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UNICEF: Kinder brauchen Schutz und Chancen

Weltkindergipfel in New York vom 8.-10. Mai 2002

UNICEF-Pressemitteilung, 2. Mai 2002

UNICEF ruft die Staatschefs und Regierungen dazu auf, den Weltkindergipfel in New York vom 8.-10. Mai als Wendepunkt für die Verwirklichung der Kinderrechte zu nutzen. Die Sondersitzung der UN-Vollversammlung zur Lage der Kinder bietet die Chance, die Weichen für die Verbesserung der Lebenssituation der rund 2,1 Milliarden Kinder und Jugendlichen weltweit zu stellen, und gegen die verbreitete Missachtung der Kinderrechte mit einem globalen Aktionsplan vorzugehen. Der Gipfel ist auch eine Antwort auf die Anschläge vom 11. September 2001. Denn Investitionen in die Zukunft der Kinder sind die beste Strategie gegen Hass und Gewalt. „Armut und Hoffnungslosigkeit lassen sich nicht mit militärischen Mitteln besiegen. Eine friedliche Zukunft wird es nur geben, wenn alle Kinder in Sicherheit aufwachsen und ihre Fähigkeiten entfalten können,“ erklärte UNICEF-Botschafter Sir Peter Ustinov.

Bis heute haben die Regierungen die ehrgeizigen Ziele des ersten Weltkindergipfels von 1990 nicht verwirklicht. Noch immer sterben nach Untersuchungen von UNICEF jährlich fast elf Millionen Kinder vor ihrem fünften Lebensjahr, die meisten an vermeidbaren oder behandelbaren Krankheiten wie Durchfall und Masern. 150 Millionen Kinder sind chronisch mangelernährt und fast 120 Millionen Kinder werden nicht einmal eingeschult. „Insbesondere die Millionen vergessener Kinder, die in Kriegsgebieten oder in extremer Armut aufwachsen, sind in ihren Überlebens- und Entwicklungschancen bedroht. Der Weltkindergipfel muss die Bildungsangebote und die Gesundheitsversorgung dieser bisher kaum erreichten Kinder verbessern und sie vor Ausbeutung und Gewalt schützen,“ erklärte Reinhard Schlagintweit, Vorsitzender von UNICEF-Deutschland und Mitglied der Deutschen Regierungsdelegation.

Zum Weltkindergipfel werden rund 70 Staats- und Regierungschefs und über 1.000 Vertreter von Nichtregierungsorganisationen in New York erwartet. Zum ersten Mal in der Geschichte der Vereinten Nationen prägen Kinder und Jugendliche selbst eine Vollversammlung entscheidend mit. Vor dem eigentlichen Gipfel werden vom 5.-7. Mai über 300 Heranwachsende in einem Forum ihre Forderungen an die Regierungen formulieren, darunter auch vier Jugendliche aus Deutschland. „Alle Kinder müssen zur Schule gehen können – besonders Mädchen werden in vielen Ländern benachteiligt. Hier müssen die Länder sehr viel mehr tun und vor allen Dingen Geld bereitstellen,“ sagte Konstantin Stern aus Berlin (15), jugendliches Mitglied der deutschen Regierungsdelegation.

Kinderrechte sind Menschenrechte

Anlässlich des Weltkindergipfels weist UNICEF besonders auf die fortdauernde Missachtung elementarer Menschenrechte von Kindern hin.

Kinder im Krieg

Trotz zahlreicher internationaler Verträge und Schutzbestimmungen werden immer mehr Kinder Opfer von Kriegen und bewaffneten Konflikten. Im vergangenen Jahrzehnt starben dabei zwei Millionen Heranwachsende, sechs Millionen wurden verletzt. Häufig werden zivile Einrichtungen wie Schulen und Gesundheitsstationen zum Schauplatz bewaffneter Auseinandersetzungen.
  • Seit September 2000 wurden zum Beispiel in den palästinensischen Autonomiegebieten 166 Schulen zerstört oder beschädigt. Über 265 palästinensische und 52 israelische Kinder- und Jugendliche wurden seither getötet. Mehr als 7.000 palästinensische Heranwachsende wurden zum Teil schwer verletzt.
  • In über 30 aktuellen Konflikten werden rund 300.000 Kinder und Jugendliche als Soldaten missbraucht. Die weltweite Verbreitung von rund 530 Millionen Kleinwaffen wie Sturmgewehren und Maschinenpistolen macht es Erwachsenen leicht, Kinder zu rekrutieren.
  • Kriegsparteien setzen immer häufiger die Vergewaltigung von Mädchen und Frauen als Waffe ein. Im westafrikanischen Sierra Leone zum Beispiel vergewaltigten 1999 marodierende Banden in der Hauptstadt Freetown Tausende Mädchen.
Kinderarbeit: Grenzenlose Ausbeutung

Weltweit müssen rund 250 Millionen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren arbeiten, um zum Lebensunterhalt ihrer Familien beizutragen. Über 60 Millionen dieser Kinder arbeiten unter extrem ausbeuterischen Bedingungen – als Zwangsarbeiter, Schuldknechte, Kindersoldaten oder Prostituierte.
  • Millionen Mädchen und Jungen sind Opfer kommerzieller sexueller Ausbeutung. In Asien werden jedes Jahr aufs Neue eine Million Kinder in die Prostitution gezwungen.
  • Immer mehr Heranwachsende werden Opfer von Kinderhandel. Allein in Westafrika werden jedes Jahr schätzungsweise 200.000 Kinder und Jugendliche von Kinderhändlern als billige Arbeitskräfte an Plantagen oder in fremde Haushalte verkauft.
  • Insbesondere das Schicksal der Millionen Hausmädchen wird bis heute kaum beachtet. Sie arbeiten bis zu 15 Stunden am Tag und sind von der Außenwelt abgeschnitten. Meist erhalten sie keinen Lohn und wenig zu essen. Nicht selten werden sie geschlagen oder müssen sexuelle Übergriffe erdulden.
Die Situation der Kinder ist Maßstab für den Zustand einer Gesellschaft

Der Weltkindergipfel muss verbindliche Schritte zur Umsetzung der Kinderrechte für die kommenden Jahre verabschieden:
  • Die Regierungen und Konfliktparteien müssen den Schutz von Kindern in Kriegsgebieten verbessern.
  • Menschenrechtsverletzungen an Kindern müssen aufgedeckt, verfolgt und bestraft werden.
  • Alle Regierungen müssen endlich zu ihren Verpflichtungen stehen, Kinder vor wirtschaftlicher und sexueller Ausbeutung zu schützen.
  • Die internationale Entwicklungshilfe muss mehr Mittel für die Grundversorgung armer Familien und ihrer Kinder bereitstellen, zum Beispiel für Schulbildung.


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