Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Der Friedensnobelpreis

Zur Geschichte und zur Vergabepraxis - Alle Friedenspreisträger seit 1901

Die im Folgenden mitgeteilten Informationen über den "Nobelpreis" haben wir einer Internetseite entnommen, die angeboten und verwaltet wird von Christoph und Münevver Poppe, Ulupinar Köyü - Cirali, Kemer - Antalya. Es handelt sich um ein Open-Source-Projekt. Hier finden Sie zur Website:
www.nobelpreis.org.



Der Nobelpreis dürfte ohne Zweifel die höchste Ehrung sein, die einem Wissenschaftler zuteil kommen kann. Er wurde vom schwedischen Erfinder und Industriellen Alfred Nobel (1833-1896) gestiftet. Seit 1901 wird der Nobelpreis alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, verliehen. Traditionell werden der Friedensnobelpreis vom norwegischen König in Oslo und die übrigen Nobelpreise vom schwedischen König in Stockholm überreicht. Finanziert wird der Nobelpreis aus dem Zinsertrag, den ein treuhänderisch verwalteter Fonds erbringt. Eine Ausnahme bildet der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ("Preis für Ökonomische Wissenschaften in Erinnerung an Alfred Nobel"), der seit 1969 von der Sveriges Riksban, der schwedischen Reichsbank in Erinnerung an Nobel gestiftet wird. Sehr streng genommen ist der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften so gesehen kein "richtiger" Nobelpreis. Da auf der offiziellen Homepage des Nobelkomitees jedoch kein Unterschied gemacht wird, wollen auch wir den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften wie einen "echten" Nobelpreis betrachten. Mit dem Nobelpreis werden dem Preisträger eine Urkunde, eine Goldmedaille und einen Geldbetrag überreicht.

Die Nominierung für den Nobelpreis

Um für einen Nobelpreis in Frage zu kommen, muss man nominiert werden. Das Recht, eine Nominierung vorzuschlagen, haben je nach Preiskategorie unterschiedliche Personen:
  • Grundsätzlich vorige Nobelpreisträger der jeweiligen Kategorie
  • Für Physik, Chemie, Medizin und Wirtschaftswissenschaften sind ansonsten nur Mitglieder des jeweiligen Nobelkomitees, der Akademie der Wissenschaften, Professoren der jeweiligen Fachrichtung an bestimmten skandinavischen Universitäten und weitere ausgesuchte Individuen und Lehrkräfte an ausgewählten weiteren Universitäten nominierungsberechtigt.
  • Für den Nobelpreis in Literatur können Vorschläge von Literatur- und Linguistikprofessoren, Mitgliedern der Schwedischen Akademie und ähnlicher Institutionen, und den Präsidenten repräsentativer Schriftstellervereinigungen eingereicht werden.
  • Vorschläge für den Friedensnobelpreis kann jedes Mitglied einer Regierung oder eines internationalen Gerichts machen, sowie Professoren der Fachrichtungen Sozialwissenschaft, Geschichte, Philosophie, Recht und Theologie, sowie die Leiter von Friedensforschungsinstituten und ähnlichen Organisationen.
Gemäß den Statuten der Stiftung, werden Informationen über Nominierte und Nominierende, sowie diesbezügliche Meinungen und Untersuchungen seitens des Komitees, für einen Zeitraum von 50 Jahren unter Verschluss gehalten.

Alfred Nobel, der Mann hinter dem Nobelpreis - Kurzbiographie

Alfred Bernhard Nobel wurde am 21. Oktober 1833 als Sohn des Architekten und Baumeisters Immanuel Nobel in Stockholm geboren. Seine Kindheit verbrachte er in ärmlichsten Verhältnissen, nachdem der Vater Konkurs anmelden musste und 1838 nach St. Petersburg ging um dort eine mechanische Werkstadt zur Herstellung von Tretminen zu gründen. Im Jahre 1842 holte der Vater die Familie nach St. Petersburg. Die Firma des Vaters lief mittlerweile so gut (in den besten Zeiten beschäftigte er über 1000 Arbeiter), dass er seinen Söhnen eine erstklassige Schulbildung bieten konnte. Immanuel Nobel engagierte namhafte Privatlehrer, die seine Söhne in Mathematik, Physik, Chemie, Literatur, Geschichte, Philosophie, Russisch, Französisch, Englisch und Deutsch unterrichteten.

Von 1850 bis 1852 schickte sein Vater den erst 17-Jährigen Alfred Nobel auf eine Studienreise nach Deutschland, Frankreich, Italien und in die USA. In Paris trat er zum ersten Mal in Kontakt mit einer Flüssigkeit, die sein Leben und das zahlreicher anderer bestimmen sollte: dem Nitroglycerin, der hochexplosiven Entdeckung des italienischen Forschers Ascanio Sobrero. Nach seiner Rückkehr nach St. Petersburg wurde er wie seine Brüder in der väterlichen Firma angestellt. Im Jahre 1856, nach Beendigung des Krimkrieges, ging es mit Immanuel Nobels Firma erneut rapide bergab, er musste wieder einmal Konkurs anmelden.

Nachdem die Eltern nach Schweden zurückgekehrt waren, versuchten die Brüder zu retten, was noch zu retten war. 1860 konnte Nobel sein erstes Patent anmelden, das Sprengöl, eine Mischung aus Schwarzpulver und Nitroglycerin. Am 14. Oktober 1863 wurden ihm die Rechte an dieser Erfindung zugeteilt. Am 3. September verloren fünf Menschen, unter anderen sein Bruder Emil, bei einer Explosion in Nobels Laboratorium ihr Leben. Mitte der 60er Jahre machte Alfred Nobel seine größte Entdeckung: das 1867 patentierte Dynamit.1875 konnte er eine verbesserte Variante, die Sprenggelatine patentieren. Nobel besaß über 90 Sprengstofffabriken auf fünf Kontinenten. Seine Brüder, die in Russland geblieben waren, investierten eifrig in die Ölindustrie: sie erschlossen Ölfelder in Baku und Aserbaidschan und bauten die ersten Öltanker und Pipelines der Welt.

Im Jahre 1890 ließ sich Nobel in San Remo nieder. Am 27. November 1895 unterschrieb er sein berühmtes Testament. Alfred Bernhard Nobel starb am 10. Dezember 1896 in San Remo. Nach einigen juristischen Auseinandersetzungen mit der Familie Alfred Nobels, die sich um ihr Erbe geprellt fühlte, konnte der Nobelpreis am 10. Dezember 1901 zum ersten Mal verliehen werden.



"Erbärmliches Halbleben, hätte vom menschenfreundlichen Arzt erstickt werden sollen, als er schreiend in dieses Leben trat. Größte Verdienste: die Fingernägel rein zu halten und nie jemanden zur Last zu liegen. Größte Fehler: keine Familie zu haben, keine frohe Laune, keinen guten Magen. Größter und einziger Anspruch: nicht lebendig begraben zu werden. Größte Sünde: nicht dem Mammon zu huldigen. Bedeutende Ereignisse in seinem Leben: keine."
Alfred Nobel über sich selbst



Das Testament Alfred Nobels

Am 27. November 1885 unterschrieb Alfred Nobel in Paris sein berühmtes Testament, das den Nobelpreis ermöglichte:

„... Mit dem ganzen Rest meines realisierbaren Vermögens ist folgendermaßen zu verfahren: Das Kapital, von den Testamentvollstreckern in sicheren Wertpapieren realisiert, soll einen Fond bilden, dessen jährliche Zinsen als Preise denen zugeteilt werden, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben. Die Zinsen werden in fünf gleiche Teile geteilt, von denen zufällt: ein Teil dem, der auf dem Gebiete der Physik die wichtigste Entdeckung oder Erfindung gemacht hat; ein Teil dem, der die wichtigste chemische Entdeckung oder Verbesserung gemacht hat; ein Teil dem, der die wichtigste Entdeckung auf dem Gebiete der Physiologie oder der Medizin gemacht hat; ein Teil dem, der in der Literatur das beste in idealistischer Richtung geschaffen hat; ein Teil dem, der am meisten oder am besten für die Verbrüderung der Völker gewirkt hat, für die Abschaffung oder Verminderung der stehenden Heere sowie für die Bildung und Verbreitung von Friedenskongressen. Die Preise für Physik und Chemie werden von der Schwedischen Akademie der Wissenschaften verteilt; die für physiologische oder medizinische Arbeiten vom Karolinischen Institut in Stockholm und die für die Eifrigsten im Kampf um den Frieden von einem Ausschuss von fünf Personen, die vom norwegischen Storting gewählt werden. Es ist mein ausdrücklicher Wille, dass bei der Preisverteilung keinerlei Rücksicht auf die Nationalität genommen werden darf, so dass nur der Würdigste den Preis erhält, ob er nun Skandinavier ist oder nicht...“

Dass ausgerechnet der Nobelpreis für den Frieden nicht in Stockholm sondern in Oslo verliehen werden sollte, sorgte am schwedischen Hof für wenig Begeisterung. Zu dieser Zeit war Norwegen nämlich noch ein Teil des schwedischen Reiches, der allerdings um seine Unabhängigkeit kämpfte. Auch die Schlussformulierung Alfred Nobels, in der Alfred Nobel schreibt, dass den Nobelpreis nur der Würdigste erhält, ob er nun Skandinavier ist oder nicht missfiel dem schwedischen Königshaus. Postum wurde Alfred Nobel von nationalistischen Kreisen in Schweden deshalb als Verräter am Vaterland gebrandmarkt. Der Nobelpreis wurde erstmalig am 10. Dezember 1901 verliehen.

Der alternative Nobelpreis

Der alternative Nobelpreis (Right Livelihood Award) hat mit dem Nobelpreis, um den es auf dieser Seite geht, nichts zu tun. Gestiftet von dem schwedisch-deutschen Schriftsteller und ehemaligen Mitglied des Europaparlamentes Carl Wolmar Jakob von Uexküll, einem Enkel des Meeresbiologen Baron von Uexküll, wird er seit 1980 alljährlich am 9. Dezember im schwedischen Parlament in Stockholm verliehen und ist derzeit mit ca. 220 000 Euro dotiert. Der alternative Nobelpreis wird an Personen, Organisationen und Repräsentanten von Bewegungen vergeben, die sich mit praktischen Handlungsanweisungen und Modellen für menschenwürdige Lebensweisen einsetzen.

Die aktuellen Träger des alternativen Nobelpreises wurden am 20. September 2004 im südindischen Hyderabad bekannt gegeben. Das Preisgeld von umgerechnet 220.000 Euro teilen sich die gebürtige Nicaraguanerin Bianca Jagger, prominente Ex-Ehefrau Mick Jaggers, der argentinische Wissenschaftler Raúl Alberto Montenegro sowie die russische Menschenrechtsorganisation Memorial. Den undotierten Ehrenpreis erhielten der Hindu Swami Agnivesh und der Moslem Asghar Ali Engineer.

Quelle: www.nobelpreis.org

Die Friedensnobelpreisträger/innen seit 1901

1901 Jean Henri Dunant (Schweiz)
1901 Frédéric Passy (Frankreich)
1902 Élie Ducommun (Schweiz)
1902 Charles Albert Gobat (Schweiz)
1903 Sir William Randall Cremer (England)
1904 Institut de droit international, Gent
1905 Bertha von Suttner (Österreich)
1906 Theodore Roosevelt (USA)
1907 Ernesto Teodoro Moneta (Italien)
1907 Louis Renault (Frankreich)
1908 Klas Pontus Arnoldson (Schweden)
1908 Frederik Bajer (Dänemark)
1909 Auguste Marie François Beernaert (Belgien)
1909 Paul B. Baron de Constant de Rebecque d'Estournelles (Frankreich)
1910 Bureau International Permanent de la Paix
1911 Tobias Michael Carel Asser (Niederlande)
1911 Alfred Hermann Fried (Österreich)
1912 Elihu Root (USA)
1913 Henri Marie La Fontaine (Belgien)
1917 Comité international de la Croix-Rouge (Schweiz)
1919 Thomas Woodrow Wilson (USA)
1920 Léon Victor Bourgeois (Frankreich)
1921 Karl Hjalmar Branting (Schweden)
1921 Christian Lous Lange (Norwegen)
1922 Fridtjof Nansen (Norwegen)
1925 Sir Joseph Austen Chamberlain (England)
1925 Charles Gates Dawes (USA)
1926 Aristide Briand (Frankreich)
1926 Gustav Stresemann (Deutschland)
1927 Ferdinand Buisson (Frankreich)
1927 Ludwig Quidde (Deutschland)
1929 Frank Billings Kellogg (USA)
1930 Nathan Söderblom (Schweden)
1931 Jane Addams (USA)
1931 Nicholas Murray Butler (USA)
1933 Sir Norman Lane Angell (England)
1934 Arthur Henderson (England)
1935 Carl von Ossietzky (Deutschland)
1936 Carlos de Saavedra Lamas (Argentinien)
1937 Robert Cecil of Chelwood (England)
1938 Office international Nansen pour les réfugiés (Schweiz)
1944 Comité international de la Croix-Rouge (Schweiz)
1945 Cordell Hull (USA)
1946 Emily Greene Balch (USA)
1946 John Raleigh Mott (USA)
1947 The Quakers: American Friends Service Committee (USA)
1947 Friends Service Council (England)
1949 Lord John Boyd Orr of Brechin (England)
1950 Ralph Johnson Bunche (USA)
1951 Léon Jouhaux (Frankreich)
1952 Albert Schweitzer (Frankreich)
1953 George Catlett Marshall (USA)
1954 UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge
1957 Lester Bowles Pearson (Kanada)
1958 Dominique Georges Pire (Belgien)
1959 Philip John Noel-Baker (England)
1960 Albert John Luthuli (Südafrika)
1961 Dag Hammarskjöld (Schweden)
1962 Linus Carl Pauling (USA)
1963 Comité international de la Croix-Rouge (Schweiz)
1964 Martin Luther King (USA)
1965 UNICEF
1968 René Cassin (Frankreich)
1969 Internationale Arbeitsorganisation
1970 Norman Ernest Borlaug (USA)
1971 Willy Brandt (Deutschland)
1973 Henry Alfred Kissinger (USA)
1973 Le Duc Tho (Vietnam)
1974 Seán Mac Bride (Irland)
1974 Eisaku Sato (Japan)
1975 Andrei Dmitrijewitsch Sacharow (Russland)
1976 Mairéad Corrigan (England)
1976 Betty Williams (England)
1977 Amnesty International
1978 Menachem Begin (Israel)
1978 Mohammed Anwar al-Sadat (Ägypten)
1979 Mutter Teresa (Indien)
1980 Adolfo Maria Pérez Esquivel (Argentinien)
1981 UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge
1982 Alva Myrdal (Schweden)
1982 Alfonso García Robles (Mexiko)
1983 Leszek (Lech) Walesa (Polen)
1984 Desmond Tutu (Südafrika)
1985 Internationale Ärztebewegung zur Verhütung eines Atomkriegs
1986 Élie Wiesel (USA)
1987 Oscar Arias Sánchez (Costa Rica)
1988 Friedenstruppen der Vereinten Nationen
1989 Dalai Lama (Tibet)
1990 Michail Sergejewitsch Gorbatschow (Sowjetunion)
1991 Aung San Suu Kyi (Birma)
1992 Rigoberta Menchú Tum (Guatemala)
1993 Frederik Willem de Klerk (Südafrika)
1993 Nelson Mandela (Südafrika)
1994 Jasir Mohammed Arafat (Palästina)
1994 Shimon Peres (Israel)
1994 Itzhak Rabin (Israel)
1995 Joseph Rotblat (England)
1995 Pugwash-Bewegung
1996 Carlos Filipe Ximenes Belo (Osttimor)
1996 José Ramos-Horta (Osttimor)
1997 Jody Williams (USA)
1997 Internationale Kampagne zur Ächtung von Landminen
1998 John Hume (England)
1998 David Trimble (England)
1999 Ärzte ohne Grenzen
2000 Kim Dae Jung (Südkorea)
2001 Kofi Annan (Ghana)
2001 Vereinte Nationen
2002 James Earl Carter (USA)
2003 Shirin Ebadi (Iran)
2004 Wangari Maathai (Kenya)


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