Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

"Es ist Zeit zu erkennen, dass die Weltbank vor allem eine Bank ist"

Pressemitteilung zur Frühjahrstagung 2004 von IWF und Weltbank

Im Folgenden dokumentieren wir eine Presseerklärung von WEED zur Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfond (IWF) und Weltbank, die am 24. und 25. April 2004 stattfindet.


Pressemitteilung

SAPRI Bericht / Frühjahrstagung von IWF und Weltbank am 24. und 25. April


Der SAPRI Bericht ist eine 2004 veröffentlichte, fünfjährige Studie über die Auswirkungen der Strukturanpassungspolitik in verschiedenen Sektoren und Ländern. Die Studie wurde verfasst vom SAPRI Netzwerk (SAPRIN/ Structural Adjustment Participatory Review International Network, www.saprin.org), einer Kooperation zivilgesellschaftlicher Organisationen wie Nicht-Regierungs-Organisationen (ca. 700) und Gewerkschaften aus Süd und Nord, unter Einbeziehung von Regierungen und der Weltbank. Das Buch wurde auf einer Pressekonferenz von der Nicht-Regierungs-Organisation WEED (World Economy, Ecology & Development) und SAPRIN am 21. April 2004, 11 Uhr in der Heinrich Böll Stiftung in Berlin vorgestellt.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Strukturanpassungspolitik als Hauptursache zur weiteren Verarmung und sozialen Ungleichheit in den betreffenden Ländern beigetragen hat. Dieses Resultat steht im Kontrast zur Rhetorik der Armutsreduzierung von IWF und Weltbank.

So verlief die Liberalisierung im Handels- und Finanzsektor zu Lasten der einheimischen Produktion, dies insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Die Liberalisierung im Finanzsektor blockierte darüber hinaus produktive Investitionen. Strukturanpassungen in der Landwirtschaft und im Bergbau marginalisierten die ländliche Bevölkerung und erhöhten die Ernährungsunsicherheit; hinzu kommen die ökologischen Schäden. Die Arbeitsmarktpolitik hat die Arbeitsbedingungen verschärft und die Kinderarbeit verstärkt. Die restriktive öffentliche Ausgabenpolitik hat die Qualität des Bildungs- und Gesundheitssektors verschlechtert, die Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen den Zugang zu selbigen erschwert. Fallbeispiele der Studie sind Bangladesch, Equador, El Salvador, Ghana, Mali, Mexiko, die Philippinen, Simbabwe, Uganda und Ungarn.

Der SAPRI Bericht resümiert:
"Wenn es irgendeine Hoffnung auf sinnvolle Entwicklung in den Ländern des Südens und für eine nachhaltige Reduzierung von Armut und Ungleichheit gibt, müssen die vom Westen inspirierte Doktrin der Strukturanpassung und die neoliberale Wirtschaftspolitik aufhören." (SAPRI Report 2004: Structural Adjustment. The Policy Roots of Economic Crisis, Poverty and Inequality, SAPRIN, Zed Books, New York)

Von der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank am 24. und 25. April in Washington, auf deren Agenda auch wieder die Armutsreduzierung stehen wird, versprechen zivilgesellschaftliche Akteure wie WEED und SAPRIN sich wenig.

So äußert Ann Kathrin Schneider, Fachreferentin bei WEED:
"Wir erwarten wenig Fortschrittliches von der diesjährigen Frühjahrstagung von IWF und Weltbank. Das europäische Geschacher um die Nachfolge des IWF-Direktors Horst Köhler wird ein willkommener Anlass sein, um das Scheitern der HIPC-Entschuldungsinitiative (Heavily Indebted Poor Countries) und das Versagen der Institutionen bei der Entwicklungsfinanzierung unter den Tisch zu kehren."

John Y. Jones, Mitglied des SAPRIN-Lenkungskreises, bewertet die Politik der Weltbank wie folgt:
"Will man ein finanzorientiertes Entwicklungsparadigma, ist dieses der richtige Weg. Doch will man eine menschenzentrierte Zukunft, sind wir im falschen Zug. Es ist Zeit zu erkennen, dass die Weltbank vor allem eine Bank ist."

John Y. Jones, Institute for Global Networking, Information and Studies (IGNIS)
Ann Kathrin Schneider, WEED
Peter Wahl, WEED



Zurück zur Seite "Globalisierung"

Zur Presse-Seite

Zurück zur Homepage