"Die Unterdrückung der Frauen ist grenzen-, klassen-, nationen- und religionsübergreifend und daher universell"
Aufrufe und Erklärungen anlässlich des "Internationalen Tags für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen" - amnesty international und Kurdisches Frauenbüro für Frieden
Im Folgenden dokumentieren wir zwei Erklärungen, die zum "Internationalen Tag für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen" veröffentlicht wurde. (Siehe hierzu auch die Resolution der UN-Generalversammlung.)
amnesty international Deutschland
PRESSEMITTEILUNGEN
Vergewaltigung in Uniform: Die stille Waffe der Polizei und Armee in Nigeria
Berlin, 22. November 2007 - Immer wieder werden in Nigeria Mädchen
und Frauen auf Wachen oder in Kasernen vergewaltigt. Die Täter sind
Polizisten und Soldaten im Dienst, ihre Opfer Schulmädchen,
Schwangere, ältere Frauen. "Mehr als die Hälfte der Vergewaltigungen,
die ai dokumentiert hat, wurden auf Polizeistationen oder in
Armeebaracken begangen. Um Geständnisse zu erzwingen, einzelne
Personen oder ganze Gemeinden einzuschüchtern", sagte Christian
Hanussek, Nigeria-Experte der deutschen Sektion von amnesty
international (ai). "Sexuelle Gewalt ist zu einer Art stillen Waffe
der Polizei und Armee geworden."" Anlässlich des Internationalen Tages
gegen Gewalt an Frauen am 25. November ruft ai mit bundesweiten
Aktionen die nigerianische Regierung auf, gegen jede Form sexueller
Gewalt vorzugehen.
Häufig werden Vergewaltigungsopfer von ihrer Familie oder
Gemeinschaft verstoßen und reden deshalb mit niemandem über das
Geschehene. Viele Frauen wissen nicht, wie und wo sie Hilfe erhalten
können. Deswegen zeigen nur wenige vergewaltigte Mädchen und Frauen
das Verbrechen an. "Kommt es zur Anzeige, behindern Korruption,
Inkompetenz und diskriminierende Gesetze die Strafverfolgung", so
Nigeria-Experte Hanussek. In den von ai untersuchten Fällen ist kaum
ein Täter verurteilt worden. Im Norden, wo das islamische
Scharia-Recht gilt, laufen die Frauen und Mädchen außerdem Gefahr,
wegen unbewiesener Anschuldigungen oder außerehelicher sexueller
Beziehung selbst verurteilt zu werden - manchmal sogar zum Tod durch
Steinigung.
ai fordert die nigerianische Regierung auf, ihren internationalen
Verpflichtungen nachzukommen, Vergewaltigung und sexuelle Gewalt zu
bekämpfen und der fest verwurzelten Kultur der Straflosigkeit ein
Ende zu setzen.
Detaillierte Informationen zu den ai-Aktionen, Petitionen und Briefen
finden Sie unter www.amnesty-frauen.de und unter
www.amnesty-nigeria.de. Den 40-seitigen Bericht Nigeria: Rape - the
Silent Weapon erhalten Sie über die ai-Pressestelle. (030/420248-306; e-mail:
presse@amnesty.de)
Kurdisches Frauenbüro für Frieden – Ceni e.V.
Demokratische Frauengruppe Dortmund
"Jin jiyane – jiyanê nekuje"
Frauensolidarität für eine gewaltfreie Welt [Auszüge]
Auch in diesem Jahr begehen wir Frauen mit unterschiedlichen Aktionen den 25. November, den internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen mit dem Wissen, dass Frauen noch immer weltweit unterschiedlichen Gewaltformen ausgesetzt sind.
Die Unterdrückung der Frauen ist grenzen-, klassen-, nationen- und religionsübergreifend und daher universell. Die geschlechtspezifische Gewalt ist eine Diskriminierungsform, die die Gleichstellung der Frau verhindert. Wenn wir uns die Statistiken und Fakten über die Gewalt an Frauen vor Augen führen, so ist es nicht falsch, diese als eine katastrophale Menschenrechtssituation zu definieren. Seit mehr als 5000 Jahren wird weltweit ein regelrechter Krieg gegen Frauen geführt. Kein Krieg dieser Erde hatte eine solche Dauer und ein derart zerstörerisches Ausmaß.
Einige Zahlen und Fakten dieses unbenannten Krieges:
-
Jede dritte Frau wird in ihrem Leben einmal vergewaltigt, geschlagen, oder auf andere Weise misshandelt.
- Die Folgekosten von Männergewalt werden in der Bundesrepublik auf etwa 14,5 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.
- Weltweit werden bis zu 70% der weiblichen Mordopfer von ihren männlichen Partnern ermordet. 1999 wurden allein in Russland 14.000 Frauen von ihren Partnern oder Verwandten umgebracht.
- Weltweit wurden schätzungsweise 130 Millionen Frauen genitalverstümmelt. Jedes Jahr erleiden weitere 2 Millionen dieses Schicksal.
- Mehr als 60 Millionen Frauen fehlen der Welt als Folge von geschlechtsselektiven Abtreibungen und Mädchenmorden.
- Jährlich werden schätzungsweise 5.000 Frauen im Namen der Ehre ermordet.
- 4 Millionen Frauen und Mädchen werden weltweit jährlich zum Zweck der Heirat, Prostitution oder Sklaverei verkauft.
- Vergewaltigung wird in allen Kriegen als Waffe eingesetzt: Allein in Ruanda wurden während des Völkermordes von 1994 ungefähr 500.000 Frauen vergewaltigt.
Frausein in Kurdistan
In Kurdistan sind Frauen Gewalt von allen Seiten ausgesetzt. Sie erleiden staatliche Verfolgung als Kurdinnen; sie werden verhaftet und gefoltert, weil sie sich für ihre demokratischen Rechte einsetzen. Selbst die Abgeordneten der DTP im türkischen Parlament und kurdische BürgermeisterInnen sind in ihrer politischen Arbeit tagtäglich von staatlicher Repression und Überfällen türkischer Nationalisten bedroht. Zugleich werden Frauen durch feudal-patriarchale Gesellschafts- und Familiennormen unter Druck gesetzt, zwangsverheiratet oder im Namen der Ehre bedroht und ermordet, weil sie sich den patriarchalen Traditionen widersetzen. Krieg und Besatzung festigen Gewaltverhältnisse und erhöhen das gesellschaftliche Gewaltpotential, das sich insbesondere in der Ausbeutung von Frauen und Kinder manifestiert. Untersuchungen haben ergeben, dass kurdische Frauen aufgrund des Krieges stark traumatisiert sind. Vor diesem Hintergrund ist die Umsetzung von Frauenrechten in Kurdistan eng mit einer friedlichen, politischen Lösung der kurdischen Frage verbunden. Jedoch zeigen der Beschluss des Türkischen Parlaments, die Militäroperationen in den kurdischen Gebieten auch über die Grenze in den Irak auszuweiten sowie die Zuspitzung von Krieg und Chauvinismus, dass das kurdische Volk und insbesondere kurdische Frauen mit einer weiteren Welle von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen konfrontiert sind.
(...)
Der Kampf der Frauen geht weiter
Trotzt dieser unerträglichen Umstände nimmt der Kampf und die Solidarität der Frauen mit jedem Tag zu. Immer mehr Frauen hinterfragen die ihnen aufgezwungene Rollenzuweisung und sagen: NEIN! Aber solange der Frauenkampf nicht eine globale Stärke erreicht, mit der diese patriarchale Ordnung zur Veränderung gezwungen wird, werden alle Errungenschaften in dieser Frage unzulänglich bleiben. Deshalb stehen wir Frauen auch in diesem Jahr weiterhin der Aufgabe gegenüber, unsere Organisierung, Kampf und Solidarität weiter zu entwickeln. Nur unter dieser Voraussetzung wird es gelingen, die Gewaltkultur im Allgemeinen, und die Gewalt gegen Frauen im Speziellen zu überwinden.
Lasst uns gemeinsam für eine Welt streiten, in der Frauen gleichwertig in die Produktionsverhältnisse bei gleichem und gerechtem Lohn einbezogen sind, kostenlos und gleichberechtigt Bildung, Gesundheit und soziale Sicherheit genießen können. Wir wollen eine Welt, in der Frauen ihr Recht auf eigenständiges und freies Leben verwirklichen können und in der kein Mensch aufgrund seines Geschlechtes, seiner ethnischen Herkunft, seines Glauben oder seiner Klasse diskriminiert wird.
(...)
Kurdisches Frauenbüro für Frieden – Ceni e.V.
Demokratische Frauengruppe Dortmund
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