verliehen. Der Preis ist nach dem langjährigen Geschäftsführer und Vorstandsmitglied des Dachverbands benannt. Henry Mathews hat den Dachverband geprägt wie kein anderer. Aus einem kleinen Kreis konzernkritischer Aktivisten entwickelte er einen schlagkräftigen Verband mit 30 Mitgliedsorganisationen.

Die Leipziger Künstlerin Verena Landau hat den Preis gestaltet. Er besteht aus der Videodokumentation Weggefährten und der Edition Kunstraub:Kopie. In der Videodokumentation werden neun Personen interviewt, die Henry Mathews kannten. Sie schildern ihre Begegnungen mit dem Menschen, der keinen gleichgültig ließ und dem Konzernkritiker, der geachtet und gefürchtet war. Die Edition "Kunstraub:Kopie" zeigt digitale Fotomontagen, in welchen die in der Hypovereinsbank ausgestellten Kunstrepräsentationen karikiert werden. Verena Landau hatte für den Dachverband bereits ein Kunstwerk geschaffen: in ihrer Edition pass_over verarbeitet sie Eindrücke von Hauptversammlungen, auf welchen die Kritischen Aktionäre anwesend waren.

Preisträger 2009:
Christiane Schnura und die Kampagne für Saubere Kleidung Die Kampagne für Saubere Kleidung arbeitet seit vielen Jahren eng mit dem Dachverband zusammen. Mitglieder der Kampagne nutzen für ihre Arbeit auch Aktionärshauptversammlungen verschiedener Konzerne, darunter Adidas, Puma und Metro, um sich für die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der internationalen Bekleidungs- und Sportartikelindustrie einzusetzen.

Preisträger 2008:
Gregor Böckermann und die Ordensleute für den Frieden (IOF) Bei der Jahresversammlung der Kritischen Aktionäre am 20. September 2008 in Köln wurde er nun zum zweiten Mal verliegen. Die Preisträger zeichnen sich durch ihr hartnäckiges Engagement und ihre phantasievollen Aktionen gegen die Geschäftspolitik der Deutschen Bank aus.

Preisträger 2007:
die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald Sie hat mit ihrem Engagement erheblich dazu beigetragen, dass deutsche Großbanken sich aus der Finanzierung eines risikoreichen Projektes, der Errichtung des Atomkraftwerks Belene (Bulgarien), zurück gezogen haben.




Zur Seite "Friedenspreise"

Zur Landminen-Seite

Zur Friedensbewegungs-Seite

Zurück zur Homepage